Gustls und Luises Briefe – 3. Etappe Traunstein

So, für alle, die hier neu gelandet sind, der Einstieg in diese wunderschöne und manchmal auch traurige Reise in die Vergangenheit ist hier: Gustl und Luise schreiben sich wieder Briefe – Sneak Preview.

Und allen, auch denen, die die ersten Teile schon gelesen haben, ein freundliches „Grüß Gott“ auf dem Weg ins karwinkelige Haus und ins militärische Chiemgau. Los geht’s.

Traunstein, den 3. 4. 40

Liebste Luise!

Habe eben Deinen lieben Brief erhalten, datiert vom 1.4. auch Deine lieben Zeilen vom Sonntag habe ich auch erhalten. Du wirst inzwischen meinen Brief erhalten haben und nicht wenig überrascht gewesen sein. Leider kommt ein Urlaub jetzt nicht in Frage und ich glaube es ist auch im Moment nicht so wichtig. Ich bin hier gut aufgehoben und es geht mir soweit wieder ganz gut. Im Übrigen ist die Urlaubsperre bei der Kompanie wieder ganz streng & niemand darf in Urlaub. Nun was den Hauskauf anbetrifft, so macht nur ruhig einmal weiter.

10000.- ist richtig und auf dieser Basis kann man auch verhandeln. Eine Vollmacht kann ich auch beschaffen wenn es notwendig ist. Alles andere mündlich. Auch ist auf dem Haus noch eine Hypothek, die stehen bleibt. Ich war trotzdem, daß ich schon ahnte, daß Herr Voltz schlimm daran ist, sehr überrascht, daß er so schnell gestorben ist und ich glaube auch, daß es sehr schlimm um die Frau steht. Es kommt nur darauf an, ob sie es aushält & nicht auch krank wird. Wenn es notwendig sein soll, dann nimm den Opa am Sonntag mit, aber nur wenn es wichtig ist, sonst freu ich mich schon darauf, mit Dir einige Stunden beisammen sein zu können. Leider ist es nicht so schön wie das vergangene mal aber es geht leider nicht anders. Alles Andere werde ich mündlich besprechen. Hoffentlich bis Du gesund und es geht dir sonst gut. Eben war der Arzt da und hat sich wirklich recht freundlich mit mir unterhalten. Ich kann nur sagen, daß ich es gut erraten habe und daß ich froh sein kann, daß ich hier bin. Die anderen habe nichts zu lachen, da pfeift ein fader Wind.

Sei nun recht herzlich gegrüßt und tausend Küsse und Grüße an Alle Dein Gustl!


Feldpost

Schütze
August Weidemann
Landesschützenkompanie 44/VII
in Traunstein i/Obb
Lager Empfing
z., Zt. Res. Hauptlazarett II
Kaufmän. Erholungsheim
Traunstein
Wasserburgerstr.

Obermenzing 4. IV. 40
Vormittag 10 Uhr

Liebster Gustl!

War sehr überrascht und zugleich traurig als ich deinen lb. Brief erhalten hatte. Ich bin sehr besorgt um deinen Gesundheitszustand. Hatte mich doch schon so sehr auf ein gesundes frohes Wiedersehen gefreut. Es ist mir oft so, daß wenn man sich auf etwas ganz besonders freut, kommt etwas dazwischen. Nun auf jeden Fall freue ich mich daß ich dich besuchen darf & werde wie du wünschst am Sonntag dich besuchen. Aber Bücher denke ich werde ich nicht mitbringen, denn die sollen nur warten mit der Steuer und deine Gesundheit geht vor. Inzwischen wirst du von mir verschiedene Briefe auch Zeitungen bekommen haben. Herr Volz ist wieder abgereist, seine Mutter muß allein im Haus bleiben, da er sie vorerst nicht unterbringen kann. Alles andere mündlich. Hoffe daß dich mein Besuch nicht zu sehr aufregt und freue mich schon unendlich drauf. Heute ist es wieder sehr kalt. Solltest du sonst noch Wünsche haben in Bezug auf Wäsche Kuchen Lesestoff oder sonst noch etwas, dann schreibe es noch, daß ich es mitbringen kann. Wirtschaftsgr. Einzelhandel ist eine Zahlung v. 54.20 gekommen z. Zahlg Hälfte 1. 4. u. 1. X. soll ich es im ganzen bezahlen, oder überhaupt noch nicht? Fa. Oma Wollgarnfabr. Alfr. Kelker soll ich 1260 Punkte für 18 Kilo Wolle einsenden für freundl. erteilten Auftr. & ich habe doch gar keinen gegeben & weiß auch nicht was ich für Wolle bekommen soll. Werde halt warten bis wir uns gesprochen. Also auf Wiedersehen Alles Gute Deine Luise

Traunstein, den 5. April 1940. Sonntag
nachmittag ½ 3 h.

Mein allerliebstes Luiserl!

Sitze bei schauderhaftem Regenwetter und Radiomusik in meiner Stube und will Dur nun einen Brief schreiben. Habe heute mittag Deinen lieben Brief mit den Bildern erhalten. Leider ist das Deine für mich nicht gut, wie Du selbst sagst. Es ist sehr ungünstig aufgenommen, aber für mich ist es eine freudige Überraschung gewesen, denn ich habe garnichtmehr darangedacht, daß ich noch ein Geburtstagsgeschenk bekomme. Die Hauptsache ist, daß Du es bist und wenn ich Zeitlang habe, dann hole ich Dein Bild heraus und halte stille Zwiesprache. Otti ist ausgezeichnet getroffen und sage ihm, daß mich sein Geschenk sehr gefreut hat, nur muß er das nächste mal noch schöner schreiben. Gestern habe ich ein Päckchen an Dich abgesandt, mit einem kurzen Brief. Hoffentlich ist es das Richtige für Otti. Wenn Du eine Zieharmonika kaufen willst, dann wäre es meiner Meinung nach schon gut, wenn Frl. Schletterer mitgehen kann, auf jeden Fall soll sie wenigsten 48 Bässe haben. Daß man welche kaufen kann, glaube ich bestimmt. Hier in Traunstein giebt es schon noch welche, dann wird es auch noch welche in München geben.

Diese Ziehharmonika habe ich noch! Ich habe immer gedacht, das „Akkordeon“ wäre dem Großonkel Willi seins, wegen diesem Foto hier links. Aber da hat er sich wohl das Teil von seinem Neffen gegriffen! Mein Vater hat mir davon niemals etwas erzählt, ich wusste bis jetzt nicht, dass er jemals ein Instrument gelernt hat. Und ich habe es bei der Hausauflösung auf dem Speicher gefunden und so ist es jetzt hier bei mir gelandet.

Aber jetzt weiter mit Gustl:

Ich habe immer auf die Sendung gewartet, wegen Pfingsten, konnte aber nichts hören, es kann auch sein, daß ich dieselbe überhört habe, da ich einmal abschalten mußte, um den Apparat von der Schreibstube in unser Zimmer zu bringen. Ich schlafe nämlich bei unserem Schreibstuben “Obersten“ und habe es auch in dieser Beziehung besser. Auch brauche ich jetzt als Schreibstubenstift nicht mehr putzen & wischen. Das mit Pfingsten ist bitter. Ich glaube kaum, daß es etwas mit Urlaub wird, da müßte es schon ganz dumm gehen. Nach Pfingsten ist es eher möglich. Ab 20.5. soll die Urlaubssperre aufgehoben werden, wenn nicht bis dahin wieder eine neue Sperre verhängt wird. Liebe Luise, Du schreibst, der Besuch sagt, du solltest dich an den Bürgermeister wenden. Ich verstehe nicht wie Du das meinst, wegen Urlaub, oder wegen einem Gesuch? Bei uns ist in allen Sachen der Bezirksinspektor zuständig. Das in einem großen Ort immer so. Früher, wo Menzing allein war, ist der Bürgermeister zuständig gewesen und jetzt der Bezirksinspektor, das ist sozusagen der Vertreter des Bürgermeisters im Bezirk. Die Gebühr für Lagerei Berufsgenossenschaft ist schon zu bezahlen, das ist der Jahresbeitrag für die Reichsunfallversicherung. Ich hoffe, daß wenn ich keinen Urlaub bekomme, daß Du wenigstens kommen kannst. Sollte es so nicht gehen, dann schreibe mir sofort, dann besorge ich eine Bestätigung von der Kompanie, daß ich hier bin und zur Zeit keinen Urlaub bekomme und Du mußt sagen, daß Du wegen geschäftlichen Angelegenheiten zu mir fahren mußt und nur Sonntags Zeit hast. Ich hoffe, es wird schon gehen. Hoffentlich haben wir auch schönes Wetter, daß wir wieder einige schöne Spaziergänge machen können, wie das letzte Mal. Ich gedenke auch noch der schönen Stunden, die wir verlebt haben. Wir werden dann wieder ganz allein, zu Zweien sein und ich freue mich heute schon darauf. Nimm aber auch etwas mit, was geschäftlich zu erledigen ist, damit ich wenigstens etwas für Dich tun kann und dir nicht alles an Arbeit bleibt. Du hast sowieso soviel zu tun, daß es nicht leicht ist, um einigermaßen fertig zu werden. Pommer wird wieder große Reden gehalten haben? Ich warte andauernd, bis es zu regnen aufhört, weil ich noch abgehende Post zur Bahn bringen muß, aber es zieht immer noch stärker an und es ist schon 4h. Auch möchte ich zugleich diesen Brief mit aufgeben, dann bekommst Du ihn vielleicht schon morgen früh. Mein Schreibstuben-Vorgesetzter hat eine Leica und sagt, das sei das Beste was man sich kaufen könnte, auch sei es etwas, was den Wert nicht verliert und eine gute Geldanlage. Wenn Du in die Stadt kommst, dann schau einmal, ob Du eine kaufen kannst. Dieselbe hat Lichtstärke 1 zu 2 und kostet „allerdings“ über 300.- aber es ist etwas „Erstklassiges“ Eventuell bei Häring, oder bei Lusian Reiser, Neuhauserstr. Oder Photo Schaje Maximilianstr. Ecke Herrenstr? Das weiß ich nicht genau, oder bei Obergaßner Kaufingerstr. Gegenüber. Roman Mayr, oder sonst in einem Photogeschäft. Wenn es möglich ist, auch gleich eine passende Tasche dazu. Vielleicht ist heute gar Konrad schon in Urlaub, denn es hat mir auch geschrieben, daß er Anfang Mai in Urlaub kommt, da könnte es schon sein, daß er diese Woche schon gefahren ist. Auch könnte es sein, daß er von Draußen keinen Urlaub mehr bekommt und gleich versetzt wird. Habe heute gehört, daß die Rosenheimer Landesschützen nach Berchtesgaden gekommen sind. Da wäre es schon möglich, daß wir uns treffen könnten, wenn er eventuell dorthin kommen würde. Es regnet immer noch in Strömen und ich kann noch immer warten um meine Post an Ort & Stelle zu bringen.

Bin heute den ganzen Tag noch nicht aus dem Lager herausgekommen und habe den ganzen Vormittag in der Schreibstube zu arbeiten gehabt, aber ich hoffe, daß es dafür morgen nicht soviel zu tun giebt. Gestern abend war ich mit dem „Klostermann“ Neuhaus im Café und haben Abschied gefeiert, da er am Montag entlassen wird. Ich wäre lieber mit Dir dort gewesen das wäre schöner gewesen und meine Gedanken waren bei Dir, Du wirst um diese Zeit gerade beim kassamachen gewesen sein und ich hätte Dir so gerne gehalten. Auch diesen (Neuhaus) soll ich einmal, wenn der Krieg aus ist, besuchen. Es ist heute in den Zimmern kalt und wenn es nicht zu regnen aufhört, dann muß ich mir noch einheizen. Habe gestern abend mit dem Neuhaus noch einen Spaziergang gemacht und ich freue mich schon, wenn Du kommst, um mit Dir, mein Liebling auch dort spazieren zu gehen es ist ein wunderschöner Weg, ganz abgelegen und immer im Wald, ganz für uns geschaffen. Nur geht er hier vom Lager aus, aber das macht nichts, denn an Pfingsten werde ich sowieso vormittags auf eine Stunde arbeiten müßen und da können wir gleich von hier aus unseren Ausflug ins Grüne, im schönen Monat Mai beginnen. Für heute habe ich alles geschrieben und weiß nichts mehr, trotzdem es immer noch regnet. Ins Kino mag ich heute auch nicht gehen weil sie den Wildwestfilm geben und ich werde mich dann früh in die Klappe hauen. Recht viele innige Busserl und recht herzliche Grüße auch an alle besonders Otti & Peterl, Oma, Opa & Anni mit Kindern, bis auf ein baldiges frohes Wiedersehen

Dein Gustl


Obermenzing Donnerstag [5. 4. 40]
Vorm. 11 Uhr

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief erhalten. Es ist seit gestern ein scheußliches Wetter und regnet unaufhörlich Tag und Nacht. Dein Brief freute mich sehr, sehe ich doch, daß bei dir alles in Ordnung ist. Politisch sind solche Fortschritte, daß man aus dem Staunen nicht herauskommt. Man hofft, daß es bald ein Ende gibt. Was mein Kommen betrifft so muß sich natürlich das Wetter ändern und ich habe den Plan gefaßt, dann unter der Woche zu kommen vielleicht Donnerstag & Freitag, denn nächsten Sonntag also in 8 Tagen werde ich wohl nicht gut beisammen sein und reise dann nicht gerne. Schreib mir noch was ich zusammen zählen soll, dann bräuchte ich das große Buch nicht mitnehmen, außer es muß sein, dann bring ich es selbstverständlich mit. Deine Mutter hab ich seit ich bei dir war selbst noch nicht gesprochen und ich denke sie wird schon noch anrufen. Habe von Fa. Wilz Schuhe bekommen, doch mit der Rechnung stimmte es nicht überein. Statt 15 paar warten es nur 12 p. jedoch 2 p. Stiefel die waren überhaupt nicht auf der Rechnung. Nun habe ich um Bericht.[igung] der Rechnung geschrieben & habe noch 6 Bestellscheine für Arbeiterstiefel beigelegt die ich noch über hatte. Danach ist mir erst eingefallen, daß die wohl Arbeiterstiefel nicht machen, habe es verwechselt mit Fa. Rinne, wenn sie keine haben, werden sie mir die 6 Scheine schon wieder schicken. Wie viel % muß ich bei der Begleichung der Rechnung eigentlich abziehen, da ich auf alten Rechnungen gesehen, daß du einmal 8 % abgezogen hast. Aber 3 % wird wohl recht sein? Die Schuhfabrikanten bringe ich halt immer durcheinander und weiß nie recht, was sie fabrizieren. Habe eben eine Karte bekommen, daß ich mich bald an der Punktannahmestelle einfinden soll, scheinbar stimmt etwas nicht, vielleicht bei der letzten Ablieferung der 10000 Punkte. Auch Socken sind vom Wenzel gekommen, kann mich nicht erinnern sie bestellt zu haben. Einfache graue Socken & Schweißsocken, auch weiß ich dann immer nicht, wer die Firmen vertritt. Es heißt laut Auftr. v. 8. II. 40 das wäre 2 Tage gewesen, nachdem du wieder fort gemußt hast. Nun jetzt habe ich die Punkte schon eingeschickt. Frau Messinger hat mich gestern 8 Uhr Abends angerufen & mir mitgeteilt, wann sie zu Hause wäre, nicht ohne noch einen kleinen Wunsch für ihre Mutter zu äußern. Werde, wenn ich morgen vormittag an die Punktannahmestelle gehe, bei ihr vorbei gehen. Das Wetter hört nicht auf. Also wenn es besser werden sollte, dann komme ich am Sonntag Mittag ich glaube um ca. 12 Uhr in Traunstein an. Solltest du nicht da sein, dann gehe ich ins Lager. Nur wenn das Wetter so weiter macht komme ich nicht, denn dann wird ja der Laden nicht trocken vor lauter Nässe. Also bis auf recht baldiges Wiedersehen freut sich deine liebe Luise.

Habe schon wieder große Sehnsucht nach dir.


Traunstein, den 5.4.40.

Liebste Luise!

Habe gestern nachmittag Deinen lieben Brief erhalten. Inzwischen wirst Du ja meinen ersten Brief aus dem Lazarett erhalten haben. Um daß Du billiger fahren kannst lege ich Dir eine Bestätigung bei, daß ich hier im Lazarett liege & Du bekommst 50% Fahrpreis ermäßigt, wenn du den Zettel vorzeigst. Wenn Du ankommst, kannst du schon früher zu mir kommen, Sie lassen Dich schon herein. Wir sind voraussichtlich ganz allein im Zimmer, allerdings ist es leider kein Hotel. Entschuldige die Schrift ich kann heute im Bett schlecht schreiben, da ich keine Unterlage habe. Hoffentlich bist Du gesund und mache Dir keine Sorgen um mich, es ist Alles in Ordnung. Wenn ich noch länger im Lazarett bin, habe ich Aussicht auf wenigstens 8 Tage Urlaub. Nur schade, daß ich nicht für Mach nach München gekommen bin, ich denke ich wäre dort geblieben. Vielleicht kommt noch eine andere Gelegenheit. Liebe Luise, nimm bitte einen schwarzen Selbstbinder für einen Kameraden, der bei den Fliegern ist, mit, circa 1.50. Ich muß aufhören, weil gleich Visite kommen wird und daß du den Schein bald genug bekommst. Wenn Du schreibst, kannst gleich die Lazarettadresse aufschreiben, nur ich als Absender schreibe immer meine Kompanie hin.

Herzliche Grüße & Küsse

Dein Gustl


Obermenzing 8. April 40
8 Uhr abends Montag

Liebster Gustl!

Leider komme ich jetzt erst dazu dir zu schreiben. Bin gestern, als ich von dir wegging zu der Frau die mit mir fahren sollte, jedoch sie sagte Ihr Mann hätte noch Ausgang bis 8 Uhr und sie fährt später. Nun mir hatte es nichts ausgemacht, wollte eigentlich nochmal zurück zu dir, aber es wäre auch nur nochmal Abschied von zu kurzer Dauer gewesen und so bin ich gleich auf den 6 Uhr Zug gegangen und gerade noch mitgekommen. Auch war ich in Traunstein als ich die Stufen hinunterging ganz schwindlich es war doch zu lang, da ich nichts gegessen hatte. Im Zug hats mich dann gefroren und mein Magen hat immer ganz laut geknurrt, & ich mußte ständig gähnen. Hatte dann fast 1 Stunde Aufenthalt in München & habe mir im Bahnhof Spinat mit Eier und Geröste gekauft, dann war es mir wieder besser. Bin dann noch gut nach hause gekommen & Mama hatte noch auf mich gewartet dann ging ich zu Bett in Gedanken wir immer noch ganz bei dir. Deine Mutter hatte auch angerufen doch als Rosa sagte ich sei nach Traunstein gefahren da hat sie gleich wieder eingehängt deine Mutter.

