Gustls und Luises Briefe – 4. Etappe Traunstein und Tittmoning

An alle, die erst jetzt auf diesen Blog gestoßen sind, die Empfehlung, hier anzufangen: Gustl und Luise schreiben sich wieder Briefe. Ansonsten viel Spass beim Endspurt hier:

Obermenzing ¾ 10 Uhr [22. 06. 1940]
Montag

Liebster Gustl!

Vor allem bin ich gut, wenn auch nach langer Fahrt nach ½ 1 Uhr gut in München angekommen. Bin dann nach Oberm. gefahren & habe nachmittag im Laden bedient. Nachmittags nach 5 Uhr kam dann die freudige Sondermeldung vom Waffenstillstand in Frankreich und ich war ganz bei dir & hoffe daß du es auch gehört hast. Es kommen mir jedesmal Tränen bei solchen Meldungen. Habe wieder einmal gehört, daß am 24 oder 25. 26. Juli Friede sein soll. Vielleicht stimmt es einmal, aber man traut sich gar nicht wirklich daran zu glauben. Am Samstag war das Geschäft sehr ruhig, durch das schlechte Wetter und es ging leicht, daß ich nicht da war. Otti hatte die Zettel eingeschrieben & Kassa gemacht und sogar Kassenberichte hat er geschrieben, die stimmen jedoch nicht, aber der Willi ist vorhanden und er hat jetzt schon mehr Interesse fürs Geschäft und freut mich sehr. Görner hat eine Abschrift v. d. Rechng. die ich auch daraufhin gefunden habe geschickt. Kenne mich nicht aus, da nichts drauf steht ob bezahlt und vermute ob die 1.20 nicht in der Rechng v. 21.VI. 38 enthalten sind, denn da hättest du doch nur 15.65 statt 17.35 bezahlen müssen, jedenfalls schicke ich die Sachen mit & du kannst ihm ja die 1.20 per Zahlk. schicken, falls er sie doch bekommt. Wenns noch nur 1.20 sind, aber 2 x willst du doch auch nicht bezahlen. Hätte noch im Wareneingangsbuch nachgesehen aber finde ich nicht von 1938. Habe schon wieder einen Haufen Rechnungen & Bestätigungen & könnte deine Hand zum einsortieren brauchen & hoffe daß es bald so weit sein wird. Nun gibt es immer am Montag politische Überraschungen, nachdem wir wieder getrennt sind. Eben sind 10 Uhr Nachrichten & du wirst auch noch fahren. was werden die nächsten Wochen für Überraschungen bringen hoffentlich den so heiß ersehnten Frieden. Von Konrad ist auch eine Karte gekommen, daß Anni mit Marianne & Fr. Lampr. am Montag gut in Prag angekommen sind.

Sie haben gleich in der Nähe der Kaserne ein schönes Zimmer mit Aussicht auf die Stadt bekommen. Er hat viel frei, er wurde zum Obergefreiten befördert & ist gesund & freut sich auf Frieden. Deine Mutter war nicht da, nun weiß ich nicht, ob ich sagen soll, daß ich in Traunst. war. Zellner waren zu Besuch da am Sonntag, ist auch gut, da wir doch eine Karte geschrieben haben. Müßte eigentlich heue noch lange aufbleiben, da ich viel zum auszeichnen hätte, da um 7 Uhr Abends 3 große Pakete Expreß Brüggelmann gekommen ist. Auch von Koch ist Ware gekommen. Morgen Vorm. soll ich eigentl. wieder in die Stadt zu Punkte abliefern werde es wohl noch 1 Tag verschieben, da es mir wirklich an der Zeit dazu fehlt. Muß doch schauen, daß ich nachkomme, damit wenn wieder eine Möglichkeit besteht dich zu besuchen ich kommen kann., Das Fahren macht mir auch bestimmt nichts aus, wenn auch die Hinfahrt wesentlich schöner ist, als das Heimfahren. Diesmal war Peter sehr zärtlich zu mir als ich heimkam, was ich sonst von ihm nicht gewöhnt bin. Nun weißt du Alles & ich freue mich schon wieder auf einen Brief von dir. Nun schließe ich mit den Gedanken an dich und einem baldigen Frieden in Treue

Deine Luise.

das Zimmer kostete                     4.- & 15% Bedienung
das Frühstück per Person            0,88
zus.                                             6.36
ist schon billiger

Also nochmals Gruß & Kuß deine Luise.
Ich geh nun doch zu Bett es geht schon auf 11 Uhr.