Habe ihr heute eine Karte geschickt & ihr mitgeteilt daß ich dich besucht habe & zugleich gratuliert und sie eingeladen. Heute hatte ich gleich unendlich viel Arbeit und wußte nicht wo ich zuerst anfangen sollte. Von Einzelhandel in dem blauen Bücherl stehen wieder allerhand Sachen für Schuhbezugscheine.

No. II werden jetzt ausgestellt für Sandalen, Riemchenschuhe & dergleichen, Bezsch. N. II für Hausschuhe kann man auch Turnschuhe Pantoffel bis zu einer Preislage Herrn 3.- Damen 2,50 Kinder 2.- verkaufen. Einen Kopf dürfte man haben mit klaren Gedanken und nicht trübe wie es bei mir immer der Fall ist. Heute spüre ich es sehr mit den Nerven und da regt mich dann jede Kleinigkeit sehr auf. Eine Frau wollte den Beitrag erhöht von 2.- auf 3.- kassieren für Rotes Kreuz sind oder bist du da wirklich Mitglied? oder Sanitätskolonne, das ist jetzt dem Roten Kreuz angeschlossen. Die Frauen probieren es manchmal bei Frau Hüpperts hätte sie auch kassiert obwohl sie nicht Mitglied ist, dann sagte sie zu ihr sie hätte gemeint es sei Engenburger oder ob sie sich aufnehmen lassen wolle. Schreibe mir also ob du Mitglied bist, denn dann bleibt nichts über, als zu bezahlen. Auch die Arbeitsfront muß wieder bezahlt werden, zuerst hatte es geheißen nicht aber jetzt muß es wieder bezahlt werden. Grad zahlen darf man. Frau Dr. hatte ich auch angerufen, aber sie war leider nicht da, nur das Mädchen & heute erfahren, daß es Nandorflazarett heißt jedoch die Straße wußte sie nicht. Es sei gleich neben Kasernen und sie meint es sei in der Lazarettstraße. Nun genau könnte ich es schon noch erfahren. Wollte eigentlich selbst zu ihr hinfahren, hatte aber mit bestem Willen die Zeit nicht dazu. Otti hatte mich auch im Stich gelassen mit Zettel einschreiben, er hatte vergessen, so mußte ich Samstag noch nachtragen. Auch verschiedene wichtige Zahlungen habe ich herausgeschrieben. Der Umsatz im Monat März betrug 2856,38 wieder weniger, im Februar 3588.66. Heute ist mir die Arbeit wirklich schwer gefallen, denn ich war halt nur bei dir. Hoffentlich ist es dir nicht so schwer gefallen wie mir. Politisch nichts Neues. Schau nur zu, daß du dich recht erholen kannst und daß es gute Nachrichten sind die du mit mitteilen kannst. Peterl hatte zur Abwechslung halber am Sonntag wieder ins Höschen gemacht und ist recht ausgelassen, den ganzen Tag bis er in sein Bettchen muß. Wenn Otti in die Stadt muß, wegen Bücher oder dergleichen dann bringt er immer Peter etwas mit. Natürlich sind es Sachen, die ihm selbst gut gefallen. Puff Paff ein kleines Schiffchen aber bei Peter hat alles nur eine kurze Lebensdauer. Nun muß ich aber Schluß machen & wieder Kassa machen & dann geht es ins Bett. Hoffentlich kann ich einschlafen, denn manchmal will es gar nichts werden also nun sei recht herzlich gegrüßt & geküßt von deiner Luise.

Wann wird der Tag des Friedens kommen

Habe schon wieder Zeitlang, war nur ein Tropfen auf heißen Stein.


Traunstein, den 9.4.40.
Dienstag 10h früh

Liebste Luise!

Inzwischen ist schon wieder ein Tag vergangen, daß Du bei mir warst. Leider war der Abschied zu rasch. Habe heute früh erfahren, daß die Frau garnicht mit Dir gefahren ist, da ihr Mann noch bis 8 h Ausgang gehabt hat. Du wärst also bequemer mit dem Schnellzug gefahren. Gestern war Herr V. bei mir, er hat sich sehr lange aufgehalten und hat sich bereits wieder angemeldet. Auch fragte er mich, ob mir das schon öfters passiert sei und ich sagte ihm, ja, bei der Geburt meines letzten Buben & auch schon nachts, nachdem ich aufgestanden war und vom Bad herausgegangen und du hast es erst in der Früh gemerkt, da ich am Boden weitergeschlafen habe. Ich darf seit gestern aufstehen und es geht ganz gut. V. hätte mich am Sonntag nachmittag besuchen wollen, da er erfahren hat, daß Du auch kommst, aber er konnte leider nicht kommen, da der Dienst hatte und es tat ihm sehr leid. Heute ist der Wiener aus unserem Zimmer nach München gekommen, ins Schwabinger Krankenhaus. Ich habe gestern meiner Mutter eine Gratulationskarte geschickt, hab sie aber frankiert, damit kein Stempel vom Lazarett draufkommt. Ein Sanitäter hat sie mitgenommen und draußen in einen Briefkasten geworfen. Eben ist Post gekommen, aber für mich ist nichts dabei, es kann auch noch nichts dabei sein, denn es ist erst einen Tag her, daß Du bei mir warst. Mir erscheint es schon als eine Ewigkeit. Die Stunden vergehen so langsam. Heute ist Sonnenschein und ich sitze im sonnigen Wintergarten des Lazaretts. Draußen ist es allerdings noch ziemlich frisch. Nun schließe ich mein Schreiben und hoffe, daß Du gut heimgekommen bist und daß Dir der Abschied nicht zu schwer gefallen ist. Das letztemal, wo wir uns in Traunstein trafen, war es allerdings schöner. Nun, wir wollen hoffen daß es wenigstens wieder so wird, oder ich bekomme einen Erholungsurlaub. Sei nun recht herzlich gegrüßt & tausend Küsse Dein Gustl.

Herzliche Grüße an Alle.

N.Z. Wenn Du etwas von „Hesse“ erfährst, dann teile es mir bitte gleich mit, es kann wichtig sein.


In diesem Brief sammeln sich eine Menge Rätsel. Erst wieder der ominöse „V“, von dem schon einige Male die Rede war und es mir nie ganz klar wird, was es mit ihm auf sich hat. Es wirkt so, als müsse man sich gut mit ihm stellen, weil er Einfluß hat, aber in welcher Hinsicht bleibt offen. Luise bewerkstelligt es immer, ihm nie alleine zu begegnen, und überlegt schon im voraus, wie sie das hinbekommt. Er scheint ihr äussert unangenehm zu sein.

Dann sorgt Gustl dafür, dass seine Mutter nicht erfährt, dass er im Lazarett ist und es klingt nicht so, als ginge es ihm darum, sie zu schonen. Ich fühle mich an meine Mutter erinnert, vor der ich auch immer versucht habe, meine Krankheiten zu verbergen, um mich nicht ihrer übergriffigen, mit Vorwürfen gespickten Fürsorge ausliefern zu müssen.

Und Gustls Krankheit? Ich habe nie auch nur in Ansätzen davon gehört und weiß nicht, worum es sich handeln könnte. Ich bin immer davon ausgegangen, dass „so etwas“, also Nervenzusammenbrüche, Anfälle oder auch Luises Nervosität und Schlaflosigkeit, nicht wirklich als Krankheiten oder beachtenswürdige Zustände gesehen wurden. Ich weiß natürlich nicht, wie sie damit außerhalb ihrer Privatheit umgegangen sind, aber alles, was wir heute „psychische Probleme“ nennen, ist in meiner Familie offensichtlich ernst genommen worden und es war da ja auch einiges los. Nicht nur Willi mit seiner sogenannten Schizophrenie.

Da ist das augenzwinkernde Geheimnis um „Hesse“ schon fast harmlos dagegen.

Obermenzing 10. IV. 40
Mittwoch 9 Uhr vorm.

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief erhalten. Inzwischen wirst du auch von mir Post bekommen haben. Auch hat sich politisch seit gestern viel geändert ich denke, daß du unterrichtet bist. Nun hat man wieder Hoffnung, daß doch noch Alles gut werden kann und vielleicht recht schnell geht. Es macht einem gleich ganz anders, wenn man Hoffnung haben kann, wenn man sich auch nicht zu früh freuen darf. Jedenfalls ist mir heute besser als am Montag, da war ich gar nicht gut beisammen. Gestern hatten wir den ganzen Tag den Radio auf denn es waren fortwährend Sondermeldungen. Dafür ist Mama heute gar nicht gut beisammen. Sie liegt noch im Bett & hatte in der Nacht leichtes Gallenbrechen. Sie will vielmehr muß morgen zu Frau Dr. gehen noch lieber ist mir ich lasse sie kommen. Es wäre mir furchtbar wenn sie ärger krank würde, denn in diesem Alter ist immer gefährlicher als bei einem jüngeren Menschen und geschäftlich ist sie mir jetzt mehr denn je nicht zu ersetzen. Nun ich will hoffen daß es nicht schlimm ist. Gestern war deine Cousine Fr. Dr. Vogelrieder bei mir und hat für ihr Töchterchen das jetzt 1 ½ Jahr alt ist neue Schühchen & Sommerhütchen gekauft. Ihr Mann ist Chirurg in Nymphenb. Lazarett auch kennt er Herr Dr. gut und Fr. Dr. von Mama. Sie haben zusammen studiert mit Frau Dr. & er hat 4 Monate Militär als gem. Soldat mit Herrn Dr. H. abgedient in Laufen vor dem Krieg. Man kann nie wissen, wie man einen Menschen oft brauchen kann, du wirst mich doch begreifen.

Von einer Cousine Fr. Dr. Vogelrieder habe ich nie etwas gehört und war schon geneigt, hier einen Euphemismus zu vermuten, aber dann fielen mir die 8 Geschwister ein, die Gustl Vater gehabt hatte, da könnte es natürlich eine Menge Cousinen gegeben haben, von denen ich nie Kenntnis erlangt habe.

Deine Mutter hätte etwas schönes angerichtet und ich hoffe, daß sie zu Tante Marie nicht recht geschimpft hat, das wäre mir peinlich den Rest will sie schicken, da ich nicht gewußt habe, was es macht. Auch haben sie Telefon & kann man anrufen. Mit Tante Marie kam ich mir deshalb darauf da sie am Montag glaube ich bei ihr war und hoffe also, daß sie nichts erzählt hat, das wäre es nicht wert. Habe deine Mutter für kommenden Sonntag eingeladen, da ich unter der Woche nachm. ja nicht da bin.

Das fällt wieder in die Kategorie „Rätsel“. Ich habe schon verstanden, dass Konradine das hatte, was man gemeinhin ein loses Maul nennt, aber welche gefährlichen Geheimnisse hier gehütet werden mussten, leuchtet mir nicht ein.

Nun heute muß ich ja und wenn halt Mama nicht kann, Hilde hinüber schicken. Habe gehört, daß Hertie Schuhe mit Holzsohlen zum Preis von 6.- verkauft und zwar Bata. Hilde ihre Schwester hat sich eine gekauft, sie sollen nett sein, sagt Hilde. Ob wir wohl noch Ware bekommen von Bata. Nun hoffentlich bekommst du Erholungsurlaub. Gestern hat auch Fa. Schneble geschrieben und es müssen auch für Rückstände Bestellscheine eingeschickt werden. Gruppe F und da habe ich keine mehr. Eben wurde v. Hptb. Mü [Hauptbahnhof München] angerufen, daß die Kasse da ist & ich habe mich mit H. Huber ins Benehmen gesetzt, daß er erst kommen soll, da ich hoffe, daß du Urlaub bekommst vielleicht nächste Woche. Die Kasse hätte gleich nach Obermenz. kommen sollen, nun muß Opa hinein, daß sie nach Obermenz. Bahnhof geschickt wird. Auch Fa. Pommier hat inzwischen noch geschrieben. Werde immer gestört bei meinem Brief, daher die schlechte Schrift. Muß Schluß machen da Opa den Brief mitnehmen will. Also alles Gute

auf recht baldiges Wiedersehen deine Luise


Obermenzing Montag abends 10 30 [11. 04.]

Liebster Gustl!

Habe heute Vormittag deinen lb. Brief & nachm. Paket m/Brief von Otti dankend erhalten. Es ist heute sehr kalt und mich friert sehr. Auch glaube ich, daß ich bald nicht gut beisammen sein werde. Nun, lieber Gustl, was Pfingsten anbelangt, so habe ich den Radio schon gehört & so aufgefaßt, daß man nur für großen Städte, wie Hamburg und dergleichen Zulass.K. benötigt. jedoch von verschiedenen Seiten habe ich gehört man braucht überallhin Zul.K. habe Otti heute zum Bahnhof Obermenzing geschickt & als Antwort hat er mitgebracht: er weiß gar nichts der vom Schalter. Habe ihn dann zu Endres geschickt und die Betti wußte auch nicht Bescheid. Rosa hat von Trimb. erfahren daß man schon Zul.K. benötigt. Die Auskunft ist ständig belegt. Nun gehe ich gleich morgen früh zum Hauptb. und denke, daß ich dann die nötige Ausk. viell. gleich die Karte lösen kann. Die Z.Karte bekommt jedoch der der rechtzeitig kommt & man braucht keinen Grund angeben, nur wird eben nur eine bestimmte Anzahl von Karten ausgegeben und ich hoffe, daß ich bestimmt eine bekomme d. h. 2 denn Otti möchte halt gar zu gerne mitfahren, da er einige Tage Ferien hat. Am Samstag hatte Konrad angerufen, daß er bestimmt Dienstag ¾ 8 Uhr in Mü. ankommt. Ausgerechnet war Anni diesmal nicht gekommen, nur Liselotte allein & war ganz aus bei der Anni, daß sie nicht da war. Näheres mündlich. Am Samstag ist Firm. & weiß noch nicht ob ich vielleicht Vorm. hinfahre in die Kirche, andernfalls wollen sie Samstag nachmitt. herauskommen. Heute war ich bei Brüggelmann & war sehr erstaunt als ich Streifeneder sah. Er ist frei geworden, doch auch darüber mündlich, sonst werde ich nicht fertig, wenn ich alles genau berichte. Herrn Messinger habe ich auch gesehen, er sieht aus braungebrannt wie ein Neger. Morgen will ich nach einem Photo Ausschau halten. Nun lieber Gustl sei nicht böse, wenn ich schon Schluß mache, aber heute geht es nicht mehr mit Schreiben, vielleicht schreibe ich dir morgen wieder & weiß schon mehr. Frau Oberst war heute auch da. Also es geht nicht mehr hoffentlich kannst du es lesen & auf baldiges Wiedersehen freue mich unendlich

deine Luise

Das Paket wirst du inzwischen schon bekommen haben? Deine Mutter ist Sonnt. nachmittag noch zu Besuch gekommen. Ich denke, daß es dir schon recht ist, wenn ich Otti die Freude mache & ihn mitnehme. Solltest du doch noch Urlaub bekommen, so rufe sofort an.

Sie war dabei bei der Firmung. Links der verwegene Konrad, daneben seine Tochter – ich muss gestehen, dass ich nicht unterscheiden kann, ob es Lieselotte oder Marianne ist, aber vom Alter her müsste es Lieselotte sein, die zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt war. Ich wüsste nicht, dass ich sie überhaupt mal kennengelernt habe, sie soll sehr verschlossen gewesen sein. Aber mit Tante Luisl war sie wohl vertraut, wenn das Bild nicht lügt.


Oberm. Mittwoch 11 Uhr vorm [vermutlich 11. 04.1940]

Liebster Gustl!

Eben habe ich einen Brief an dich abgesandt. Anbei Kekse, die Rosa in aller Früh für dich gebacken hat. Laß sie dir schmecken. Werde Frau Dr. für Mama kommen lassen. Hoffe auf baldiges Wiedersehen,

Herzliche Grüße & Küsse

von deiner Luise

Darf ich eigentlich dort anrufen, wenn etwas bestimmes wäre? Wenden!

Vielleicht kannst du mir die Rufnummer mitteilen, hoffe aber daß es nicht nötig ist. Habe auch, da gerade frisch Butte & Wurst ein Stück beigelegt hätte auch einen guten Tilsiter gehabt hatte aber Angst die Butter würde den Geruch vom Käse annehmen. Also nochmals alles Gute deine Luise


Traunstein, den 14. 4. 40.
Sonntag 5h

Liebste Luise!

Habe heute mittag Deinen lieben Brief erhalten und hat mich der Inhalt sehr gefreut. Herzlichen Dank dafür. Inzwischen wirst Du auch meinen zweiten Brief erhalten haben. Mich wundert, daß mein erster Brief so lange gedauert hat. Ich glaube wohl, daß Du in Sorge warst, wenn so lange keine Nachricht von mir kam. Ich bin heute leider nicht früher dazugekommen zu schreiben, denn von 1 – 3 h ist Bettruhe und um 3h kam Besuch für mich, der kranke Neuhaus, der im Lazarett war, wurde am Freitag vom Lazarett (nicht für ganz) entlassen & besuchte mich gestern & heute, drum habe ich erst jetzt Zeit gefunden, zu schreiben. Der kleine Schneider, der am Sonntag so lange da war, ist entlassen worden. Mit dem Urlaub wird es, glaube ich leider so schnell nichts werden, denn bei mir geht es ganz langsam vorwärts. Mein Puls ist noch nicht ganz in Ordnung und auch meine Temperatur ist immer eine Kleinigkeit erhöht. So arg es mir ist, nicht heimzukommen, so ist es andererseits doch besser, wenn ich noch eine Zeitlang hier bin, denn da kann ich es eher aushalten, wie bei der Kompanie. Wenn ich erst einmal wieder dort bin, dann wird es so schnell keinen Urlaub mehr geben. Denn von Montag ab ist die Kompaniemannschaft ständig von einer Woche zur anderen unterwegs. 8 Tage in Kufstein, 8 Tage in Traunstein oder 8 Tage in Freilassing und wieder 8 Tage & Fr. und so ändert sich das von Woche zu Woche. Aber immer eher weiter weg von München, wie dort. Nun ich hoffe, daß es doch einmal ein schnelles Ende gibt. Eben war ein Kamerad bei mir und sagte, es wären heute Sondermeldungen gewesen, aber er weiß nicht was. Hoffentlich etwas gutes. Vielleicht bekomme ich für nächsten Sonntag Ausgang, dann könnten wir uns treffen, aber heute kann ich Dir noch nichts mitteilen. Im Laufe der Woche, hoffe ich, schon etwas zu erfahren. Jetzt muß ich zum Abendessen gehen und dann schreibe ich weiter. Ihr werdet jetzt auch gerade alle beisammensitzen. Hoffentlich auch gemütlich? Denn es wäre schon möglich, daß meine Mutter wieder einmal eingeschnappt war, daß sie wegen vergangenen Sonntag wieder eifersüchtig ist. Sollte sie wegen diesem etwas sagen, dann teile es mir nur mit, dann schreibe ich ihr dementsprechend. Eben war die Schwester da beim Messen und wieder ist der Puls & Temperatur noch hoch. Sie sagte, bleiben sie nur noch eine Zeitlang bei uns und es wird schon besser werden, sie sind ja sowieso schon ruhiger wie anfangs. Solange das Geschäft so ruhig ist, gehe ich doch nicht so ab, als wenn das Geschäft in Schwung wäre. Daß die Kasse richtig ist, bin ich froh & wenn alles wieder in Ordnung ist, dann wollen wir noch eine kaufen. Ich glaube, daß ich jetzt gar keine mehr kaufen könnte. Otti ist ja tüchtig, wenn er Dich so unterstützt, das wird wieder etwas für ihn gewesen sein, da wird er es notwendig gehabt haben. Was Du mir von Peter schreibst, ist ja originell da kannst Du sehen, wie schlau der ist. Eines schönen Tages wird er es auch anderen erzählen, was er beobachtet hat, da mußt du Dich in Obacht nehmen. Zeitungen & Lesestoff brauchst Du mir jetzt nicht mehr schicken, denn das bekomme ich jetzt alles hier, im Lazarett. Da geht es oft wild zu, im Unterhaltungsraum, Ziehharmonika wird gespielt und die jungen Kerle sind wie junge Hunde. Eben fällt mir ein, daß ich Konrad seine Adresse nicht mehr habe, da ich Dir damals in Traunstein verschiedene alte Briefe mitgegeben habe und da war seine Adresse dabei. Ist er noch in Böhmen? Das Wetter ist immer noch kalt, aber ich glaube, es wird jetzt allmählich schöner. Wenn es einigermaßen geht, dann schaue ich unbedingt, daß ich für nächsten Sonntag Ausgang bekomme, dann kann ich endlich wieder einmal ganz bei Dir sein, mein Liebling und wir können wieder einmal ein paar glückliche Stunden verleben, ich habe Dich ja so dringend notwendig, es vergeht keine Nacht, wo ich nicht von daheim träume und Du bist bei mir, ganz muß ich Dich haben, dann bin ich wieder zufrieden. Ach es wäre so schön, wenn nur endlich einmal alles gar wäre, aber die Hoffnung ist vorläufig der einzige Trost. Für heute habe ich Dir wieder mein Herz ausgeschüttet und sonst weiß ich nichts Wichtiges mehr. Sei recht herzlich gegrüßt mein liebes allerliebstes Maus und viele, viele Küsse

Dein Gustl!

Viele Grüße an Alle auch einmal wieder an Familie Niggl. Ebenso laß ich für die Grüße von Frau Voltz herzlich danken.


Feldpost
Schütze
August Weidemann
Reservelazarett III
Prinz Ludwig Heim
in Traunstein/Obb.
Wasserburgerstr.

Obermenzing Sonntag [14. 04. 1940]
Abends 9 30

Liebster Gustl!

Komme jetzt erst dazu deinen lb. Brief den ich heute früh erhielt zu beantworten, denn der Besuch deiner Mutter & Anni sind eben erst gegangen. Deine Mutter ist heute mit gefärbten Haar erscheinen, sie sieht besser aus damit. Sie sagt: es ist ihr zu dumm geworden beim Sammeln hätte zu ihr einer gesagt: Gell alt’s Mutterl du tust mir auch was nei in Büchsn und sie sagte na depperts Vaterl jetzt erst recht nit und in der Straßenbahn hättens auch gesagt laßt des alte Mutterl hinsetzen. Nach dir hat sie eigentlich gar nicht viel gefragt, wie es gekommen daß du ins Lazarett gekommen bist noch sonst etwas was mich sehr gewundert hat. Habe ihr zu ihrem Geburtstag 1 p. Strü. & 1 warmes rosa Nachthemd mit langen Arm geschenkt. Auch Frau Volz war heute Nachmittag einige Stunden da. Es ist ja für mich kein schöner Sonntag, nur alte Frauen zur Unterhaltung. Immer denke ich daran, wie viele Sonntage noch vergehen, bis du für immer bei uns sein kannst. Ich wollte, du könntest noch länger im Lazarett sein, da du eine Erholung so nötig hast. Bin immer beruhigt, wenn der Stempel vom Lazarett noch drauf ist und darf dann nicht denken, daß du weit fort kommen könntest. V. ist nicht gekommen und bin ich sehr froh gewesen. Wie wird es weiter gehen? Es hat schon wieder viel Leute das Leben gekostet & ist das einfach schrecklich.

Vielleicht kommt in Frankreich und England doch noch eine Revolution, was ein Kriegsende herbeiführen könnte. Mama ist wieder ganz gut beisammen und bin ich unendlich froh darüber. Auch mir ist wieder besser und wenn eine Möglichkeit besteht werde ich wenn du nicht selbst kommen kannst am Sonntag wieder dich besuchen.

Anni ist z. Zt. wieder ganz verzweifelt. In nächster Zeit soll er ja Urlaub bekommen der Konrad auch hat er am 29. April seinen Geburtstag & ich werde ihm wohl ein Paket oder Geld schicken. Anni hat gehört, daß in einer Fabrik bereits so Goldgirlanden hergestellt werden für Siegesfeiern. Es kann ja sein, aber wie lange halt noch. Bei Liesl ist sie auch gewesen deine Mutter und Willi soll seit 3 Wochen ohne Urlaub zu erhalten wieder bei seiner Truppe sein. Man kann das kaum glauben, nachdem er doch so krank war. Sie mußten am Bauch im Schnee liegen und furchtbar viel exerzieren. Auch ist sie der Meinung, daß sie da er den Krieg schon mitgemacht weit fortkommen sollen dahin wo sie jetzt gebraucht werden, was ich jedoch nicht glaube.

Anni hatte natürlich auch wieder Angst auf das hin was deine Mutter gesagt hatte. Nun hoffentlich hat sie nicht recht, denn sie geht auch nur auf das was sie hört und das stimmt nicht immer genau. Grüße von Herrn Pfeiffer er hatte heute angerufen. Frau Kercher war heute Nachmittag gekommen, da hab ich jedoch nicht aufgemacht. Nun liebster Gustl es freut mich, da du einen netten Arzt hast & vielleicht begutachtet er es auch, daß du einen Erholungsurlaub bekommst. Also nochmals alles Gute wünscht dir deine dichliebende Luise.

Auf recht baldiges Wiedersehen

Wenn du etwas brauchst, dann schreibe es mir gleich. Es soll wieder neue Bezugsch. geben in allen Farben mit genauer Angabe von Schuhen, sie man verkaufen darf jedoch nur in bestimmten Maß.

Otti nimmt sich sehr um die neue Kasse an, auch sonst im Laden.

Dein Brief war für mich heute das schönste Geschenk. Leider kann ich nichts zeichnen wie du weißt.


Traunstein, den 16.4.40
Dienstag 11 h vormittags

Liebste Luise!

Habe eben Deinen lieben Brief vom Sonntag abends erhalten & sage Dir herzlichen Dank dafür. Bei mir ist zur Zeit alles noch beim Alten. Gestern besuchte mich unser Kompanie-Feldwebel & verabschiedete sich zugleich, da er versetzt wird. Ich weine ihm nicht nach, denn er war ein recht grober, spöttischer Mensch. Im Lazarett ist eben ein Feldwebel mit dem ich mich ganz gut verstehe und der bei seiner Entlassung aus dem Lazarett dann bei unserer Kompanie den Posten als Kompaniefeldwebel übernimmt. Ich hoffe, daß diese Änderung von Vorteil ist. Hast Du meine Mutter gefragt wegen Dr. Vogelrieder, hoffentlich hat sie nichts bei Tante Maria gesagt, dann ist ja alles in Ordnung. Ob Willi nicht doch vielleicht schon in Urlaub war und sie haben es ihr nicht gesagt? Ich glaube nicht, daß er von Polen weggekommen ist, denn für Norwegen brauchen sie vorerst, junge, gesunde, kräftige Leute, die etwas aushalten können. Wie man hört, geht es da ziemlich kriegerisch herunter, hoffentlich geht es gut ab und ist wenigstens dort bald der Kampf aus. Heute ist der erste schöne Frühlingstag und ich wollte, Du könntest hier sein vor meinem Fenster stehen die Berge in herrlichem Sonnenglanz und Vögel singen ihre Frühlingslieder, bloß uns ist das Singen vergangen. Sage Herrn Pfeiffer ebenfalls herzliche Grüße von mir. Da wird es am Sonntag schön gewesen sein, wenn die ganze Nachbarschaft versammelt war. Scheinbar nimmt es die Frau Voltz nicht so schwer, daß ihr Mann gestorben ist, es ist ja gut, wenn sie es kann, dann überwindet sie alles leichter. Ob die Goldgirlanden wohl für die Friedensfeiern bestimmt sein sollen? Wenn ja, dann müßte er schon bald kommen, sonst kann man nicht mehr daran glauben. habe heute schon gehofft, daß ich ein Brieflein von Dir bekomme und schon ist er da. Es ist immer eine Freude, wenn man Post bekommt und alles rennt schon, wenn der Briefträger da war. Dass V. nicht gekommen ist, bin ich auch froh, denn ich habe es garnicht so gern, daß er so oft kommt, am liebsten wäre mir, er käme gar nicht mehr. Jetzt geht’s zum Essen & nachher schreibe ich noch weiter.        

Nachmittags 5h

Inzwischen habe ich mein Mittagsmahl & mein Mittagsschläfchen (1 -3h) gemacht & Kaffee getrunken. wenn das so weitergeht, werde ich stinkfaul. Das kann man sich direkt angewöhnen. Bei uns ist ein Kamerad, der kennt Familie Schneider gut und hat auch den Auer gut gekannt. Er selbst lebt hauptsächlich auch nur von Bier & Wein. Es ist der ehemalige Wirt von der Schießstätte und heißt Obermeier. Jetzt ist er in Freilassing bei Salzburg & hat dort eine große Gaststätte. In der Früh zum Kaffee trinkt er 2 Halbe Bier, dann gibt’s den ganzen Tag Bier, bei jeder Gelegenheit und abends noch Wein dazu, da halten die Brüder richtige Saufgelage ab, da geht’s zu wie im Hofbräuhaus. Eben war ich beim Messen immer noch gleich hohe Puls-Fiebermaße. Hoffentlich kann ich da am Sonntag ausgehen, daß sie mir nicht dazwischen machen. Ich freu mich schon heute darauf. Liebe Luise, bringe am Sonntag die Umsatzsteuervoranmeldung mit und schreibe den Märzumsatz auf & den Gesamt-Wareneingang vom März, dann kann ich die Voranmeldung ausfüllen.

Vielleicht hast Du sonst noch eine Arbeit, die ich machen kann, ich hätte leicht hier Zeit, verschiedene kleine Arbeiten zu erledigen. Wenn du am Sonntag kommst, dann nimmst Du dir gleich ein Zimmer, wo wir das letzte mal waren mit einem Bett und dann kaufst du dir gleich ein Menu, damit Du nicht wieder hungrig bist, wie das letzte Mal. Ich gehe dann vom Lazarett gleich zu Dir hin dann können wir uns bis 5h oder 6h, das weiß ich noch nicht, unterhalten und du brauchst nicht lange herumlaufen & hast gegessen bis ich komme. Wenn du genügend Zeit hast, dann kannst du von Sonntag auf Montag hier übernachten. Das können wir immer noch besprechen, wenn du bei mir bist. Hoffentlich geht der Zug. Nun glaube ich habe ich alles Wichtige mitgeteilt und hoffe, daß Du gesund bist und daß es Dir soweit gut geht. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt bis auf ein recht frohes, gesundes, baldiges Wiedersehen. Viel herzliche Grüße an Alle Dein

Gustl.


Obermenzing Dienstag [16. 04. 1940]
Früh 9 Uhr

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief vom Sonntag erhalten, welcher mich unendlich gefreut hat. Mein erster Blick gilt dem Stempel vom Laz.[arett] und wenn ich sehe, daß er noch drauf ist dann bin ich froh. Auch freue ich mich unendlich auf Sonntag wo wir uns bestimmt sehen werden, auch dann wenn du keinen Ausgang bekommst, denn es ist besser so, als wenn du dann  entlassen würdest und gleich wieder zur Kompanie zurück müßtest. Ich habe auch große Hoffnung, daß es nicht mehr lang dauern soll, andererseits wie immer sind Sachen die einen sehr beunruhigen. Heute steht in der Zeitung daß in den Kirchen und Kapellen Luftschutzkeller eingebaut werden müssen und wenn es doch bald gar werden sollte, wäre das doch nicht mehr notwendig. Wegen deiner Mutter kannst du diesmal beruhigt sein, denn wie ich dir schon mitgeteilt hat sie gar nicht viel gefragt und war sehr vergnügt, ich glaube das macht das Haar aus. Ich denke, daß sie nächsten Sonntag gar nicht kommt und wenn dann bin ich eben nicht da. Auch Niggl werde ich die Grüße bestellen. Er ist ein ganz schlauer. Zu Opa hat er gesagt er solle sich setzen er hätte etwas zu besprechen. Er hat einen Oberfeldwebel dem möchte er seine Küche geben und da das Geschäft ruhig ist ob wir nicht 1 Zimmer abgeben würden das möchte der noch dazu zu seinen Möbeln einstellen. Wenn der Krieg aus ist, denn würde er wieder ausziehen. Opa hat ihm gleich gesagt, daß das wohl nicht in Frage kommen wird und er will es sagen. Er will ihn trotzdem nehmen & dann eben noch etwas frei machen, wir er das macht weiß ich nicht, mit mir hat er darüber noch nicht gesprochen da ich vorige Woche nicht drüben war und erst heute wieder hinüber kann. Er will sagen, wo er hin kann und mit der vielen Arbeit hat er es nicht. Es sind ständig Leute zur Unterhaltung bei ihm. Nun ich denke, daß du auch nicht wünschst, auch müßten wir ins Klosett dann außen herum um das Haus und wüßten nicht wohin mit der Ware & das Telefon. Vielleicht macht er es auch damit wir eher die Küche noch dazu nehmen. Heute sind Regatts von Fa. Lütz gekommen, habe nicht gewußt daß solche kommen und vor ca. 14 Tage bei Leutze welche gekauft. Auch die Schuhe von Rinnl sind gekommen. Die Kasse macht mir Freude und ist gleich weniger Arbeit und stimmt besser, da man es mitschreibt, wenn Ausgaben sind kann nicht mehr vergessen werden. Ach es wär so schön, wenn du wieder da sein könntest. Schreibe auch was ich alles mitbringen soll, wenn ich am Sonntag komme, ich meine was zu essen, den zum Arbeiten bringe ich nichts mit für die kurze Zeit die wir zusammen sind, soll uns allein gehören. Eine Zigeunerin soll wieder mehrmals gesagt haben, das am 2. Mai der Krieg zu Ende ist. Meinen Brief den ich noch am Sonntag Abend geschrieben, wirst du wohl schon bekommen haben. Peter ist unverbesserlich, auch die Sitzbäder helfen scheinbar nicht und die Schläge auch nicht wenn er halt draußen spielt dann macht er ins Höschen. Sonst ist er ein lieber Kerl & kann man ihm nicht böse sein. Anbei einige Bildchen, die Otti schon länger einmal gemacht hat.

„Regatts“. Das hat gedauert. Wieder mal brauchte es erst die Hilfe der Sütterlin/Kurrent-Gruppe, um dahinterzusteigen. „Kegall“ und „Kegatt“ machten keinen Sinn, aber „Regatts“ stellte sich nach einer Internet-Recherche als eine Art Krawatte heraus. Das passt.

Am liebsten sucht Peter Würmer und wenn sie noch so groß sind er nimmt sie mit der Hand und gibt sie den Fischen. Gestern vormittag war ich bei Büttel & Railling das Einkaufen ist nicht schön, da man die Sachen, die man nötig braucht nicht aussuchen darf und nur aufnotiert werden trotz der Punkte. Ich habe schon gesagt, daß sie mir nur bessere Babysachen schicken sollen. Auch die Sache mit dem Impfschein ist nun erledigt. Ein Dublikat wurde mir zugeschickt. Mama ist wieder gut beisammen & kann auch die Kasse schon bedienen. Otti hatte ihr gestern Abend wieder Unterricht erteilt, was ihm besonders gefällt. Eben kommt Peter zur Tür herein, das Höschen voll und sagt nich haun. Er hat auch Katharr zur Zeit. Es ist zum Verzweifeln, aber vielleicht kann er doch nichts dafür und wird noch werden. Die Feldpostnummer vom Konrad lautet immer noch gleich: Gefreiter Konrad K, P. Prag 01894

Auch ein Bild mit Herrn Lamprecht hat er geschickt. In München sollen verschiedene Hellseherin & Wahrsagerin verhaftet oder bestraft worden sein. Beim Gröll sind sie auch gewesen, aber es war in Ordnung, da er ja nur Schriftdeuter ist. Also nun weiß ich wirklich nichts Neues mehr. Meine Sehnsucht ist immer groß nach dir und hoffe daß die Tage schnell vergehen bis wir uns sehen. Werde wohl wieder den Zug nehmen müssen 955 geht er in München ab und denke daß die Ermäßigung schon noch gilt. Ich bin dann so nach 12 Uhr in Traunstein angekommen. Wenn du nicht selbst am Bahnhof bist, dann komme ich gleich ins Lazarett, da kann man sich auch nicht übersehen am Weg. Wenn ich nach München fahre und sehe einen Soldaten in deiner Figur, dann schaue ich immer ob du es nicht bist. Da stimmt das Sprichwort wirklich: Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide. Aber ich bin ja nicht allein mit meinem Kummer & solange du da bist geht es immer noch und ist man einigermaßen zufrieden. Eben die erste Säuglingskarte gekommen und muß man wieder alles studieren was drauf steht. Alle Augenblick werden neue Listen in der Punktbewertung herausgegeben und kennt man sich oft schwer aus. Es müßte schön sein, wenn man nur einmal für kurze Zeit von dem ganzen Kram nichts wüßte. Also nun wünsche ich dir von ganzem Herzen, daß du dich gut erholst und freue mich unendlich auf unser Wiedersehen.