Obermenzing Montag [22. 06. 1940]
¾ 10 Uhr

Liebster Gustl!

Obwohl mir die Augen schon fast zufallen, schnell noch einige Zeilen. Bin in München gut angekommen und hatte gleich Anschluß nach Oberm. Es war nichts besonderes während meiner Abwesenheit. Am Samstag ist das Geschäft ganz gut gewesen. Es hat mich schon gereut daß ich nicht noch am Montag in Traunstein geblieben bin, ich weiß nicht, was das war ich wollte einfach nicht weg von Traunstein. Habe noch in der Früh zum Fenster heraus geschaut, dich jedoch nicht mehr gesehen. Bin dann wieder ins Bett, habe jedoch nicht mehr geschlafen nur ausgeruht. Dann wäre es erst schön gewesen, wenn ich noch einen Tag zur Erholung gehabt hätte und daheim sagten sie ich hätte ruhig noch 1 Tag bleiben können. Nun bin ich schon wieder da & habe mich auch gleich wieder an die schriftl. Arbeiten gemacht. Auch die Kiste nach Leipzig habe ich persönlich aufgegeben mit Otti. Sie kostet 5.70 ist teuer Express. Eben heißt es eine Sondermeldung kommt deine Mutter war da von Mittag ab am Sonntag gegen Abend hat der Ausgeher 6 p. Holzschuhe gebracht die anderen bekommen wir nächste Woche. Diesmal dauert es dann länger bis wir uns wiedersehen, der Schein für die Bestandsaufnahme habe ich auch noch nicht bekommen. Habe aber Morgen unmöglich Zeit mir ihn zu besorgen. da ich die Ware v. Ruttel & Ralling auszeichnen muß auf die schon verschiedene Kunden warten. Nun wirst du mein Liebling auch gerade am Radio hören und nun endlich ist es soweit der Waffenstillstand mit Frankreich. Und wieder ist es ein Montag an dem so eine wichtige Meldung kommt. Wird uns auch ein Montag vielleicht den Frieden bringen. Habe heute wieder gehört, daß der Krieg bestimmt in 4 Wochen zu Ende sei und glaube selbst mit größter Hoffnung daran. Also nun bin ich ganz bei dir in deinem Lager sehe dich auf deinem Bett sitzen & fühle es wie sehr du an mich denkst & mit den gleichen Wünschen zur Ruhe gehst. Also bleibe gesund und freue dich mit mir auf eine friedliche Zukunft. 1000 Küsse in Liebe Deine Luise

Grüße an Alle

Otti war im Stadtbad & deine Mutter ist mit Peter auch dort gewesen.
Mir tut der Kopf halt noch weh, von dem langen Sitzen im Zug.

Feldpost No. 01894 von Konrad
Bist du noch rechtzeitig gekommen


Obermenzing 24. VI.40
Donnerstag abends 10 30

Liebster Gustl!