Recht viele Grüße & Küsse von deiner Luise.

Am Samstag ist der Geburtstag vom Führer ob wohl etwas besonderes sein wird. Friede & immer wieder Friede der Wunsch des Volkes. Das wäre ein Geschenk das die ganz Menschheit glücklich machen würde.

Es sind Aufnahmen dabei, die Otti gemacht hat als ich bei dir in Traunstein war 6 noch von Ostermontag. hoffentlich ist kommenden Sonntag schönes Wetter ich freue mich ja schon so sehr darauf. Von Frau Dettmar habe ich inzwischen nichts mehr gehört.

Also nochmals auf baldiges Wiedersehen

Vor allem das erste Bild gibt mir immer wieder zu denken. Wenn ich jemand in Wehrmachtsuniform sehe, habe ich vor meinem geistigen Auge immer einen von den zutiefst bösen Nazis, Verkörperung des Klischees aus unzähligen Ami-Filmen. Doch das ist der Gustl, der sich tagaus tagein nach seiner Luise sehnt, ihr Blümchen auf die Brief-Kuverts malt und als 40-jähriger Geschäftsmann noch Karriere als Schreibstufenstift beim Militär macht. Ich kriege es nicht zusammen.

Traunstein 17. 4. 40

Liebste Luise!

Habe gestern, nachdem ich meinen Brief abgesandt gehabt habe, Deinen lieben Brief mit den Bildern erhalten. Herzlichen Dank dafür. Leider liege ich seit gestern wieder im Bett, da ich den Katharr habe, aber ich glaube, daß es nicht mehr lange dauern wird, daß ich da bin, denn ich wäre sonst schon heute oder morgen vom Lazarett entlassen worden. Auf jeden Fall bitte ich Dich, liebe Luise, wenn du kommst, dann zuerst ins Lazarett. Gehe aber erst zum Essen. Alles andere mündlich ich kann im Bett schlecht schreiben und dann muß der Brief noch vor 10 h vormittags mit der Post fort, daß du ihn noch früh genug bekommst. Die Bilder sind nett. Leider ist es halt wieder einmal nichts, mit unserem „Stelldichein“. Es tut mir nur für Dich leid, daß Du dich wieder ins Lazarett hereinsetzen mußt. Alles andere mündlich, hoffentlich bis Du gesund, so daß Dir das Fahren nichts schadet. Herzliche Grüße & Küsse

Dein Gustl.

Bring mir die Steuersachen mit


Obermenzing Donnerstag [18.04.1940]
Vorm. 10 Uhr

Liebster Gustl!

Schnell in Eile einige Zeilen. Herzlichen Dank für seinen Brief vom Dienstag. Inzwischen wirst du nochmals einen Brief von mir erhalten haben. Aus deinem Brief sehe ich, daß alles noch beim Alten ist und bin froh darüber. Ich bin glücklich, wenn ich dich am Sonntag wieder sehen darf, auch wenn es nur im Lazarett sein darf. Inzwischen werde ich schon nochmals Nachricht von dir bekommen, ob du Ausgang bekommst oder nicht; denn wenn du keine bekommst, weiß ich nicht, ob ich dann bis Montag bleibe. Heute hat Hilde erzählt, daß gestern der Schutzmann bei ihr war da sie sich nicht gemeldet hat zum Arbeitsdienst. Ob du wohl frei werden könntest wenn Hilde ihren Arbeitsdienst machen muß oder soll ich was machen, daß Hilde dableiben kann. Nun darüber wollen wir uns am Sonntag aussprechen, denn ich glaube ohne Hilde kann es Mama nicht machen, wenn sie auch wieder auf ist. Gestern z. Beisp. war es ihr wieder gar nicht gut. Also wie gesagt alles andere mündlich auch über die Sache Niggl. Es ist dies ein Sohn von Frau den Namen habe ich wieder vergessen, die schwarze die immer bei Frau Weihm. ist, der das Zimmer möchte. Sein Sohn zieht aus. Wenn es für dich von Nachteil ist dann lieber ohne Ausgang. Also warte noch Bescheid wohin ich soll am Sonntag, die Ermäßigung wird wohl noch gültig sein. In großer Sehnsucht & größter Freude aufs Wiedersehen verbleibe ich

Deine Luise.

habe noch verschiedenes zu erledigen, deshalb kein längerer Brief


[22. 04. 1940 Karte]

Liebster Gustl!

Da ich gerade noch ein bisschen Zeit habe zum Zug schnell einige Zeilen. Es ist heute ein herrlicher Tag und es tut mir sehr leid, daß wir nicht beisammen sein können. Ich habe ganz gut geschlafen. Freue mich schon wieder auf unser nächstes Wiedersehen. Es hätte mich sehr gelüstet Dich nochmals zu besuchen. Fahre mit dem Zug 9 14 Personenz. nach München. Also nochmals gute Erholung und viel Glück wünscht Dir von ganzem Herzen

Deine Luise


Traunstein, den 22.4.40. Montag abends
7h

Liebste Luise!

Heute ist kein schöner Tag, obwohl draußen die Sonne lacht, sitze ich hier und bin traurig. Die einzige Freude war deine liebe Karte, die ich heute Nachmittag von Dir erhielt und ich sage Dir herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen. Die gestrigen Stunden war schön, aber zu kurz. Vor einer Stunde wurde ich zum Arzt gerufen und meine Ahnung hat sich bestätigt, es geht bald dahin. Der Arzt sagte es wäre so weit, ich sei wieder hergestellt und der Dienst /Wachdienst sei für mich ganz gut. Dann sagte ich, ob ich nicht von einem Nervenarzt untersucht werden könnte, er sagte dann, das hätte keinen Wert, den das Militär könnte sich keine kostspielige Nervenheilung für mich leisten. Ich sagte dann, das will ich auch nicht, aber vielleicht schreibt er mir einen leichteren Dienst vielleicht Schreibarbeit oder sonst etwas. Er sagte, das sei für mich noch schlechter, ich müßte viel im Freien sein, außerdem könnte ich das in meiner Kompanie machen. Er will aber noch mal überlegen, bis zu meiner Entlassung in den nächsten Tagen, was er tun will. Ich bin also neugierig, was herauskommt. Auf jeden Fall, glaube ich, komme ich nicht für eine Untersuchung nach München in Frage, aber ich hoffe, daß wenigstens ein Urlaub herausschaut. Liebste Luise, es war zu schön gestern und ich habe Dich so lieb, Du hast mich gestern beglückt, leicht hätten sie mir gestern noch Urlaub geben können fast alle waren fort, nur einige waren wir, die da herumsitzen mußten. Ich dachte den ganzen Abend an Dich, wie Du so allein in Deinem Zimmer sitzt und nach mir Sehnsucht hast, auch heute morgen schaute ich immer wieder auf die Uhr und dachte immer, jetzt gehst du auf die Bahn, jetzt geht der Zug, jetzt fährst Du ab u.s.w. hast Du es gefühlt? Es ist heute abend ganz warm und sieht gewitterig aus. Es wären die richtigen Stunden um mit Dir spazieren zu gehen und zusammen zu träumen. Die Vöglein singen so schön und ich könnte fast meinen ich sitze bei uns daheim in Obermenzing im Garten, bei Dir, nur meine engere Umgebung sieht ganz anders aus. Die Kameraden sitzen alle herum, beim Kartenspiel & lesen und ich sitze da, wo wir gestern zusammen in dem Wintergarten gesessen sind. Es geht auf 8 h und ich bin neugierig auf die Nachrichten, ob sie etwas Neues bringen werden. Üben sie schon wieder Militärmärsche und es werden schon wieder dementsprechende Nachrichten kommen leider geht der Brief erst morgen weg, in der Früh um 10 h und es wird gut gehen, wenn Du ihn am Mittwoch früh bekommst.

Bis dahin werde ich schon mehr wissen und Dir eine neue Nachricht zukommen lassen, aber ich wollte Dir heute noch schreiben damit auch Du inzwischen von mir etwas bekommst. Es hat mich dazu getrieben, Dir heute noch zu schreiben und ich weiß, daß es Dich freut, wenn Du von mir wieder eine Nachricht bekommst.

Der Erbhofbauer, der bei mir im Zimmer ist, war so entzückt von Dir und er sagte, ich kann stolz sein auf Dich, das ist eine ganz schöne, schwarze sagte er und wir müssen später einmal unbedingt einmal zu ihm kommen. Er sagte, „aba net dast moanst, blos wega deina Frau, scho a wega dir Gustl, denn du bist a Luada, di mog i‘ a‘“ . Er hatte bis 11 h Ausgang und er hat sich mit seinem Gspusi im Wald richtig amisiert. Nun habe ich Dir alles mitgeteilt, was mein Herz bewegt und schließe mein Schreiben und gehe dann ins Bett und träume von Dir mein Liebling. Sei herzlich gegrüßt und tausend Küsse Dein Gustl.

Viele Grüße an Alle


Obermenz. Unterm. 3 Uhr 23.4.
Nachmittag Dienst

Meine Karte wirst Du wohl bekommen haben. Bin um 9 14 Personenz. abgefahren und nach vollen 4 Stunden Fahrt in München angekommen um 1 Uhr. Die Fahrt war sehr langweilig und werde nächstesmal nur mehr mit Schnellzug fahren. Um 2 Uhr wäre einer gegangen & hätte somit reichl. Zeit gehabt Dich nochmals zu besuchen. Auch war sehr viel Militär im Zug. Neben mir war einer, der einrücken mußte, der hatte im Koffer lauter gefüllte Bierflaschen und eins nach dem anderen getrunken. In Rosenheim hatte der Zug Außenhalt und da hat er dann im Becher verschied. Halbe getrunken. Der muß nett beieinander gewesen sein bis er ankam. Viele mußten nach Freising auch nach Landshut. Es wäre sehr schön gewesen bei diesem herrlichen Wetter beisammen zu sein. Geschäftlich hätte ich auch leicht ausbleiben können, aber allein nützt mich das nicht. Es macht mich noch trauriger. Bin ja neugierig was wird mit dir. Will dir auch mitteilen, daß am 1. Mai kommenden Mittwoch Feiertag ist eine Möglichkeit leicht zu kommen. Aber es wäre so schön, wenn Du kommen könntest. Als ich dann in Obermenzing ankam so nach 3 Uhr kam bald darauf deine Mutter zu Besuch. Habe erst heute Früh die schriftl. Arbeiten nachgetragen, denn gestern war ich sehr müde & hatte deine Mutter noch begleitet. Es freut mich nichts, ich möchte nur bei dir sein. Konrad habe ich einen Brief geschrieben und zu seinem Geburtstag gratuliert. Sonst hat sich inzwischen nichts ereignet. Herr Lämmle ist mit Frl. am Sonntag da gewesen. Er ist immer noch an gleicher Stelle. Freue mich schon sehr auf einen Brief von dir mit guter Aussicht, hoffentlich. Heute ist auch was zum ausfüllen gekommen & ich glaube 5.- Mark für Industr. & Handelskammer Zeitung. X an 4.80 Luftschutz, dann Krankenk. so geht das immer zu. Mit dem Schein ausfüllen für Handelsk. warte ich Jahresumsatz von 1939 wollen die wissen, wird nicht so eilen. Auch ein Zettel zum Bezug von Kohlen kenn ich mich nicht aus, da muß man den Inhalt von Kessel wissen & so verschiedenes, falsche Angaben werden mit Gefängnis bestraft. Auch haben wir doch mehr Lieferanten und warte vielleicht kommst Du doch andernfalls bring ich die Sachen mit bei unserem Wiedersehen. Heute ist auch wieder ein sehr schöner Tag nur recht windig. Bin immer noch in Traunstein mit meinen Gedanken. Nun hoffe auf recht recht baldiges Wiedersehen

                                                             und grüße und küsse Dich

Deine Luise.


Traunstein, den 24.4.40.
Mittwoch 10 h vom.

Liebste Luise!

Habe heute früh Deinen lieben Brief vom Dienstag erhalten und danke dir herzlichst dafür. Du wirst inzwischen auch meinen Brief vom Montag abend erhalten haben. Bei mir hat sich inzwischen noch gar nichts geändert. Gestern nachmittag hatte ich Ausgang und habe ich in einige Geschäfte geschaut wegen Leica Fotoapparate, aber nichts mehr da, alles ausverkauft. Sonst giebt es hier noch manches, was man in München glaube ich nicht so leicht bekommt. Fahrräder, Motorräder, Nähmaschinen u.s.w. Mit den Handelskammersachen wartest Du vorerst, das wird nicht so wichtig sein. Und mit dem Kohlenfragebogen wissen vielleicht am besten die Kohlenfirmen Bescheid. Ich war der Meinung, daß der 9 14 Zug ein Schnellzug sei? Am Montag war nachmittags eine Mutter eines Kameraden da und wollte ihren Sohn besuchen und hatte Schwierigkeiten, bis sie dieselbe hereinließen, da am Montag kein Besuchstag ist. Daß Konrad Geburtstag hat, habe ich wieder ganz übersehen. Aber ich will heute noch schreiben, dann gilt es auch noch. Wenn ich heute schon wissen würde wo ich am 1. Mai bin, dann wär es gut. Vielleicht gar daheim? In Urlaub. Ich bin nur neugierig wies weitergeht bei mir. Gestern sagte überhaupt niemand was zu mir. Heute ist hier auch wieder herrliches Wetter und es wär ein richtiger Frühlingstag zum Ausflug machen. Jetzt wird hier auch alles allmählich grün. Die Kameraden liegen heute schon alle draußen in der Sonne, mir ist es schon zu heiß und ist es mir im kühlen Saal lieber.

Auch kann ich da besser und ungestört schreiben. Auch hier sind wieder gestern viele eingerückt, momentan wird wieder allerhand eingezogen. Heute ist hier ein Bauernfeiertag, der St. Georgstag und da strömen die Leute in die Stadt, man könnte meinen es wäre gar kein Krieg. Nun in den Wirtschaften in Traunstein sieht es anders aus, da sind überall Soldaten einquartiert, wo man hinschaut. Hoffentlich kann ich Dir das nächstemal etwas mehr mitteilen und hat sich bis dahin schon etwas entschieden. Bis es soweit ist, wird wohl da schöne Wetter vorüber sein. aber wenn ich Urlaub bekäme, wäre es gleich, ob schön oder schlecht, nur möglichst lange. Wenn so schönes Wetter ist, wie heute, dann bin ich mit meinen Gedanken immer in Obermenzing und da ist es einem doppelt schwer, daß man hier sein muß und so nutzlos herumsitzt und daheim wär man dringend wichtig. In der Hoffnung, daß ich vielleicht doch nächste Woche bei Dir, daheim sein kann grüße ich Dich herzlichst und viele innige Küsse sendet Dir dein Gustl.

Herzliche Grüße an Alle!


Obermenzing ½ 9 Uhr Donnerstag vormittag. [25. 04. 1940]

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief & gestern deinen anderen erhalten. Habe gewartet mit Schreiben, da ich bestimmt heute mit Brief rechnete. Sehe daraus, daß noch alles beim Alten ist. habe schon immer so leise Hoffnung, daß du einmal unverhofft zur Tür herein kommst. Aber man darf sich ja auf nichts freuen. War gestern bei Phillipp er sagt es sei wesentlich besser nur der Schlaf kann nimmer einschlafen so lange er verschrieb mir wieder Körner die seien sehr gut und ein kaltes Fußbad von 3 Sekunden Dauer am Abend, dann kommt der Schlaf und sie werden wieder ganz gesund. Auch brauche ich nicht mehr zu kommen, ausser es sei etwas besonderes. Mama war dann Nachmittag bei Fr. Dr. Hesse und sie sagte sie brauche unbedingt Schonung für ihren Fuß, damit er nicht aufbricht das wäre ein scheußliche Sache. Sie soll untertags einige Stunden liegen, den Fuß hochgelagert. Sie wolle mit mir sprechen, damit Mama es macht. Ich habe auch gesagt sie soll vormittag länger liegen bleiben, dann ist es doch kein ganzer Tag. Aber sie gibt selbst keine Ruhe, du kennst sie ja. Sonst ist alles in Ordnung. Mit dem Kohlenschein ist es auch so eine Sache, man kann nur mehr bei einem Händler bestellen. Erst bei Großabnahme von 800 Zentner sind mehr zulässig hat jemand zu Mama gesagt. Bei wem soll man nun bestellen. Wir durften und für Untermenzing & Oberm. Maht. & Fischer. Werden die Kohlen für Unterm. eigentl. auf uns. Namen bestellt? Auch habe ich vergessen, dich zu fragen Niggl sagt der Zähler soll auf unseren Namen gehen, wenn er unten ganz herausgeht, da mir später wie du glaube ich schon zu ihm gesagt die Küche dazu nehmen. Er zieht doch oben hinauf. Schreib es aber mir, wie du darüber denkst. Ich weiß auch nicht, wie das dann ist, wenn er inzwischen unten die Küche vermietet. Es freut mich, daß ich deinem Kameraden gefallen habe und ich wollte wir könnten zusammen einige schöne Tage am Waginger See verbringen doch dies ist zu schön um wahr zu sein. Kannst ihm auch Grüße von mir bestellen auch an Gamlich. Als ich am Dienstag in Untermenzing war kam eine Frau Heil Hitler ich bin gleich zu Eis erstarrt, dann sagte sie zu mir Ihr Mann ist doch in Traunstein im Lazarett. Mendorf hatte es ihr geschrieben sie sei eine ganz gute Kundschaft von uns & auch Familie Mendorf. Sie selbst heißt glaube ich Graumiller. Aber man sieht wenn man z. Beisp. was anderes sagen würde ist auch nichts. Also am 1. Mai ist Feiertag und Helmschroth behauptet am 2. Mai auch, da ist Christi Himmelfahrt da auch denn da finden Rennen statt. Ich glaube es noch nicht, denn im Radio hört man nur vom 1. Mai. es wäre herrlich, wenn du da sein könntest, denn was nützen auch die Feiertage wenn ich sie nicht mit dir verbringen kann. Auf jeden Fall, wenn ich am Sonntag hinfahren kann, daß du noch dort bist, dann komme ich, auch wenn ich am Sonntag dann wieder heimfahre. Am schönsten zu zweit heimfahren. Also was wird mir der dritte Brief alle guten Dinge sind 3 hoffentlich stimmts bringen? Also recht viel Glück und ein Wiedersehen in Obermenzing wünscht dir deine Luise.

Ein Kirschbaum blüht schon schön & es wäre die richtige Zeit zu kommen. Auf Wiedersehen auf Wiedersehen.


Traunstein, den 4. 5. 40 [getippt]

Liebste L u i s e!

Anbei übersende ich Dir für Otti das gewünschte Geschenk und hoffe, daß es das Richtige ist. Ich wünsche ihm noch alles Gute und Schöne zu seinem Geburtstag. Es ist eben Samstag nachmittag ½ 5 Uhr und ich sitze in der Schreibstube und bin eben mit meiner Post fertig geworden. Du wirst gerade in Untermenzing sein und auf Kundschaft warten. Mit dem Urlaub an Pfingsten wird es wohl N i c h t s werden und hoffentlich ist es wenigstens dir möglich nach hier zu kommen. Ich habe heute in der Zeitung gelesen, daß man schon vier Tage vorher einen Erlaubnisschein am Hauptbahnhof besorgen muß, um an Pfingsten eine Fahrt antreten zu können. Vielleicht kannst Du einen solchen auch in Obermenzing am Bahnhof bekommen. Am besten nimmst Du einen Brief von mir mit (mit Kuvert) und zeigst ihn vor. Ich habe dann die Möglichkeit, an Pfingsten in Traunstein außer Haus zu übernachten. Sollte es garnicht möglich sein, mit dem Brief etwas zu erreichen, dann versuche es nocheinmal mit dem Lazarett-Ausweis. Sonst ist bei mir alles in Ordnung. Mein Posten macht mir mehr Freude wie die andere Arbeit, die ich bisher machte und wie Du siehst, geht es mit dem Maschinenschreiben ganz gut. Da ich mich im Schreiben üben soll, habe ich mir erlaubt, meinen Brief mit der Maschine zu schreiben. Dass soll aber nicht heißen, daß Du jetzt alle meine Briefe nur mehr per Maschine geschrieben bekommst. In meiner Freizeit werde ich auch meine Post selbst erledigen. Es kommt auch alle Augenblicke jemand und da kann ich auch nicht so schreiben, wie ich will. Aber trotzdem muß ich Dir noch schnell mitteilen, daß ich heute noch der schönen Stunden gedenke, die Du mir durch Deinen Besuch bereitet hast. Ich hoffe, daß es auch an kommenden Pfingsten so sein wird. Von meiner Mutter, wie von Konrad habe ich gestern Post bekommen. Konrad schreibt mir, daß er G.v.H. [GvH: garnisonsverwendungsfähig-Heimat] geworden ist und daß sein Ersatzbatl. In Rosenheim liegt. Da könnte die Möglichkeit bestehen, daß er noch nach Rosenheim kommt und eventuell sogar nach Traunstein, denn ich habe gehört, daß in Rosenheim kein Batl. mehr sein soll, also könnte er sogar nach Traunstein kommen. Hoffentlich bist du gesund und hast die Heimreise gut überstanden. Jetzt muß ich mein Schreiben schließen, denn ich muß noch auf die Post, um meine Arbeit für heute und mein Paket zu erledigen. Sei recht herzlich gegrüßt und viele Busserln Dein

Gustl.

Herzliche Grüße an Alle, besonders an die Kinder und an Anni und ich halte Ihr den Daumen, daß Konrad bald kommt.


Traunstein 7.5.40

Liebste Luise!

Schnell noch vor dem Bettgehen einige Zeilen. Habe Dir am Sonntag einen langen Brief geschrieben & hoffe, daß Du ihn schon in Händen hast. Habe gestern abends Dein Paket erhalten mit Brief und danke Dir herzlichst dafür. Butter brauchst Du mir keinen mehr schicken, da ich jetzt Marken habe. Sonst war ich sehr erfreut über den Inhalt. Es freut einen überhaupt, wenn man ein Paket oder Brief von daheim bekommt, es ist immer ein Stück von zuhause. Sonst geht es mir gut und ich hoffe, daß auch Du, mein Liebling gesund & wohlauf bist und daß daheim alles in Ordnung ist. Mit dem Urlaub ist es nun wirklich -..- nichts ..–…

Aber ich hoffe, daß Du kommen darfst, und daß Du von der hohen Obrigkeit die Genehmigung bekommest. Ich freue mich schon so!!!!! auf den Sonntag, daß ich es nicht sagen & schreiben kann. Hoffentlich kommt nichts dazwischen.

Daß ich nicht heimkommen kann, daran will ich garnicht denken, aber ich wäre schon glücklich, wenn Du, mein liebes Mausi, kommen kannst. Ich hoffe, daß ich morgen von Dir einen Brief bekomme. Tagsüber bin ich immer fest im Geschirr und komme nicht leicht dazu, um für mich eine halbe Stunde herauszuschlagen.

Hoffentlich haben wir am Sonntag schönes Wetter, daß wir ins Grüne gehen können. Sei nun recht herzlich gegrüßt & geküßt bis auf ein recht frohes, gesundes Wiedersehen am Sonntag.

Viele Grüße an alle.

Freue mich schon auf die Bildchen von Otti.


Feldpost

Schütze August Weidemann
Landesschützenbat. 3/510
in Traunstein/Obb.
Lager Haidfort

München 7.V.40
Vorm 10 Uhr Stadt

Liebster Gustl!

Bin eben am Bahnhof gewesen und benötige keine Zulassungsk. nach Traunstein. Werde also bestimmt Sonntag Mittag kommen mit Otti. Jedoch wenn du doch noch Urlaub bekommst wäre es noch schöner. Eine Leica zu bekommen ist wohl aussichtslos, werde es noch in einig. Läden versuchen. Muß jetzt wieder Punkte abliefern. Freue mich schon sehr auf unser Wiedersehen. Herzliche Grüße deine Luise

Solltest du nicht wünschen, daß Otti mitkommt, dann rufe bitte an. Also hoffe auf Brief wenn ich nach Hause komme Also Wiedersehen


Luise  und Otti [08. 05. 1940]

Lieber Papa!

Ich bin bis jetzt noch nicht dazu gekommen mich für dein Geschenk zu bedanken. Es ist das richtige daß ich mir gewünscht habe. Mir gefällt es sehr gut. Auch Peter sagt ich soll doch immer Moto brumm. Ich habe schon viel gebaut es ist sehr interessant. Ich glaube es würde dich auch interessieren. Wahrscheinlich werde ich auf Pfingsten auch kommen. auf ein baldiges Wiedersehen.

Dein Otti!

Dienstag 10 Uhr nachts.

Liebster Papa!

Schnell noch einige Grüße von mir. Habe Vorm. eine Karte aufgegeben, daß ich mit Otti, wenn Du nicht kommst, kommen werde. Habe gedacht, bis ich heimkomme ist sicher ein Brief da von Dir wo Du das Paket bestätigst, wirst es doch bekommen haben. Mit Leihen ist es nichts. Es gibt überhaupt nirgends mehr eine Kamera, werde es Dir mündlich erzählen. habe heute in der Stadt Frau Messinger getroffen, sie läßt dich grüßen. Ein Zufall, denn am Tag vorher hatte ich ihren Mann gesehen. Hoffentlich geht es Dir gut und ich freu mich schon sehr auf die Pfingstfeiertage. Jetzt wird wohl Konrad schon zu hause sein, wenn der Zug nicht recht viele Stunden Verspätung hat. Bin heute sehr nervös und muß zu Bett gehen, da ich alles falsch mache, was ich schreibe.

Also in 5 Tagen sind wir wieder beisammen & können einige Tage glücklich sein. Bis dahin sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von

Deiner Luise.

Grüße von allen Anderen.

Werde jetzt von Dir träumen, habe mir ein Bild von Dir an mein Bett hingestellt.


5 30 Donnerst.

Liebster Gustl!

Schnell einige Zeilen in Eile habe heute Donnerstag deinen lb. Brief erhalten, war lang Montag bis von Donnerstag.

Bin froh, daß es dir soweit gut geht. Gestern Nachm. war Konrad da. Er sieht gut aus & geht ihm soweit gut. Alles andere darüber mündlich. Leider ist bis jetzt noch nicht eingetroffen & werde wohl Pfingsten damit geplagt sein, jedoch nicht zu ändern. Also Liebling ich freue mich ja schon unendlich auf Wiedersehen am Sonntag Mittag 12 Uhr mit Otti. Entschuldige, daß ich nicht mehr schreibe, jedoch Rosa geht grad fort & kann den mitnehmen. Anbei Steuerzuschlag ist unverschämt, bitte erledige es. War heute bei Ortner & bin gut bedient worden auch bei Holzner & Weish. & Steiner war ich auch. Also auf recht baldiges Wiedersehen deine Luise


Traunstein, den 8.5.40.
Mittwoch abends 8h

Liebste Luise!

Habe heute Deinen lieben Brief & Karte erhalten, Herzlichen Dank. Leider ist es endgültig mit Urlaub nichts. Aber es freut mich, wenn Otti mitkommt. Meinen gestrigen Brief wirst Du ja inzwischen erhalten haben, habe heute ein Päckchen von Familie Swoboda-Newgebauer erhalten, anbei beigelegte Karte. Bring sie aber bitte wieder mit, damit ich sie beantworten kann. Sonst geht es mir gut und hoffe auch von Dir dasselbe. Hoffentlich ist bis Sonntag alles in Ordnung, wegen Bahn u. s. w. ich freue mich von Tag zu Tag immer mehr auf die Pfingstfeiertage. Gehe eben mit einem Kameraden ins Kino, ich wollte, ich könnte mit Dir gehen. Aber so habe ich wenigstens eine kleine Abwechslung. Sei nun recht herzlich gegrüßt & geküßt von Deinem treuen Gustl

Viele Grüße an Alle


Traunstein, den 15.5.40

Liebste Luise!

Eben habe ich Dir einen Brief geschrieben und wie er zugeklebt war, habe ich gemerkt, daß ich die Buttermarken nicht hineingetan habe. Nun habe ich noch ein Kuvert & etwas Papier da, und sende Dir also das Wichtige mit diesem Brief. Auch habe ich noch einige Nährmittelmarken da, für die ich nur Gries oder so etwas ähnliches bekomme. Ich glaube, daß Du das eher brauchen kannst wie ich. Sei nun recht herzlich gegrüßt & geküßt Dein Gustl.

Heute war herrliches Wetter. Und es wäre schön, wenn heute Pfingsten wär. Aber hoffentlich kommen noch mehrere schöne Tage, wo Du da sein kannst.

Dein Gustl


Traunstein, den 16.5.40. Donnerstag abends 9h

Mein allerliebstes Luiserl!

Inzwischen wirst Du meine beiden Briefe erhalten haben. Auch ich habe heute Deinen lieben Brief erhalten und hat mich gefreut, daß alles in Ordnung ist, mir tut es nur leid, daß Du soviel Arbeit hast und daß ich halt nicht helfen kann. Die Steuersache habe ich erledigt und bezahle vorläufig nichts, wenn sie die 2.50 kassieren wollen. Auch werde ich nächstens nochmal an das Finanzamt schreiben, um die Vorauszahlung der Einkommensteuer ermäßigen zu lassen. Zigaretten brauchst Du nicht besorgen, wenn Du nicht zufällig welche bekommst, denn ich kann immer welche kaufen, dadurch, daß ich jeden Tag oft zweimal in die Stadt komme. Anbei einige Bilder von unserem Sonntagsspaziergang. Ich hoffe auch, daß bald ein Urlaub herschaut, aber ich glaube, es werden nichtmehr wie 2 Tage sein, denn dadurch, daß ich jetzt in der Schreibstube bin, ist es in einer Beziehung noch schwerer, Urlaub zu kriegen, da ein Mann von den Schreibern versetzt wird und der andere einen 4wöchentlichen Führerkurs mitmacht. Heute hatten wir Schnee, der ganz eigenartig herunterkam, es waren ganz große flache Flocken zum Teil so groß, wie eine Handfläche, was ich noch nie gesehen hab. Wahrscheinlich wird es bei Euch auch Schnee gegeben haben. Eben hören wir die Erläuterung zum heutigen Wehrmachtsbericht und es läßt vermuten, daß es allerhand Menschen gekostet hat. Nun wird der Krieg erst richtig angehen. Hoffen wir, daß es schnell geht, dann wird endlich einmal Friede werden. V. war diese Tage wieder einmal zu Besuch bei der Kompanie und er ist immer der gleiche Schmuser. Er ist hier schon bekannt. Heute haben sie von ihm erzählt, daß er nicht einmal deutsch schreiben kann. Er schreibt statt Gewehr, Gewär u. s. w. von Konrad erhielt ich heute auch noch eine Karte aus Menzing, vom Montag datiert. Wir haben heute abend geheizt und man kann es gut vertragen. Leider habe ich gar keine Ruhe beim schreiben, denn andauernd kommen Kameraden um Rundfunk zu hören, da nur wir einen im Zimmer haben. Um 10h ist wieder die ganze Bude voll. Da kommen sie alle, um die letzten Meldungen zu hören. Die Kinder, die ich fotografierte sind nett geworden und ich werde morgen hingehen um sie herzugeben, vielleicht schaut ein Geräuchertes heraus. Hoffentlich gefallen Dir meine Aufnahmen. Die Verkäuferin hat mir für die nächsten 14 Tage versprochen, zu schauen, da sie einen Photoapparat verkaufen darf. Morgen abend gehe ich vielleicht ins Kino, wenn sie etwas Schönes geben. Dann gehe ich halt allein ins Kino und Du gehst halt auch allein, bis wir einmal wieder zusammen gehen können, dann wird es wieder schön sein und wir sind dann wieder für immer beisammen. Nun gehe ich ins Bett und träume ebenfalls von Dir, bis aufs baldige Wiedersehen.

Nun schließe ich mein Geschreibsel es geht schon auf 10h. Sei nun recht herzlich gegrüßt bis auf ein Wiedersehen in Menzing oder Traunstein und viele Küsse von Deinem Gustl

Auch Grüße an Alle Peterl & Otti


Obermenzing [16.05.1940]
Donnerstag 10 Uhr Vormitt.

Liebster Gustl!

Eben deine beiden Briefe erhalten. Die Karte hat mich ganz besonders gefreut. Auch herzlichen Dank für die Marken. Nun ist schon wieder Donnerstag. Muß täglich auszeichnen und hoffe daß ich bis Ende der Woche wieder nachkomme mit Arbeit. Peter ist nun endlich ganz sauber. er geht von selbst ins Closett und sagt was machen muß ich. Heute ist es schrecklich kalt und Opa hat eingeheizt. Frau Volz ist eben da und muß ich mich nebenbei mit ihr unterhalten, denn ich muß die Zeit ausnützen. Heute sind nochmals Schürzen von Meinintmich (?) gekommen. Morgen muß ich Scheckformulare holen, die ich eben telef. bestellt habe, sonst kann Herr Pfeiffer keine mehr ausstellen. Werde heute noch ein Paket an dich fertig machen. Politisch haben alle Leute Hoffnung, daß es nicht lange dauert mehr. Freue mich schon sehr auf die Bildchen. Meinen kurzen Brief wirst du schon bekommen haben. Sonntag wenn es schön ist, will glaube ich Herr Pfeiffer kommen. Er hatte mich gestern abend angerufen. Nun ist Konrad auch wieder fort, er kommt nach Prag. Will sehen, was Anni spricht, wenn sie kommt. Die Telefonrechnung ist gerade gekommen, lege dir einen Abschrift bei, kann man nicht lesen. Sehe gerade, daß das Gespräch von Konrad ist und stimmt schon das muß Anni bezahlen 8.- drum von Traunstein aus ist das nicht möglich. Sonst nichts Neues mehr. Schicke dir auch ein Closettpapier mit und Milch & Zigaretten. Kann sonst keine bekommen. Aber so viel Rauchen schadet dir schließlich auch, denn ich will doch, daß du ganz gesund zu mir wieder kommst. Was macht der Urlaub. Herr Wendl wurde wegen Geschäft zurückgestellt. Wenn ich sowas höre, möchte ich es wieder probieren mit Gesuch. In Oberm. ist z. Zt. kein Install. mehr da, vielleicht sind sie eingezogen. Auch Schlosser Panner soll fort sein. Otti erzählte mir neulich, daß Archit. Stümper einen Entwurf für die neue Zeppelinhalle gemacht hätte es wäre in der Zeitung gestanden. Am liebsten möchte ich immer weiter schreiben und mit dir mich unterhalten, aber es geht nicht, ich komme sonst nicht nach. Meinen Kassenb. habe ich noch nicht nachgetragen, da noch so vieles anderes zum schreiben habe. Auf dem PostSchKto sind z. Zt ca. 11000 Mark Guthaben

Also nun aber Schluß ein andermal wieder mehr. Sende dir 1000 Küsse und verbleibe bis auf ein baldiges Wiedersehen

Deine dichliebende Luise.

Eine Schuhliste mußte auch wieder ausgefüllt werden & Marie mußte 2 x nach München bis es in Ordnung war, das heißt ich hätte noch denn Umsatz von Schuhen angeben sollen, das kann ich aber nicht, da doch Textil im Umsatz enthalten ist, sie haben es dann so auch angenommen. Man soll wieder neue Bestellscheine bekommen. Das mit der Nummer von Schuhw. über 1000 stimmt schon, das waren die Sandalen was ich gekauft hatte bei Ortner & Schick


Traunstein, den 18.5.40.
Samstag abends 1/9 h

Liebste Luise!