Jetzt erst komme ich dazu, deinen lb. Brief zu beantworten. In der Früh bin ich in die Stadt gefahren, mußte P.Scheck Formul. holen. Bei Frau Mess. war ich auch die läßt dich grüßen. Auch machte ich den versprochenen Besuch bei der jungen Frau Huber. Es ist wunderschön bei ihr. Nur der Hausaufgang ist nicht schön. Wenn du einmal da bist, dann sollen wir sie zusammen besuchen. Ihr Mann ist Jahrg. 1909 also 31 Jahre das muß Opa falsch verstanden haben als er sagte 39 Jahre. Ich bin sehr froh, daß du nicht nach Holland gemußt hast, wenngleich es vielleicht sehr interessant gewesen wäre. Jedoch je näher, desto lieber ist es mir! Ich hätte keine Ruhe gehabt, wenn ich gewußt hätte, wie weit weg du bist. Inzwischen wirst du auch ein Pak. von mir bekommen haben. Um 9 Uhr hat mich Herr Pfeiffer angerufen, daß er bei Herrn Dr. Bauderer gewesen ist. Er sagt: Er hätte es sehr bedauert, daß ich nicht selbst gekommen bin, denn die Soldatenfrauen liegen ihm besonders am Herzen & werden ihnen jede mögliche Hilfe zu teil. Ich kann jederzeit ein Plakat anbringen in der Zeit von bis wegen Urlaub geschlossen, ohne daß daraus Folgen entstehen. Wenn etwas wäre, dann könnte man sich nur auf ihn berufen, da sie die Sachen über sich haben. Nun ist mir ein großer Stein vom Herzen & die Aussicht einmal längere Zeit bei dir zu sein, macht mich heute schon glücklich. Von Anni ist auch wieder ein Brief gekommen es geht ihr gut und viele Grüße an dich v. Konrad & Anni. Peter hat heute etwas Fieber, hoffe jedoch daß es nicht von Bedeutung ist. Ein andermal wieder mehr es ist gleich 11 Uhr & bin schon sehr müde. Am Sonntag fährt Opa. Also mehrmals wünsche ich dir alles Gute bis wir uns wiedersehen Entschuld. die Schrift 1000 Küsse Deine Luise


Obermenzing Freitag 10 Uhr abends [28.06.40]

Liebster Gustl!

Nun ist wieder ein Tag zu Ende & er war wieder einmal sehr aufregend für mich. Wie ich dir gestern bereits geschrieben habe ich dir mitgeteilt, daß Peter Fieber hatte. Er hatte gestern Abend 40° Fieber & in der Früh also heute 39°. Dann kam Luise & sagte Helli ist noch krank & Frau Koch hatte dann bei uns die Ärztin angerufen & dann hörte man auch daß Diphterie hergeht. Nun hatte ich auch gleich angerufen & sie ist dann auch bald gekommen. Sie hatte Peter dann untersucht und sagte zu mir zu 80% meinte sie es wäre Diphterie. Er hatte so einen eigentümlichen Geruch aus dem Mund der sie zu der Annahme daß es der Fall sei auch hatte er einen weißen Belag auf der Zunge. Er hat sehr geschrien, als ihm Fr. Dr. in den Mund hineingeschaut hatte, ich mußte ihm dabei mit den Arm nehmen & seine Händchen fest halten. Dann sagte ich zu ihr, sie möchte doch mir auch in den Mund hineinschauen, da ich schon 3 Wochen eitrige Halsentzündung hätte. Dann sagte sie das sitzt sehr tief bei mir und hat mir Tabletten & etwas zum gurgeln verschrieben. Nun ist sie dann doch etwas stutzig geworden und sagte es könnte auch eine Ansteckung sein & sie wolle warten bis Abends mit der Spritze dann müßten wir ein ganz heißes Bad von 37 – 40 ° machen von 4 Minuten Dauer & dann schwitzen lassen, dann könne sie es bis Abends genau