Eben bin ich mit dem Essen fertig, rasiert u. s. w. nun möchte ich Dir noch einige Zeilen schreiben. Dein „Liebespaket“ habe ich mit herzlichem Dank erhalten, auch Deinen letzten Brief bekam ich gestern, herzlichen Dank für alles. Leider habe ich vergessen bei meinem letzten Brief die versprochenen Bilder beizulegen und werde es heute nachholen. Habe momentan viel Arbeit in der Schreibstube, denn es geht allerhand vor und müßen immer wieder Meldungen über K.v. [kv: kriegsverwendungsfähig] Leute gemacht werden, was mich allerdings nicht betrifft. Wen meinst Du habe ich heute, wie ich gerade meine Post aufgebe, getroffen? Herr & Frau Sengeleiter mit Kind. Er in Uniform als Unteroffizier ziemlich volles Gesicht und seine Gattin, auch mollig, gerade das Gegenteil wie früher. Sie haben 3 Kinder, 2 Buben und 1 Mädchen. Sie hat immer noch Ihr Madonnengesicht, blos einen dicken Hals dazu. Wir waren gleich per Du (wir Männer) und inzwischen daß seine Frau am Schalter war, lud er mich ein, für morgen nachmittag zu kommen auf eine Tasse Kaffee und als sie kam, war es ihr peinlich und sie sagte, Du weißt doch, heute mit dem knappen Lebensmitteln, wir können auch zusammen spazieren gehen und wo einkehren. Ich wollte schon gleich bei ihm die Einladung nicht annehmen und sagte nur vorerst zu, zum spazierengehen, aber ich weiß noch nicht, ob ich hingehe, wenn, dann nur, weil er als Unteroffizier vielleicht zu unserer Kompanie kommen könnte und da ist es vielleicht gut, wenn man sichs nicht verdirbt, so ähnlich wie bei V.

Sonntag früh 10 h

Bin gestern nicht mehr fertig geworden mit meinem Brief und schreibe nun weiter. Am Freitag abend war ich im Kino, sie gaben „Der Postmeister“ und Heinrich George ist wieder einmal ausgezeichnet in seiner Rolle. Es ist ein ganz raffiniertes Stück und ich wollte, Du hättest es mit mir anschauen können. Gestern abend mußte ich noch mit dem Kompaniefeldwebel & den Schreibstubenkameraden unbedingt nach Ettendorf mitgehen. Ein Kamerad, der entlassen wurde, stiftete beim Feldwebel für die Schreibstube 5.- Mark und das mußte natürlich gleich versoffen werden.

Bei strömenden Regen sind wir hinauf und oben waren wir 3 Leute und wir zu sechst allein und der Junge, der in unserer Schreibstube war, hatte einen solchen Rausch, daß es nicht mehr schön war. Mein Liebling ich freue mich schon auf nächste Woche auf unser Wiedersehen, aber leider wird es mit einem Urlaub für mich wieder nichts werden und ich bitte Dich halt vorerst wieder zu kommen. Sollte es jedoch sein, daß vorerst noch keine Veränderung kommt, dann schaut vielleicht doch für sonntags zwei Mann von unserer Schreibstube fort müssen, da sie k.v. sind, dann ist es mit dem Urlaub wieder nichts. Ich muß auch heute arbeiten, da viel zu tun ist. Ich sitze schon in der Schreibstube und jeden Augenblick wird der Hauptmann kommen. Eben spielen sie im Radio zum Muttertag und ich gedenke Deiner in Liebe und wünsche Dir nochmals alles Gute und daß Du gesund bleibst und unsere Kinder groß und brav werden. Auch der Oma viele herzliche Grüße und daß sie uns noch lange erhalten bleibt. Ich träum vom Frieden und hoffe daß es doch einmal wieder gar wird mit dem schrecklichen Krieg und daß wir wieder beisammen sein können, dann wird Alles wieder gut und wir wollen das Schreckliche dann wieder vergessen und in Frieden wieder weiterleben.

Es muß ja grauenhaft sein, an der Westfront, die letzte Wochenschau hat einem ein ungefähres Bild vom Krieg gezeigt. Die armen Menschen, die alle nichts dafür können.

Liebst Luise freue Dich nun auf unser bestimmtes Wiedersehen am Sonntag und sei recht herzlich gegrüßt & tausendmal innigstgeküßt von Deinem Gustl.

Viele Grüße an Alle.

Obermenzing Samstag
18. 5. 40

Liebster Gustl!

Habe heute deinen lb. Brief erhalten und habe mich sehr darüber gefreut. Aber Bildchen hast du nicht beigelegt. Schicke sie mir dann das nächste Mal. Gestern ist es mir wieder gar nicht gut gegangen und hatte sehr mit den Nerven zu tun. Ich bin recht gut beisammen, wenn alles seinen Gang geht. Gestern hatte ich Frau Rieg bedient und dann hatte sie mir erzählt leise, daß ich sehr vorsichtig sein solle denn es hätten 4 Frauen bei ihr im Laden sehr über mich geschimpft und sagen sie werden mich das nächste Mal hinhengen, da ich geschimpft hätte. Aber bis jetzt kann ich immer noch Alles verantworten, was ich gesagt habe. Es war dies das einzige Mal, daß ich bei einer Sammlung nichts gegeben, nachdem ich kurz zuvor die Sache mit Streicher erfahren hatte da war die Frau Wolf da und habe halt auch gesagt, daß ich nichts bekomme und war etwas aufgeregt, daß man alle Augenblick sammeln kommt, andere Frauen bekommen was wenn die Männer fort sind und ich nicht. Die war sofort eingeschnappt und ist mit ihrer Liste verschwunden. Wer die 4 Frauen sind hat sie nicht gesagt auf jeden Fall wird es Frau Dietrich & Frau Wolf sein und viell. war zufälligerweise die Frau dabei, der ich den Beitrag fürs Rote Kreuz nicht bezahlt hatte, da ich nicht wußte, daß wir Mitglied sind und ich sagte ich muß erst fragen, diese Frau ist inzwischen nicht mehr gekommen. Eigentlich wollte ich dir über diese Sache nichts schreiben, aber im Falle wenn wirklich etwas kommen sollte, dann weißt du Bescheid. Machen können sie mir weiter nichts, da ich ja über den Führer nichts gesagt habe und es mehr Menschen gibt die schimpfen. Das sind alles Frauen, die am Nachmittag spazieren gehen können und keine Ahnung haben, was es heißt in so einer Zeit ein Geschäft allein zu führen. Natürlich habe ich die ganze Nacht nicht schlafen können und bin dann zu Fr. Dr. heute Früh gegangen, um mir etwas zur Beruhigung geben zu lassen und habe es ihr auch gesagt, was mich so aufgeregt hat. Sie sagt sie wolle bei Gelegenheit so nebenbei bei Frau Dietrich anbringen, wie ich beisammen bin. Habe es jetzt schon wieder etwas überwunden und freue mich schon wieder mit dir beisammen zu sein.

Das erinnert mich an die Geschichte, die mir mein Vater erzählt hat: Luise wurde einmal verleumdet, sie sei eine Jüdin, hat es geheißen, weil sie einen 7-armigen Leuchter besaß (der sich heute natürlich auch in meinem Haushalt befindet). Genaueres weiß ich leider nicht, aber das ist insofern besonders perfide, weil die Diffamierung fa von jemand gekommen sein muss, der bei ihr zu Besuch gewesen war und den Leuchter dort gesehen hat und nicht „nur“ eine Kundschaft. Obermenzing war ziemlich braun, um es vorsichtig zu sagen. Bei der Wahl im Januar 1933, als Gesamt-München die NSDAP mit 37,8% unterstützte, gab es in Obermenzing 59,6 %. Hermann Göring wohnte dort und eine unserer Nachbarinnen, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere, (sie wohnte in einem für uns gruselig wirkenden, unter dichten Tannen verborgenen Haus) soll seine Affäre gewesen sein. Mein Vater hat mir doch einiges erzählt, fällt mir auf. Eine heute noch existierende Wirtschaft hat ein Nebenzimmer für Veranstaltungen, das heute Jagdzimmer heißt und, damals das „Hitlerzimmer“ war, vermutlich, weil es oft für ihn, Göring und andere Nazi-Größen reserviert wurde. Meine Schwester hat dort ihre Hochzeit gefeiert und ich konnte es nicht verstehen, mir hätte dieses Wissen das Fest verdorben, aber ich bin ja auch ein zutiefst historisches Wesen, für die das Gestern nicht vorbei sein kann. Weiter mit Luises Brief:

Eben wurde ich angerufen, wegen der Gewerbesteuer. Und daß du reklamiert hast wegen Gebühren 4 x 50 Pf werden abgezogen und 2.50 dazu also 4.50 werden gutgeschrieben. Jetzt sei noch zu zahlen ein Rückstand von eben noch ein Anruf es werden 5.30 gutgeschrieben es bleibt ein Rückstand von 1939

226.84
ab 5.30
221.54

Und Vorauszahlung für 15. V. 1940 245.76 und wie ich es bezahlen wolle, er war sehr nett und hat gesagt er legt es auf die Seite bis ich ihm einen Stundungsantrag bringe. Ich selbst bringe natürlich die Steuern durcheinander und habe gesagt daß ich erst 60 Mark geschickt habe und einstweilen gehört das gar nicht dazu nur für Finanzamt Umsatzsteuer. Eine No. hat er auch angegeben E 69193 und nun bitte ich dich mir zu schreiben wie viel Geld ich schicken soll und die genaue Anschrift, oder wenn du meinst ein Stundungsgesuch oder vielleicht bekommst du Urlaub und kannst es selbst erledigen. Er hat jetzt 3 x hintereinander angerufen, bis er mir alles zergliedert hat. Bin froh, daß es heute Samstag ist und ich in Oberm. nicht bedienen brauche. 10 x lieber sind mir die Kunden von drüben und fällt es mir schwer gewissen Frauen gegenüber meine Haltung nicht zu verlieren. Aber ich hoffe, daß auch eine andere Zeit kommen wird und wenn du wieder bei mir bist, dann wird Alles wieder gut werden. Frau Dr. hat mir ein Beruhigungsmittel verschrieben Tabletten zum einschlafen und Nervenbäder die ich nicht zu heiß machen darf 35/36 Grad und von ½ Stunde Dauer 2 mal in der Woche. Es wird auch wieder und mein bestes Mittel bist du, ein Brief von dir und ein Wiedersehen und man vergißt vieles Andere. War diese Woche am Abend des öfteren bis 12 Uhr auf und die Nachtarbeit kam mir am besten an. Freue mich schon wenn ich dich am Samstag besuchen kann. Einmal bin ich sogar mit Frau Helmschroth im Kino gewesen und habe mir den Albersfilm angesehen er hatte mir gut gefallen. Jetzt muß man vorher im Kino die Nachrichten anhören, dann erst beginnt das Programm. Also lieber Gustl nun habe ich dir wieder einmal gründlich mein Herz ausgeschüttet und ist mir wieder leichter. Mach dir jedoch keine Sorgen, darüber, denn wie gesagt ich habe größte Hoffnung, daß es bald Schluß wird mit dem Krieg, dann brauche ich keine Medizin mehr. Nun ist es inzwischen 12 Uhr geworden und muß ich mich dann bald für Untermenzing herrichten. Also in Erwartung auf unser baldiges Wiedersehen freut sich

deine Luise

Peter ist nun wirklich soweit, daß er nicht mehr ins Höschen macht und bin ich sehr froh darüber. Deine Mutter hat bis jetzt noch nicht angerufen. Ich denke sie wird morgen Früh schon noch anrufen, denn sonst müßte ich doch zum Muttertag zu ihr hineinfahren.


Traunstein, den 19.5.40.
Sonntag abends 8h

Liebste Luise!

Habe heute mittag Deinen lieben Brief erhalten, als ich gerade den meinen von gestern abends abgesandt habe. Leider habe ich das Letztemal wieder vergessen, die Bildchen beizulegen, aber indem anderen Brief sind sie endlich beigelegt. Es pressiert immer, und dann bin ich halt immer vergesslich & nervös. Liebe Luise mache Dir keine unnötigen Sorgen, wegen einem solchen Getratsch. Ich glaube wohl, daß die feinen Damen schimpfen, aber sei unbesorgt, es wird sich jede überlegen, so etwas zu machen. Denn das, was Du sagst, ist keine strafbare Handlung und wenn es drauf ankäme, dann können wir das wirklich verantworten, denn wenn jeder soviel bezahlt, wie wir, dann reicht es wirklich. Ob die jetzt Dietrich oder sonstwie heißt, das ist gleich. Außerdem ist des dumm, daß die Rieg Dir das sagt. Schließlich könnten wir durch die Rieg die Sache weitergehen lassen, aber es wäre doch wieder ein Saustall, wenn es soweit käme, und für die Rieg wäre es unangenehm und nur dieses hätte den Verdruß. Es ist mir arg für Dich, daß Du soviel durchmachen mußt, aber dieses Obermenzing ist leider ein Schlangennest und diese Damen haben nichts richtiges zu tun, als über Leute, die ihre Arbeit haben und nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht loszuziehen. Wenn so etwas ist, dann schreib mir nur immer darüber, denn sollten wir einmal etwas bestimmtes wissen, dann können wir etwas unternehmen. Ich glaube, daß ich da schon mein Recht bekomme. Alles braucht man sich nicht gefallen lassen. Schließlich tun wir aber unsere Pflicht, wie manche andere Leute. Wegen der Gewerbesteuer bitte ich Dich, am Sonntag die Zahlungsaufforderungen mitzubringen, damit ich es kontrollieren kann. Ich werde inzwischen ein Stundungsgesuch einreichen, bis ich einmal Urlaub bekomme. Liebste Luise, sei tapfer und nimm‘s nicht so schwer, denn es kommt auch wieder Friede und ich hoffe sogar daß es nicht mehr so lange dauert. Dann sollst Du einmal ausruhen und bei mir sein, dann lassen wir die blöden Weiber reden. War heute nachmittag daheim, zum Sengeleiter habe ich ein Entschuldigungsschreiben geschickt, daß ich Dienst habe, ich wollte nicht hingehen, es war mir zuwieder, wieder den Schmus zu hören. Hoffentlich laden sie mich nicht wieder ein. Nachmittags wollte ich Dir schon schreiben, war aber direkt zu faul dazu und schlief einige Stunden. Regenwetter war auch wieder. Auch mußte ich erst die Riegsache verdauen und habe eingesehen, daß es falsch ist, wenn man sich darüber aufregt. Es ist nun 10 h und ich gehe in meine Klappe. Eben höre ich die Nachrichten und man muß staunen, über die Erfolge des deutschen Heeres. Wenn es so weitergeht sind sie in 14 Tagen in Paris. Wir wollen „Hoffen“ und nun will ich in diesem Sinn einschlafen und im Traume bei Dir sein. Am Sonntag bist Du bei mir, dann können wir uns aussprechen. Sei nun herzlich gegrüßt & geküßt und Grüße an Alle, Dein Gustl. Morgen früh gebe ich den Brief erst auf. Dann wirst Du ihn am Dienstag früh bekommen.


Obermenzing Dienstag vorm. 10 Uhr [ca. 21.05.1940]

Liebster Gustl!

Habe heute Früh Dienstag, wie du vorausgesehen deinen lb. Brief bekommen. Wie ich dir schon gestern geschrieben, ist bei mir wieder alles in Ordnung und hätte dir eigentlich keine Mitteilung von allem machen sollen denn du hast dich nun doch auch damit aufgeregt und das wollte ich nicht. Aber ich bin halt so und muß dir alles sagen, möchte dir jedoch jeden Kummer ersparen. Frau Rieg bin ich trotzdem dankbar, denn sie hat es gut gemeint und hatte auch gar nicht daran gedacht, daß ich mich aufrege, sie ist eine andere Natur und nimmt nichts so schwer. Auf jeden Fall bin ich vorsichtiger und sage eben gar nichts mehr, wenn es auch manchmal schwer ist. Habe 3.- für Rotes Kreuz diesmal hingeschrieben verschiedene 5.- . b. Frau Rieg.

Sie sagte zur Rosa, wenn sie einmal wenig gibt, dann würden die Frauen gleich nicht mehr in den Laden kommen und ins andere Milchgeschäft gehen. Nun wie gesagt, ich bin wieder darüber hinweg & hoffe auf eine andere Zeit. Gestern war Fam. Messinger zu Besuch da. Zu Otti habe ich gesagt: Geh zum Bahnhof vor mit Peter und schau ob sie kommen. Ja so sage ich: du wirst Herrn & Fr. Mess. nichtmehr kennen, darauf sagte Peter: Wir findens schon. Er gibt manchmal so kluge Antworten, daß man erstaunt ist, daß es so was gibt. Auch ist inzwischen nichts mehr vorgekommen, daß er ins Höschen macht. Fam. Mess. hatte natürlich wie vorauszusehen allerhand Wünsche & das Sprichwort wenn man nur einen den Finger reicht, dann möchte sie die ganz Hand stimmt und ich kann so schwer nein sagen. Nun hoffentlich ist der Krieg bald zu Ende, dann wird sowieso alles wieder recht. Gestern Abend hatte mich Herr Holzhauser angerufen & ich erwarte ihn jeden Augenblick. Er kann mir Kinderschlüpfer anbieten, die ich äusserst notwendig brauchen kann & sonst nirgends bekomme. Vielleicht hat er sonst noch was, habe z. B. keine Seidenschlüpfer für Damen mehr, auch in Hemden & Höschen bin ich schlecht gestellt. Wegen der Gewerbesteuer schreibst du ich soll dir Zahlungsaufforderung mitbringen. das kann ich nicht, denn ich wurde doch nur telefonisch angerufen & habe somit nichts in Händen. Die Bilder freuten mich sehr, besonders wo du mit drauf bist. Schreibe mir auch noch, wenn du ab Samstag Zeit hast, ob ich erst spät Abends kommen soll, oder wie das letzte Mal. Es kommt einer an in Traunstein 5 25 der nächste 7.34 abend & ganz spät 10.11 nachts, den ich jedoch nicht nehmen möchte. Zimmer werden wir wohl wieder im Traunsteiner Hof nehmen. Freue ich ja schon so sehr darauf, Alles andere mündlich. Voriges Mal bin ich um 3.15 gefahren also Ankunft 5.25 weil wenn ich mit dem nächsten Zug um 4.45 fahre, dann muß ich zur gleichen Zeit von Obermenzing wegfahren, denn je eher ich dort bin, desto glücklicher bin ich. Also freue dich mit mir auf unser Beisammensein und sei bis dahin recht herzlich gegrüßt & geküßt

von deiner Luise


Obermenzing 28. Mai 40
Vormitt 9 Uhr Dienstag

Liebster Gustl!