feststellen. Nun das haben wir auch gemacht & hatten guten Erfolg damit. Er hatte darauf sehr fest geschlafen & verlangte dann etwas zu Essen & er bekam dann Pudding & wurde zusehends munterer. Dann schlief er wieder bis um 7 ½ Uhr Fr. Dr. nochmals kam, sie war erstaunt als sie ihn sah & sagte nun könne sie mit Bestimmtheit sagen, daß es keine Diphterie ist sondern eine Bakteriensache im Hals. Er hätte wirklich besorgniserregend ausgesehen, aber es war eigentümlich ich fühlte es fast, daß es Diph. nicht sein kann. Bei Helli sei der gleiche Fall nur nicht so stark wie bei Peter. Als dann Fr. Dr. wir sagten Tante fort war, dann wurde er richtig munter. Tante Dr. ist bös weils in Mund nei schaut, des tut weh. Zur Oma sagte er dann Werf mers naus, wenns wieder kommt. Zu aller Sorge muß man noch lachen. Bald darauf sagte er dann. Ich mag ein Mus. Oma komm geh hinunter koch mir ein Mus. Zuerst dachten wir es wäre Spaß, aber er hatte wirklich Appetit und verzehrte sein Mus mit größtem Appetit. Auch war er gleich wieder lustig & man hat eine unendliche Freude dabei. Auch ein Kompott hat ihm geschmeckt. Die Tabletten muß ich eine ganze & Peter eine halbe nehmen. Er hat sie gleich in großem Bogen weggeworfen & mich hatts unendlich gewürgt, denn wie du weißt kann ich so schlecht was nehmen. Das Gurgelwasser das geht noch & ich habe das Gefühl, daß es schon leichter ist am Hals. Hoffentlich habe ich dich nicht auch angesteckt, denn ich hatte schon angst und traute mir dir nicht recht einen Kuß zu geben. Auch ist nicht sicher ob Peter von mir was bekommen hat. Luise z. Beisp. hatte auch einen starken Katharr & Peter ist natürlich schon zu ihr hingekommen. Er nießt auch und hatte Kath. dabei. Er war ja so eigentlich auch nicht krank. Auf jeden Fall sind wir unendlich froh alle daß es nicht was ernstes ist. Doch die Schutzimpfung muß ich trotzdem machen lassen sie meint nächste Woche, denn es steht wiederholt in der Zeitung & glaube ich wird sogar Zwang für Kinder im Alter von 2 – 6 Jahren. Nach 4 Wochen muß man dann nohcmal gehen & soll keine nachteiligen Folgen haben auch kein Fieber erzeugen. Ach wenn du halt da sein könntest, wäre alles leichter. Opa fährt am Donntag vorm. um 8 Uhr. Dies ist miein 3. Brief wenn ich den im Paket mitnehme. Wahrscheinlich denke ich werde ich am Samstag Früh von dir Post bekommen. Nachmittag gehe ich dann nach Untermenzing & hoffe daß Peter ganz in Ordnung wieder sein wird. Nun habe ich dir wieder einmal alles geschrieben, was mein Herz bedrückt & daß es nur ein kleiner Schrecken war, der uns allen Peterl eingejagt hat & man sieht erst wie lieb man so ein Kind hat, wenn es dann so drin liegt im Fieber. Also mach dir keine Sorgen mehr, denn wir werden Morgen alle Künste anwenden müssen ihn im Bett zu halten denn er muß schon noch liegen & darf vielleicht am Sonntag aufstehen. Gerade muß ich Otti tadeln es geht auf 11 Uhr & will nicht ins Bett, da er von den Zig. die Schecks sortiert hatte ich von Mess. bekommen für Otti. Also sonst nichts Wichtiges mehr, als daß ich auf baldigsten Frieden hoffe und verbleibe inzwischen deine dich liebende Frau.

Nun geh ich ins Bett & träume vom Wiedersehen

Wenn mit Peter nichts mehr ist, dann lade ich Familie Pfeiffer ein für Sonntag Nachmittag, werde jedoch in Gedanken nur bei dir sein. Wie lange wird es noch dauern?


Der nächste Brief ist ein Gemeinschaftsprojekt und ich meine, das ist das dazugehörige Photo. Links Otti, jetzt ist er 12 und ich kann in seinen Zügen langsam meinen Vati erkennen, neben ihm seine Mama Luisl und dann ihre Schwiegermutter mit den frisch gefärbten Haaren. Rechts davon vermute ich Herrn und Frau Pfeiffer und ganz außen Luises Mama, die Oma Anni. Vorne dann das Peterle mal mit richtig kurzen Haaren und das missvergnügte Mädchen mit der weißen Haarschleife ist dann die Tochter von Pfeiffers. Volles Haus hat sie gehabt, meine Oma, ich wäre gerne dabeigesessen.

Luise und andere Sonntag [Ende Juni 40]

Sehr geehrter Herr Weidemann!

Nachdem heut ein sehr schöner Sonntag ist, habe ich mir erlaubt, Ihrer Familie einen Nachmittagsbesuch zu machen, natürlich im Garten u. mit Familie. Nur schade, daß Sie nicht auch hier sein können, doch hoffen wir, daß bis August Irland auseinander geht. Dann werden sie wohl auch als einer der ersten entlassen und können Ihren Geschäften wieder nachgehen. Hoffe, das Sie sonst gesund sind und noch vor Kriegsschluß zum General befördert werden. Dann mache ich Ihren Schuhkarton, zur Zeit werden viel Männer der Jahrgänge 1890 – 94 (wohl zur Besatzung) eingezogen. Nun muß ich aber schließen, sonst bleibt für Ihre Frau nichts mehr übrig. Noch recht freundliche Grüße von meiner Frau & Tochter, besonders aber von Herr Pfeiffer

Lieber Gustl! Bei Donnergrollen und Blitz sind wir jetzt im Zimmer versammelt und Peter gibt hier einige Zeilen zum besten. Nun will ich dir eine große Neuigkeit mitteilen: Willi ist da! aber nicht in Menzing. Er war seit 5 Wochen in Belgien u. hat nun drei Wochen Urlaub mit fast 7 Tage Bahnfahrt also zusätzlichen14 Tagen nun hab ich gemeint, daß wir zu dir hinfahren, aber er sagt, du wirst vielleicht Urlaub bekommen weil er hier ist.  Werdens schon sehen, daß ich ihn dazu bring, schreib ihm selber einmal. Geld u. Paket hat er bekommen aber er hat jede Woche gemeint er bekommt Urlaub u. deshalb nicht geschrieben.  Nun recht herzl. Grüße Deine Mutter u. Dein kl. Peterl

Sonntag 10 Uhr nachts

Mein liebster Gustl!

Nun sind Alle glücklich aus dem Haus. Das schönste für mich war dein Anruf. Herr Lämmle war mit seiner Freundin auch da. Als ich im Laden mit Ihnen war, hat er sie immer mit Schnucki angeredet. Er sieht blendend aus ist immer an der gleichen Stelle, jedoch nur mehr 5 Mann, es sei äusserst langweilig.  Auch hofft er daß es bald Schluß wird, er meint im August. Opa ist heute abgereist & hat glaube ich niemand Zeitlang nach ihm, jedoch er selbst ist gar nicht so entzückt und möchte nicht von seine Hühnern fort. Bin gespannt was der Monat Juli uns bringt. Wie ich dir am Telefon schon sagte ist Peter wieder ganz in Ordnung. Haben ihn eben erst zu Bett gebracht er wird nicht fertig mit Purzelbäume zu schlagen. Bin unendlich froh, daß es nur ein Tag war, wo er krank war. Am Samstag nachmittag war das Geschäft ganz gut in Untermenzing. Pannier war drüben hat mir Hausschuhe punktfrei angeboten & Kinderbadetücher. Er mußte lange warten, denn am Samstag gibt es zu tun um diese Zeit. Deiner Mutter hat es heute bestimmt gefallen, denn sie hatte viel zur Unterhaltung sie ist mit Famil. Pfeiffer gekommen & wieder mit ihnen gegangen. Nun bin ich aber schrecklich müde und freue mich auf deinen Brief den ich morgen bestimmt in der Früh bekomme. Ob du wohl Aussicht hast, daß du Samstag herfahren darfst weil Willli da ist meint deine Mutter. Es wäre herrlich wenn es der Fall wäre. Also muß mir noch überlegen, wenn ich zu dir hinfahren kann, wie es sich machen läßt. Also gute Nacht und viele Grüße und Küße von deiner Luise.

In den Augen deiner Mutter ist Herr Lämmle ein Lebemann.

Oma Annie mit Peterle, Luise steht am Rand und dazwischen dem Lürtzing seine Hühner, wie wir jetzt wissen

Traunstein, den 8. Juli 40.
Montag nachmittag

Liebste Luise!

Damit Du beruhigt bist, teile ich Dir mit, daß ich wieder wohlbehalten in Traunstein gelandet bin und alles ist wieder Vergangenheit. Hier geht der gleiche Tanz weiter, wir vorher auch. Willi & Mama gingen gestern noch mit bis zu meinem Zuge und wir unterhielten uns noch einige Zeit und dann war es sowieso schon soweit, daß der Zug bald abfuhr. Herrn Koch traf ich kurz vorher noch, er kam in Urlaub. Auch sieht er nicht schlecht aus. Liebe Luise, hast Du schon mit Hilde gesprochen? Hoffentlich klappt es und dann kannst Du eventuell schon in der letzten Woche im Juli zu mir kommen. Mir ist eingefallen, daß es da ja am ruhigsten sein wird, weil da das Monatsende ist. Nun schreibe mir darüber und wir werden schon einen Ausweg finden, daß alles richtig ist. Nun muß ich Schluß machen, da der Brief sonst nicht mehr mit der Post mitgeht. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt und auf baldiges Wiedersehen, Dein Gustl.