Leider bin ich gestern nicht mehr dazu gekommen, dir zu schreiben. Ich bin gut in Rosenh. & dann gut in München angekommen. Auch im Geschäft war es leicht zu machen gewesen. Besonders am Montag hatte in München gleich angerufen als ich ankam nach 4 Uhr, da war erst eine Kundschaft da gewesen & kurz zuvor ein Gewitter mit Hagel war froh, daß ich noch nicht da war. Man meint immer, was man versäumt, wenn man nicht da ist.

Deine Mutter ist auch dagewesen am Sonntag und sie sagte sie wolle am Sonntag hinfahren, wenn du nicht Urlaub bekommst. Nun habe ich mir gedacht, daß ich halt am Sonntag mit Ihr hinfahre vielleicht Montag dazu, denn am Samstag ist der 1. Juni & will ich Mama nicht wieder allein lassen. Auch weiß ich noch nicht ob nicht Rosa nicht da ist, da sie heute Nachricht bekommen hat, daß ihr Vater schlecht beisammen ist und immer Spritzen bekommen muß. Nun muß ich halt warten, vielleicht wir es doch mit dir was. Konnte gestern wieder lange nicht einschlafen und in Traunstein habe ich wunderbar geschlafen. Es waren wundervolle Tage, die ich mit dir verbracht habe.

Ja wenn das Geschäft nicht wär, dann bliebe ich unbedingt mal 8 Tage ganz dort bei dir. Scheinbar bekommt mir die Traunsteinerluft; denn ich fühle mich so wohl & wenn ich wieder in Obermenzing bin ist das nicht der Fall. Es wird wohl das meiste sein weil man so glücklich ist, wenn man beisammen ist. Nun muß ich mich wieder um die Arbeit machen ob ich will oder nicht. Wenn es am Sonntag was werden sollte, dann wäre es ja nicht lange, jedoch versprechen kann ich noch nichts. Die Quittung habe ich gefunden und ich denke es wird die richtige sein, aber schicke sie nicht weg, damit wir noch was in Händen haben, aber das weißt du wohl selbst. Also mein liebster Gustl vielleicht gibt es bald ein Wiedersehen, wenn es was werden soll in 5 Tagen am Sonntag, das wäre herrlich. Nun sei bis dahin recht herzlich gegrüßt & geküßt von deiner Luise

Gestern hatte Otti in der Marsstr. den V. gesehen, hoffentl. beehrt er mich nicht mit seinem Besuch.


Traunstein, den 29.5.40.
Mittwoch mittags 1 h

Liebste Luise!

Habe heute früh Deinen lieben Brief erhalten, herzlichen Dank dafür. Ich bin froh, daß die Nachrichten in allem so gut sind und daß Du wieder gut angekommen bist. „nachmittags ½ 4h.“

Konnte heute mittag nicht mehr weiterschreiben, da ich früher wie sonst in die Schreibstube mußte und beende hier im Postamt meinen Brief. Die Quittung geht in Ordnung, selbstverständlich schicke ich dieselbe nicht mit. Umsatzsteuervoranmeldungen habe ich mir hier besorgt und bräuchte ich bei Deinem nächsten Besuch nur die Bücher Hauptbuch & Wareneingangsbuch. Am Freitag und Samstag kommen die Leute „k.v.“ fort und es wird diese Woche nichts mit einem Urlaub werden. Wenn Du kommen kannst, dann komme, aber nur, wenn es Dir und der lieben Oma nicht zu schwer fällt. Aber Du kannst wenigstens wieder eine Nacht gut schlafen. Nimm dann meine Mutter einmal mit, dann wird es um so lustiger. Wenn es dir nicht zuviel Umstände macht, dann bring auch Peterle mit, aber nur bei schönem Wetter, sonst ist es für Euch und Peterl nur eine Plage. Gestern abend hatten wir große Variete-Vorstellung in unserer Kantine, von Kraft d. Freude. Ich dachte dabei an Gabi, es war ein richtiges Schmierentheater. Junge Dämchen mit wenig Costüm, was für die Soldaten die Hauptsache war. Weiteres mündlich. Daß V. schon wieder in Urlaub war, ist allerhand. Der ist mehr in Urlaub wie daheim. Ich denke heute noch der schönen Tage und freue mich auf den kommenden Sonntag auf unser Wiedersehen. Hoffentlich bleibst Du gesund und nimmt Dich die ständige Fahrerei nicht zu stark mit. Heute ist es warm, aber regnerisch und ich komme aus dem Schwitzen nicht heraus. Sonst bin ich gesund und hoffe, daß bei Euch alles wohlauf ist. Habe heute mittag wieder Sondermeldungen gehört und es sieht ständig nach schnellem Ende aus. Habe heute früh auch eine Karte von Newgebauer bekommen, daß der Franz alles mitgemacht hat und bei Frankreich steht und gesund ist aber immer noch weiterkämpfen muß. Eben fährt ein Omnibus nach Chieming ab und ich hätte Sehnsucht gleich wieder mit Dir, mein Liebling dorthin zu fahren. Nun muß ich aufhören sonst komm ich zu spät heim. Herzliche Grüße & Küsse Dein Gustl. Grüße an Alle.

Besten Dank an Hilde & Marie für die schöne Karte von Grünwald und frdl. Grüße an Alle

Eben sehe ich, daß noch eine Seite leer ist ich war der Meinung, daß ich schon alles vollgeschrieben habe. Weiß eigentlich sonst nichts mehr, als daß Du bald wieder kommen sollst und daß Du mein liebes Luiserl bist, auf das ich schon wieder mit Sehnsucht warte. Sei nochmal gegrüßt & geküßt bis aufs frohe Wiedersehen. Entschuldige das Geschmier, aber es pressiert.

Dein Gustl.


Freitag 2 15 nachm.

Liebster Gustl!

Bin eben am Hauptb. & habe erfahren, daß die Strecke Richtg. Rosenheim gesperrt, ich glaube wegen Überschwemmung. Nun weiß ich nicht, ob ich am Sonntag dann kommen kann. Vielleicht ist es bis Sonntag wieder möglich anderenfalls dann nächste Woche. Mein Zug nach Oberm. geht gleich. Also auf Wiedersehen


Traunstein, den 31.5.40
Freitag, abends 8h

Liebste Luise!

Habe heute nachmittag Deinen lieben Brief erhalten und danke Dir herzlichst dafür. Heute hätte ich „Urlaub“ bekommen, da morgen früh ein großer Teil unserer Leute fortkommt und praktisch Samstag & Sonntag keine Arbeit zu leisten gewesen wäre. Nun kam vormittags die Überschwemmungsbotschaft ausgerechnet auf der Strecke Traunstein-Rosenheim. Der Bahndamm ist auf der Strecke teilweise unterspült. Ich war um 9h vormittags am Bahnhof und da standen die Leute vergeblich auf den Zug wartend und meine Hoffnung fiel ins Wasser, wortwörtlich.

Ich ärgere mich schon den ganzen Tag, ausgerechnet jetzt wo endlich einmal die Möglichkeit zum Heimkommen wäre muß dieses daher kommen. Es ist schauderhaft. Auch hätte der Hauptmann wegen der langen Bahnstrecke nichts gesagt, da er heute sehr gut gelaunt war und nun muß dieses Mißgeschick kommen. Noch dazu wären wir heute nur zwei Mann gewesen die um Urlaub eingegeben hatten. Nun habe ich mich wieder abgefunden und hoffe bis zur nächsten Gelegenheit. Ich muß jetzt unbedingt einmal heimkommen, da kann es gehen, wie es will. Nun, ich hoffe, daß es vielleicht am Sonntag etwas wird mit Deinem Besuch. Der Regen, der unaufhörlich 2 Tage & 2 Nächte herunterprasselte hat endlich aufgehört. Die Traun ist in Empfing weit über die Ufer getreten und ich will es mir jetzt noch genau ansehen, wenn ich Deinen Brief zur Post trage. In Rosenheim sind ein großer Teil Häuser unter Wasser. Unsere Wachablösung von dort die heute mittag eintreffen sollte, ist jetzt noch nicht da, da keine Züge verkehren und bis morgen mittag geht wahrscheinlich noch kein Zug. Hoffentlich erreicht Dich dieser Brief noch vor Sonntag, damit Du, wenn Du nicht kommst wenigstens noch vor Sonntag weißt, daß ich Deinen Brief erhalten habe und daß ich eigentlich um diese Zeit schon in München wäre, wenn nicht inzwischen dieser Saustall dazwischen gekommen wäre. Nun zu den geschäftlichen Sachen. Wilz hat keine Arbeitsstiefel, es kann aber sein, daß er jetzt welche macht. Bei Wilz mußt Du 8% abziehen 3% Skonto & 5 % Rabatt. Bei Wenzel habe ich durch H. Sch. noch kurz vor meiner Einberufung Sachen bestellt und es stimmt, wenn Du aber so etwas nicht brauchen kannst, dann schreibe einfach, Du hast keine Punkte mehr. Die Messingers sind aber sehr aufdringlich, es ist schon allerhand. Alles Weitere, hoffe ich, mündlich mit Dir besprechen zu können. Nun hoffe ich, in nächster Zeit mehr Glück zu haben und glaube, daß wir uns Sonntags doch noch sehen werden. Vielleicht geht es politisch so schnell weiter, dann hoffen wir, daß es nicht mehr so lange dauert und endlich wieder Schluß wird. Wenn ich am Sonntag allein sein soll, dann wird es mir doppelt schwer sein, denn eigentlich wäre ich endlich einmal wieder daheim. Nun noch tausend Küsse und herzliche Grüße Dein Gustl.

Nimm Peter nur mit, wenn es ganz schön ist, aber meine Mutter bring diesesmal mit, wenn es geht. Dein Gustl.


Traunstein, den 2. Juni 1940.
9h abends

Liebste Luise!

Habe heute vergeblich am Bahnhof gewartet, der Zug, der um 11.55 kommen sollte, ist um ½ 2 eingetroffen und du, mein Liebling, warst nicht dabei, ich bin dann zum essen gegangen und um ½ 3h nochmals zum Bahnhof und habe auf den nächsten Zug noch gewartet, der um ½ 2h kommen hätte sollen, aber auch erst wieder um 3h kam, obwohl ich schon nicht mehr glaubte, daß Du noch kommen könntest und es war auch so. Das Wetter war auch nicht besonders, aber nachmittags hatten wir noch Sonnenschein. Es ist ja recht, daß Du daheimgeblieben bist, denn es ist glaube ich immer doch zuviel, wenn du immer soviel Arbeit hernach hast und Dich dann abhetzen mußt. Mein Telegramm wirst du ja erhalten haben und hoffentlich hat es Dich nicht recht erschreckt, aber es mußte sein. Ich habe am Samstag versucht, Dich telefonisch zu erreichen, aber es ging leider nichts. Bin eigens mittag um 1h hineingefahren, weil ich damit rechnete, daß Du um diese Zeit bestimmt daheim bist und dann war die Leitung gesperrt, wegen dem Hochwasser. Bei V. ist allerhand vorgekommen. Ein teurer Feldstecher fehlt, den hat er angeblich abgeliefert und niemand weiß etwas davon. Dann hat er hier in Traunstein einen Säbel gekauft und nicht bezahlt. Bei zwei Soldaten ist er Geld schuldig, bei einem 45. Mk und beim anderen ca. 25.-, einen Photo hat er zu leihen genommen und den verkauft und nur zum Teil bezahlt. Die Kameraden haben es jetzt bei der Kompanie angezeigt, da sie fortkommen. Diese Woche war er nochmals da und hat dann nochmals damit angefangen, daß seine Frau zum einkaufen kommt, da habe ich das alles noch nicht gewußt. Ich war nun besorgt und dachte mir er ist vielleicht am Samstag in München und schickt vielleicht seine Frau ohne Geld zu Dir. Nun, ich hoffe, daß er sich das nicht erlauben wird, aber lieber Vorsicht.

Liebste Luise, ich war heute recht traurig und so allein, jetzt wäre ich es bald gewöhnt, daß du am Sonntag bei mir bist und es wäre so schön, wenn es wenigstens vorerst so bleiben könnte. War heute nachmittag im Kino und habe eingeschlafen, so daß ich die Hälfte Wochenschau garnicht gesehen habe. Das Hauptstück war recht nett, mit Luise Ullrich „Liebesschule“ aber allein ist es halt nicht so schön. Diese Woche will ich mein Glück nochmal versuchen, vielleicht bekomme ich doch Urlaub. Auf jeden Fall, wenn Du kommen kannst, teile es mir vorher mit. Nicht daß wir uns am Schluß kreuzen und ich in München bin und Du in Traunstein. Sollte ich Urlaub bekommen, dann teile ich es Dir selbst verständlich so schnell wie möglich mit. Ich habe eben beim Fenster hinausgeschaut und habe darangedacht, wie schön es bei uns abends war, wenn wir auf dem Balkon waren und so glücklich und friedlich, wie lange wird es wohl noch dauern, bis es wieder so sein wird? Und wir wieder zusammen sein können. Die Stunden waren so immer gezählt, die uns allein gehören, dann mit unserem Geschäft, waren wir den ganzen Tag angehängt. Heute wird wohl meine Mutter bei Euch gewesen sein und der Sonntag wird wieder nicht schön gewesen sein für Dich. Hoffen wir, daß nicht mehr all zu viele so dahingehen und daß auch einmal wieder andere Zeiten kommen. Werde diese Woche noch an das Finanzamt schreiben, da außer der Umsatzsteuer auch die Einkommensteuervorauszahlung wieder fällig ist. Wegen der Gewerbesteuer habe ich noch nichts bekommen.

Liebste Luise, wenn Du mir die Gesamtsumme vom Hauptbuch, was in Untermenzing & Obermenzing zusammen im Mai eingegangen ist mitteilst und vom Wareneingangsbuch die Gesamtsumme der Rechnungen mitteilst, dann erledige ich die Voranmeldung der Umsatzsteuer selber. Nun ist es inzwischen schon 1 h vorbei und ich schließe mein Schreiben und grüße dich recht herzlich und küsse dich tausendmal und bin ganz bei Dir in Gedanken. Hoffentlich bist Du und alles gesund. Grüße an Alle, besonders die Kinder. Vielleicht bin ich zu Peterles Geburtstag daheim?

In Liebe Dein Gustl


Obermenzing Sonntag vorm. [ca. 02. 06. 1940]

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief erhalten & danke dir herzlich dafür. Nun ist es leider nichts geworden mit unserem Wiedersehen. Aber heute Nacht warst du bei mir und du hattest 1 Tag Urlaub bekommen und warst sehr lieb zu mir, dann gingen wir das heißt wollten wir ins Kino und habe dich nicht mehr gefunden, dann wurde ich wach. Es ist ja schlimm, daß du Urlaub bekommen hättest und muß das dazwischen kommen. Gestern vielmehr Freitag auf Montag hatte es in Versuchsfeld oder im Kanal ins Wasser eingeschlagen, das war ein so furchtbarer Krach, daß alle glaubten, es wäre eine Bombe gewesen und die meisten Leute sind in die Luftschutzkeller geeilt, auch ich glaubte es. Es war furchtbar, haben es dann in der Früh erfahren, daß es ein Gewitter war. Es war um ½ 6 Uhr früh und ich hatte gerade einen furchtbaren Traum, dein Telegramm ist Samstag Nachmittag angekommen. Wir werden ihn uns schon vom Hals halten und ich bin nicht da. Ob wir am Sonntag kommen, weiß ich noch nicht, es ist schade, daß ich diese Woche Ende zu nicht gut beisammen sein werde. Vielleicht ist es doch möglich, daß du Urlaub und wie lange wohl die Strecke gesperrt sein wird? Werde heute zu deiner Mutter mit Peter in die Stadt hineinfahren in Englischen Garten, schon damit ich nicht da bin, im Fall V. kommen sollte und ich habe die Schlüssel vom Laden angeblich dabei. Eben hat sie angerufen, habe sie zum Essen eingeladen & fahren dann zusammen hinein. Wie schön könnte es sein, wenn du jetzt da wärst. Hoffentlich wird es dir nicht angerechnet, als wenn du Urlaub gehabt hättest. Nun ich hoffe, daß du trotzdem recht bald einmal kommen darfst. Die Post wird scheinbar schon befördert, da ich deinen Brief vom Freitag Abend heute Son. Vorm. erhielt. Die Bestellscheine habe ich bereits wieder in Händen von Fa. Wilz da sie keine Zulassung zur Fabrik von Arbeiterstiefel hat. Die Rechnung bekomme ich erst noch. Opa hat von Thüringen Post bekommen und haben ihn wieder eingeladen & die Fahrt vergüten sie ihm auch & ohne seine Marken kann er kommen, sie haben schon so viel wie er braucht. Er will natürlich schon gerne hinfahren, nun darüber muß ich mündlich mit dir sprechen da ich bestimmte Pläne habe, wenn die Urlaube der Mädchen angehen. Also nun weißt du soweit Alles. Entschuldige das Papier, aber der Brief soll noch fort & da habe ich gleich von Otti das genommen, da ich sonst kein Briefpapier habe. Lesen wirst du es schon können. Also freue mich schon sehr auf unser Wiedersehen und ist dann gleich wo. Deine Mutter möchte glaube ich 8 Tage dableiben & Peter dortbehalten, aber ich glaub, das ist nichts und hätte ich keine Ruhe, wenn ich nicht dabei sein könnte. Ich denke mit Peter nehmen wir woanders Wohnung, wie halt du darüber denkst. Also nochmals wünsche ich, daß du Urlaub bekommst, & freue mich auf unser Wiedersehen deine Luise.

Warum hast du eigentlich in der Sache V. nicht angerufen?


Obermenzing 4.VI.40
Dienstag ½ Uhr nachm

Liebster Gustl!