Mit dem Katharr ist es wieder besser und es tut mir leid, daß ich gerade beim Urlaub so schlecht beisammen war, Nochmals herzliche Grüße & Küsse

Dein Gustl


Obermenzing 9. Juli 1940
10 Uhr abends.

Liebster Gustl!

Habe heute Vormittag deinen Brief erhalten & danke dir dafür. Es ist mir sehr arg gewesen als du mit dem Zug fortgefahren bist & habe dann sehr geweint. Es ist mir lang nicht so arg wenn ich in Traunstein bin & muß heimfahren, als wenn du von Obermenzing nach Traunstein fährst. Auch habe ich wieder mit den Nerven zu tun & wird wohl die Hitze auch was ausmachen und bin froh daß es am Montag geregnet hat. Auch habe ich von dir nichts gehabt, da du dich doch den anderen widmen mußtest. Es sind halt immer zu viel Leute bei uns. Als ich nach Haus kam am Montag da kam dann noch Frl. Egger mit Ihrer Mutter zu uns. Sie brachte mir eine Blutwurst & Mettwurst von Herrn Lämmle. Es war dies was er versprochen hatte & hat Wort gehalten nur sagte er damals nicht was es wäre. Es war nur schade daß du nicht mehr da warst, sonst hättest du und auch Willi davon mitnehmen können, denn mit dem Schinken ist es ratsam & könnte verderben. Den beiden Damen gefällt es scheinbar sehr gut bei uns. Mutter & Tochter, denn heute waren sie vor 1 Stunde schon wieder da. Sie wollte Herrn Lämmle in Pfaff. anrufen, da er ihr ein Telegramm geschickt, daß sie nicht kommen soll, sie hat zur Zeit gerade Urlaub, hatte jedoch Pech da er nicht da war. Doch das andere mündl. darüber sonst werde ich mit schreiben nicht fertig. Ein Auto fährt sie auch. Ich kann sie sehr gut leiden, sie ist sehr natürlich wenn man sie näher kennt. Sie hat mir für dich Fleischmarken gegeben, damit du dir was kaufen kannst. Eben muß ich Rolf zur Tür hinaus lassen sonst kann ich nicht mehr schreiben, so heult er. Am Sonntag hat er sich an der Mutter von Frl. Egger hingehengt wie früher der Flocki. So arg war es noch nie & war mir peinlich. Scheinbar hatte sie einen Geruch an sich, sie sagte das macht nichts der ist halt hitzig. Auch nachts pinkelt er in seinem fort. Jetzt muß ich ihn wieder hereinlassen & heult er schon wieder ich könnte fast verzweifeln. Als die Beiden dann fort gingen, dann kam Frau Kufner, wegen Luftschutz so hat man ständig Aufenthalt. Sie sagte sie hätte vom Arbeitsamt eine Karte bekommen sich zu stellen wegen Arbeit. Morgen muss sie hin & sagt schon das Nähere. Auch für die Schwägerin von Frau Louis ist vom Arbeitsamt eine Karte gekommen, die sind z. Zt. in Tegernsee. Wenn doch der Krieg zu Ende gehen soll, warum brauchen sie denn da gar so viel Frauen. Zur Zeit kennt man sich wieder gar nicht aus was wird & sind viel geteilte Meinungen was den Frieden anbetrifft. Opa hat auch geschrieben daß er Samstag oder Sonntag kommen will er wird es noch genau mitteilen. Was das zusperren anbetrifft, so brauchst du dir keine Sorgen machen ich warte halt noch ab. Hilde ist es ganz gleich & ist ihr recht wenn ich es sage wenn sie gehen kann. Ich habe halt Sorge, da meine ich es geht nicht mehr mit den 2 Geschäften, weil ich eben nicht so beisammen bin, wie es sein soll & hat mir momentan sehr weh getan, weil dir das Geschäft mehr am Herzen liegt als ich. Im Krieg kann man auch einmal gleichgültig werden, da man allem so machtlos gegenüber steht. Aber ich will dich nicht kränken & bin ja doch froh daß du so bist, wie du bist. Nun warten wir halt was die nächsten Wochen bringen. Otti geht noch nicht in die Schule erst übermorgen. Simon hat eine Besuchsanzeige geschickt, weiß jedoch nicht was ich bestellen soll, da ich doch noch gar kein Bestellschein in Händen habe. Heute war Frau Schmidl wieder da habe ihr noch verschiedenes verkauft. Laße z. Zt in Unterm. stöbern, das ist unbedingt nötig; damit alles sauber ist, wenn du wieder da bist. So nun habe ich soweit alles geschrieben. Ob ich am Montag schon komme weiß ich heute noch nicht. Rosa ist heute ins Kino hatte nicht Zeit sonst wäre ich auch mit. Also lieber Gustl nun sei herzlichst gegrüßt & geküßt und schreibe mir bald wieder

In Liebe

Deine Luise.

Lege dir ein Bildchen bei das mir Herr Pfeiffer geschickt hat & aufnahm als er am Sonntag zu Besuch da war.

Rolfi heult so unheimlich, daß ich gar nicht mehr weiß was ich tun soll ich fürchte mich schon bald vor ihm & wenn ich ihn hinaus laß, dann kratzt er an den Gartentüren bin froh wenn Rosa kommt, das wird wieder eine unruhige Nacht, muß wieder nach Traunstein da kann ich wieder ungestört schlafen.

Kauf dir was Gutes mit den Marken

Peter hat gesagt: der Papa soll wieder kommen die Pritsch hatt er schon längst vergessen.

10. Juli 40. Mittwoch abends

Mein liebes Luiserl!

Da ich noch keinen Brief von Dir erhalten habe, schreibe ich Dir heute noch einen zweiten, den ersten wirst Du inzwischen schon erhalten haben. Hoffentlich bist Du und alle gesund. Hier gehen die Tag einförmig fort und man wartet immer auf ein Ereignis, das nicht eintrifft. Ich träum noch immer vom vergangenen Sonntag, es war halt herzlich wenig, das zuhause sein. Und so ist es noch ärger wenn man dann Nachts wieder ankommt und in den Strohsack steigt. Hier haben wir heute gehört, daß die 94.95.96 Jahrgänge endlich entlassen werden. Weiß es aber noch nicht bestimmt. Nun, wenigstens wäre es ein Anfang und man könnte damit rechnen, daß es einmal auch weitergeht und daß die anderen Jahrgänge auch noch drankommen. Liebe Luise, schicke mir meine Wäsche, ich habe gar kein Hemd mehr. Habe heute wieder bis 8h in der Schreibstube gearbeitet und bin nun müde, da bei uns der Tag schon um ½ 6h angeht. Jetzt sind schon wieder 10 Tage vorüber von diesem Monat und nichts rührt sich, ich bin nur auf Deine Berechnung neugierig, ob bis dahin noch etwas erfolgt. Ich kann jetzt garnicht weiterschreiben, denn es ist schon 10h und heute geht der Brief nicht mehr weg und so warte ich gleich auf die morgige Post und hoffe, daß ich von Dir Post bekomme. Hoffentlich bringen die Nachrichten, die jetzt kommen, einen Lichtblick für die Zukunft. Donnerstag, den 11.7. mittags 3h muß schnell den Brief fertig schreiben, da er sonst nicht mitkommt. Habe heute mittag Deinen Brief erhalten und schreibe heute abend gleich nochmals einen

Herzliche Grüße & Küsse

Dein Gustl

11. Juli 1940
Donnerstag 10h abends

Liebste Luise!