Nun will ich deinen lb. Brief beantworten. War überrascht als du geschrieben, daß du am Sonntag am Bahnhof warst, hast du meine Karte nicht erhalten, ich denke ich hatte dir schon geschrieben, daß die Strecke gesperrt ist und war der Meinung, da es inzwischen nochmals schlecht Wetter wurde, daß das länger dauern würde bis man wieder hinfahren könnte. Ich weiß was das ist wenn man wartet, daß jemand kommt und ist dann nicht der Fall. Am Sonntag vormtt. Habe ich einen Brief an dich abgesandt, den du nun schon bekommen haben wirst. Denke jeden Tag an dich auch träume ich jetzt immer wieder, daß du da bist und hoffe, daß es bald in Erfühllung gehen wird. Habe zur Zeit wieder schrecklich Zeitlang nach dir. Bin auch nicht besonders beisammen habe schon seit Sonntag starkes Halsweh heute ist es etwas leichter. Aber wenn du nicht Urlaub bekommen solltest, dann komme ich bestimmt mit deiner Mutter entweder Samstag oder Sonntag & vielleicht mit Peter. Lieber wäre es mir ja, wenn du kommen könntest, da ich voraussichtlich auch in dieser Zeit nicht wohl bin & das Reisen mich dann anstrengt, was sonst nicht der Fall ist. Aber die Hauptsache ist, wenn ich wieder bei dir sein könnte & alles andere ist nicht von Wichtigkeit. Das Beste wäre, wenn du frühzeitig telefonieren würdest da ich mich ja noch mit deiner Mutter ins Benehmen setzen muß, wenn wir fahren. Aber bis wann wirst du es erfahren ob du Urlaub bekommst oder nicht. Auf jeden Fall sollte ich halt bis Freitag wissen, ob du kommen darfst oder nicht. Das mit V. ist ja allerhand, daß es so weit mit ihm ist, denkt man doch nicht. Es ist niemand da gewesen & hoffe daß es auch so bleibt. Heute nacht war 1 Stunde Fliegeralarm, aber wir sind alle liegen geblieben. Opa und ich hatten es nur gehört, Rosa diesmal nicht. Es heißt es wäre Riem, die andern sagen Augsburg, wieder andere sagen B.M.W. seien bombardiert worden. Ich weiß nicht ob es stimmt. Es ist des nachts schlimm, wenn man sowieso nicht gut schläft, dann wird man ganz verzweifelt durch Sirenen geweckt. Nun vielleicht kommt doch bald ein Ende. Anni will mit Frau Lamprecht nach Prag fahren, hat jedoch die Genehmigung noch nicht in Händen. Das Geld habe ich gleich abgeschickt, wie du mir auf einen Zettel herausgeschrieben, nun müssen wir halt das nächste Mal die 5.30 abziehen denn hatte ich es schon weggeschickt als dein Brief kam.

An Waren im Monat Mai sind eingegangen         3695.96
                               Davon 3% Skonto                            110.21

Tageseinnahmen Mai                                    3263.47 zusammen
Obermenzing                                                   2019.59
Untermenz.                                                      1243.88
                                                                               3263.47

Eben ein Mann vom Wehramt dagewesen und hat das Auto besichtigt & hat gesagt, das Auto wird eingezogen, da kommen zwei Mann zum Abschleppen und haben Einziehungsbefehl dabei und es wird geschätzt und der Betrag wird uns überwiesen, ich habe zu ihm gesagt das Auto können sie schon haben, aber dich sollen sie mir wieder schicken. Ich fragte ihn ob man da einverstanden sein muß mit der Schätzung dann sagt er wenn man kurz vor Kriegsausbruch eine große Reparatur gehabt hat von ca. 200 oder 300 Mark da kann man Einspruch erhaben auf Mehrzahlung und mit den Einziehungsbefehl hat man Kaufrecht auf einen Wagen von der Wehrmacht, wenn der Krieg zu Ende ist. Wenn es nur sonst nichts wäre auf das Auto würde man ganz verzichten. Nun sind sie ja schon in Paris und Umgegend. Wollen das Beste hoffen. Will mir eine Kennkarte ausstellen lassen damit ich einen Ausweis habe, wenn ich wieder verreise. Am Sonntag waren wir spazieren im Nymphenb.[urger] Park und dann gingen wir in ein Kaffee um zu sehen, was Peter macht. Doch der hat in aller Ruhe 2 Stück Erdbeerkuchen verzehrt & Kakao getrunken, als wie zu Hause. Nur Wisi hat er nicht gemacht in der Toilette, aber dann in der Lindenallee. Deine Mutter Anni & Marianne waren dabei und ich bin dann allein mit der Straßenb. & Omnibus mit ihm heim gefahren. Ich glaube schon, daß man ihn nach Traunstein mitnehmen kann, doch allein lasse ich ihn deiner Mutter nicht, wenn ich nach hause fahre, nehm ich Peter wieder mit da sie 8 Tage bleiben will, das Nähere mündlich darüber. Also wollen sehen, wo unser Wiedersehen stattfindet und ich erwarte telefonischen Anruf von dir, damit ich mich auskenne vielleicht bis spätestens Freitag. Nun muß ich Schluß machen & in den Laden gehen. Also sei recht herzlich gegrüßt & geküßt bis auf ein baldiges Wiedersehen von deiner Luise.

Gassenmeier hat geschrieben daß er einrücken muß. Am 16 – 18 Juni findet eine Schuhausstellung statt, vielleicht kannst du da sein. Fa. Pannier hat geschrieben, daß sie ausstellen im Hackerbräukeller.

Nochmals viel Glück daß du Urlaub bekommst.

Recht viele Grüße von Otti


Obermenzing 12. Juni 40
Mittwoch 3 Uhr

Liebster Gustl!

Will gleich mit meinem Brief anfangen, denn ich hoffe daß ich mit der Nachmittagpost einen Brief von dir bekomme. Inzwischen gibt es zwar nicht neues, wenigstens im Geschäft nicht. Politisch habe ich große Hoffnung, daß es von Vorteil ist, daß Italien am Krieg beteiligt ist. Bin schon neugierig was du mir alles zu berichten weißt. Es kommt mir vor als wärst du schon länger fort, denn ich habe schon wieder sehr zeitlang nach dir. Heute Früh kam Braunschweigerische Lebensversicherung es heißt dringend ich lege es dir bei schreib mir dann wenn du es bezahlt hast, damit ich es buchen kann. Hätte schon Lust dich zu besuchen, wenn das Wetter anhält und du frei hättest. Nun ich werde ja sehen, was du schreibst. Es wäre halt so schön, wenn wieder Friede wäre. Frau Koch rechnet, daß Ihr Mann entlassen wird. Es wäre ja ungerecht, wenn Andere so lange fort bleiben müssen & die einen nur 8 Wochen. Ich kann es fast nicht glauben, daß es das gibt, sie hatte heute angerufen, ob ihr Mann schon angerufen hätte, von Lindau, damit sie ihm Zivilkleidung schicken könne. Oder es müßte ein gutes Zeichen sein daß sie Leute ausbilden & nicht mehr benötigen, denn schließlich könnten sie doch einen Austausch machen & dafür alte Jahrgänge entlassen. Nun wir werden sehen, was stimmt. Helmsch.[roth] machte allerdings keine Hoffnung auf Frieden & sagt daß nächstes Jahr bestimmt noch Krieg sei. Aber ich glaube ihm nichts, da er doch auch nichts weiß & laß mir meine Hoffnung auf baldigen Frieden nicht nehmen. Von Anni haben wir bis jetzt noch nichts gehört. Pannier hat geschrieben & auf die Ausstellung 16. – 18. VI. Hackerbräuk. hingewiesen. Leider ist eben die Post gekommen, doch von dir war nichts dabei und muß ich auf Morgen warten. Schließe meinen Brief, sonst bekommst du solange keine Nachricht von mir & gebe ihn auf. Nun weiß ich nichts Neues mehr & schließe indem ich dich 1000 mal küsse & bin ganz bei dir, vielleicht darf ich dich auch schon am Sonntag wieder besuchen.

Deine Luise   


Traunstein, den 13.6.40
Donnerstag abends 8h

Liebste Luise!

Habe heute Deinen lieben Brief erhalten und freute mich, daß ich schon so früh eine Nachricht von Dir bekam und danke Dir herzlichst dafür. Inzwischen wirst Du meinen ersten Brief schon in Händen haben. Meine liebe Luise, daß Dir von Helmschroth nicht solche Romane erzählen, wie kann der etwas wissen. Ich glaube, daß es doch schneller geht, wie er meint, denn wo sollte das hinführen, wenn es so schnell geht, wie es jetzt ist, ich glaube, daß es in einigen Wochen schon anders aussieht. Wir alle hier haben große Zuversicht, daß es eines Tages zu Ende geht mit dem Krieg. Ich höre eben Berichte, die einem staunen lassen, wie glatt das alles geht und hoffen wir, daß es so weiter geht. Gestern war bei uns ein Gewitter und heute morgen ganz trübes Wetter, aber jetzt scheint die Sonne wieder freundlich und wenn es heute abend bei Euch auch so ist, dann wäre es jetzt schön in Obermenzing im Garten zu sitzen, aber ich muß halt aushalten, bis es wieder soweit ist. Bei uns ist es immer noch ruhig und es sind noch keine Leute da, die ersten sollen morgen kommen und wie es am Sonntag ist weiß ich heute noch garnichts. Es ist so dumm, daß man immer erst alles in letzter Minute erfährt. Man kann nichts unternehmen. Vielleicht erfahre ich bis morgen etwas, dann rufe ich Dich abends an. Wenn es schönes Wetter wäre, könnten wir wieder einmal einen Ausflug machen. Aber ich will heute noch garnicht davon schwärmen und erst abwarten, wie es kommt. Auf jeden Fall ist es nichts für dich, mit dem Zug zu fahren, den ich benutzte, da er so lange braucht und am Samstag wird es nicht gut gehen hierher zu fahren. Es ist halt für Dich immer anstrengend und dann hast Du am Montag immer soviel Arbeit. Auch für Deine Mutter ist es halt zuviel, wenn sie am Samstag immer allein ist. Nun, ich hoffe, daß ich Dir morgen telefonisch Bescheid sagen kann. Gestern war ich zum Kegeln von Feldwebel eingeladen und es wurde 1h und ich war froh, als ich ins Bett kam. Heute sind sie schon wieder alle fortgegangen nach Ettendorf aber ich wollte Dir schreiben und entschuldigte mich. Da wird es auch wieder spät und das mag ich nicht. In der Früh muß man immer am Damm sein und geht nicht immer, wenn man so spät ins Bett kommt. Wenn es Dir möglich ist, kannst Du in die Ausstellung zur Pannier gehen, wenn du überhaupt Schuhgutscheine hast, sonst hat es gar keinen Wert. Scheinbar sind keine Flieger mehr zu Euch gekommen, denn Du hättest mir bestimmt davon mitgeteilt und ich bin froh, daß es hoffentlich so ist und auch bleibt. Lieber dauert es noch länger und ist uns das erspart, dann ist alles nicht so schlimm. Denn wenn wir auch nicht beisammen sein können, ich bin in Gedanken immer bei Dir und Du bei mir und so wollen wir halt warten und hoffen, bis der Tag des Friedens kommt. Es ist inzwischen ½ 10h geworden und nun mach ich Schluß und hoffe, daß wir alles andere mündlich erledigen können.

Herzliche Grüße & 1000 Küsse

Dein Gustl. Grüße an Alle

Anbei Versicherungsschein und schreibe es so ein wie ich aufgeschrieben habe.

Der Brief wird erst morgen früh mit der Post weggehen


Obermenzing ½ 4 Uhr Nachmittag [14. 06. 1940]
Freitag

Liebster Gustl!

Gestern nachmittag erhielt ich deinen lb. Brief, welcher mich sehr freute. Heute Vormittag war ich in der Stadt, wollte Punkte abliefern, einstweilen ziehen sie wieder um mit Ihrem Büro in die Burgstraße & muß nun bis Mont. warten. Habe meine Punkte bis auf ca. 1000 verausgabt und habe 4000 zum abliefern. War gerade beim Essen im Roten Hahn als ich die Sondermeldung von Paris hörte & kommen mir die Tränen in die Augen. Hoffentlich ist es eine Aussicht auf baldigen Frieden, nachdem ich nun wiederholt von verschiedenen Seiten eine schlechte Aussicht auf Frieden bekam. Heute hat Hilde auch eine Karte bekommen, daß sie sich vorstellen muß wegen Arbeitsdienst, bin neugierig was los ist. Wenn Hilde fort muß & die andern dann Urlaub bekommen, dann muß ich drüben zumachen. Oder schauen, daß du auf länger beurlaubt wirst, wenn eine Möglichkeit besteht. Herr Oberst N. ist ins Krankenh. gekommen. Ein schweres Leber- & Gallenleiden. Anbei Bilder einige sind sehr nett nur ich bin immer nichts. Bin schon gespannt, ob du mich heute noch anrufst & ob ich wohl kommen kann am Sonntag oder nicht? Von Anni haben wir immer noch keine Nachricht. Eben Post gekommen Fa. Schneble hat zur Ausstellung eingeladen. Lege das Schreiben bei, vielleicht darfst du herfahren, zeige es deinem Hauptmann es sei sehr wichtig sage ihm. Also weiß sonst nichts mehr als daß ich mich sehr auf ein Wiedersehen mit dir freue. War heute bei Holzner & Weishängl. Wenn ich also nicht hinfahre am Sonntag nach Traunstein, dann besuche ich die Schuhausstellung. Holzschuhe habe ich immer noch nicht bekommen & die Nachfrage ist immer noch gleich stark, wenn ich gewußt hätte, dann wäre es doch besser gewesen bei Bata zu probieren. Oder vielleicht schreibst du, wenn eine sofortige Lieferung möglich sollen sie welche schicken. Von Ortner habe ich noch Sandalen Kinder Leinenschuhe & so verschiedenes bezügl. Haussch. bekommen Also sei recht herzlich gegrüßt & geküßt von

Deiner Luise.


Feldpost
Gefreiter
August Weidemann
Landesschützenkomp. 3/510
in Traunstein i/Obb.
Lager Haidforst
Wasserburgerstr

Obermenzing Donnerstag [20. 06. 1940]
3 Uhr Nachm.

Liebster Gustl!

Eben habe ich deinen lb. Brief gelesen und ich danke dir herzlichst dafür. Es freut mich daß Familie Schulze so reizend sind und daß das Paket dir Freude gemacht hat. Von Aulinger sind 20.- gekommen was drauf steht siehe selbst. Bin gerade von der Stadt gekommen habe meine 4000 Punkte abgeliefert. Während meiner Abwesenheit ist Herr Unger dagewesen er hat zur Zeit Urlaub und ist seit Pfingsten in Prag. Konrad kennt er nicht, er glaubt jedoch im Wachbuch seinen Namen schon gelesen zu haben & Mama hat ihm Grüße angeschafft. Er sagte zu Mama, er hätte gehört daß sie den Eierer wieder eingezogen hätten. Herr Oberst Nußlein ist gestorben er war nur 8 Tage krank gewesen 56 Jahre. Mit Frankreich gibt es immer noch Kämpfe hatte es falsch verstanden & war der Meinung es wäre schon Waffenstillstand. Unsere Mädchen hatten alle den Führer gesehen und waren sehr begeistert, das Nähere mündlich darüber. Mir geht es soweit ganz gut nur hatte ich vorgestern starke Schmerzen im rechten Fuß um den Knöchel herum. Aber heute spüre ich Gottseidank nichts mehr nur im Hals ist die Entzündung noch da. Hoffentlich kann ich dich & ich denke am Sonntag wieder besuchen, du hast in deinem Brief noch nichts erwähnt & hoffe daß ich nochmals Nachricht bekomme von dir. Was werden die nächsten Tage für Überraschungen bringen? Habe heute als ich bei Fa. Buder war wieder gehört, daß es der Parteitag des Friedens wird. Herr Moschl ist seit ca. ¼ Jahr eingezogen, haben aber seit der Zeit nichts mehr von ihm gehört. Eben ist ein Steuerbescheid gekommen den ich beilege. Das alte Fräulein bei Buder hat im März schon sehr viel Goldband in allen Breiten verkauft & soll auch für den Frieden sein. Auf alle Fälle habe ich wieder große Hoffnung. Heute hat Opa seinen 60. Geburtstag muß ihm erst noch gratulieren & eine Flasche Schnaps spendieren. Alle anderen vor allem die Kinder sind gesund und munter. Freue mich schon wieder sehr auf unser Wiedersehen. Habe sehr viel zum Auszeichnen. Erwarte jetzt noch das Paket von Lüttel & Ralling. Holzschuhe habe ich immer noch nicht bekommen. Sonst nichts Neues mehr. Also sei recht herzlich gegrüßt & geküßt von deiner lieben Frau. Peter verzehrt gerade mit großem Appetit einen Erdbeerkuchen den ich ihn mitgebracht einen schönen Gruß soll ich dir von ihm schreiben & ein Bussi. Otti ist in die Stadt gefahren & will den Film holen & hat ihn noch nicht bekommen. Eben deinen 2. Brief bekommen konnte ihn kaum lesen da war schon Pommer da. Schon wieder eine Zahlk. Lebensversicherung kenne mich nicht aus, wo du doch erst geschickt hast.

Auch ein Brief ist gerade von Thüringen gekommen. Opa soll nächste Woche schon hinfahren, wenigstens 1 Woche schreiben sie. Auch Anni hat einen langen Brief geschrieben es geht Ihr ausgezeichnet schreibt sie. Das andere sage ich dir mündlich, da ich in den Laden soll & den Brief noch fort schicken möchte. Pommer hat eben gesagt, daß wieder eine Lagerbestandsaufnahme kommt die viele schon in den Händen haben & bis 10. Juli fertig sein muß. Das freut mich, wieder allerhand Arbeit. Man muß überall die Stückzahl einsetzen was man auf Lager hat ich denke es wird nicht so genau gehen. Werde halt dann am Sonntag kommen, denn wenn Opa fahren will, dann kann ich nicht mehr so leicht kommen & die lassen ihm keine Ruhe mehr. Nun wir werden sehen, was er sagt. Pommer hat auch gehört, daß viele Alte wieder eingezogen würden und hat natürlich Angst, daß sie ihn auch wieder einziehen. Also ich muß nun Schluß machen auf jeden Fall komme ich, bevor Opa fortfährt wahrscheinl. am Sonntag. Auf Wiedersehen jetzt eilt es sehr

Deine Luise.

21. 06. 1940 [von Gustl an Luise]


Eine Etappe gibt es noch…. und die ist hier: Gustls und Luises Briefe – 4. Etappe Traunstein und Tittmoning

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