Habe heute Deinen lieben Brief erhalten und danke Dir herzlich dafür. Ich habe schon mit Sehnsucht und Neugierde drauf gewartet. Da ich mittag meinen Brief nicht weiterschreiben konnte, habe ich ihn gleich so abgesandt. Daß du traurig warst, als ich fortfuhr habe ich schon gemerkt und daß zuviel Leute da waren habe ich auch gesehen, aber es ist nun einmal so, mein Liebling, man gehört sich eben nicht allein, daß Willi da war hat mich halt auch gefreut und daß er so fröhlich war, war ich auch froh, denn es ist doch mein Bruder, wenn auch so manches ist, wie es nicht sein soll, so sieht man halt doch daß man nicht aus seiner Haut heraus kann. Mein liebes Luiserl, sei einmal vernünftig und überlege einmal, daß es für mich halt schwer ist, immer das Richtige zu treffen. Ich weiß ja, daß es mit dem Geschäft jetzt nicht so wichtig ist, wie in anderen Zeiten, aber ich kann es halt nicht übers Herz bringen und meine immer, wenn man seine schönen Jahre hineingehängt hat, um etwas aufzubauen, und dann ist alles auf einmal anders, und man muß zusehen, wie es immer stiller wird. Aber sei beruhigt, ich habe es mir überlegt, und habe mich entschlossen, daß Du doch recht hast, und daß Du drüben auf 14 Tage zusperrst, wenn, das ist mir nun egal, mach es wie Du es für richtig findest und wie Du es am besten machen kannst. Du sollst nicht denken, daß mir das Geschäft wichtiger ist, wie Du, das darfst Du nicht sagen, ich habe meinen Teil mitgenommen, voriges Jahr, als ich fort mußte von Dir und von allem, das kann ich nicht aussprechen und auch nicht niederschreiben. Daß es jetzt nicht mehr so schlimm ist, kommt nicht daher, daß es mir jetzt gleich sei, nein es ist etwas Anderes. Man hofft halt, daß es doch nicht mehr so lange dauert und daß ich das Schlimmste überstanden habe und allmählich gewöhnt sich der Mensch an jede Lage und wie ich zuerst nicht glauben konnte, daß es überhaupt so kommen wird, so ist es mir jetzt, als müßte ein Wunder geschehen, wenn es wieder den alten Zustand sein wird. Richte es also so ein, daß Lürtzing wieder da ist, wenn du weg gehst und drüben dann ein Schild an der Türe ist und die Leute die nicht zum Kleider bringen herüber wollen, bei Niggl abgeben und Lürtzing herüber bringen soll. Mache also alles so, daß Du dann wenigstens auf 8 Tage zu mir kommen kannst, Alles Andere wollen wir dann mündlich miteinander ausmachen. Ich wäre froh, wenn ich auch einmal wieder wenigstens einige Tage Urlaub bekommen könnte, aber es ist halt alles so schwer, jeder Landwirt hat einen Urlaub und die Anderen können zusehen. Also, meine liebe kleine Luise, sei nicht so ungeschickt und meine keine so unvernünftigen Sachen, ich hab Dich lieber wie alles und wenn Du und die Kinder nicht wären, dann wäre mir das Geschäft ganz gleichgültig aber es ist ja unsere und vor allem Deine und der Kinder Existenz. Wenn ich heute einmal nicht mehr bin, dann sollt Ihr ein gesichertes Fortkommen haben und das ist das Allwichtigste wegen mir wäre es mir nichts da hätte ich schon lange zugesperrt, aber so!!!!

Sei nun innigst gegrüßt und geküßt von Deinem treuen Gustl.

Und schreibe mir das nächste Mal einen lieben Brief. Ich träume immer von Daheim und bin immer bei Dir.

Bitte lege den Brief weg und lasse ihn nicht liegen, er ist für Dich allein Dein Gustl


Jetzt sind sie mir nahe wie in all den Briefen zuvor nicht. Da scheppert es dann doch einmal. Da hat er endlich mal den ständig herbeigesehnten Heimaturlaub und dann sind so viele Leute da, dass das Paar keine Zeit füreinander hat. Und noch dazu meint er dann ihr ins Geschäft hereinreden zu müssen, das sie seit Monaten alleine bewerkstelligen muss und bezweifelt ihre Entscheidungen, die sie doch immer so zu treffen sucht, dass auch seine Vorstellungen berücksichtigt sind. Jetzt ist sie verletzt, fühlt sich zurückgesetzt und das musste dann doch einmal raus. Er wirbt um Verständnis; dass Willi vielleicht selten da war, weil es seiner Schwägerin Luise gar nicht so recht war, habe ich nie bedacht. Ich sehe alles aus meiner kleinen Steffi-Perspektive und erst mit diesen Briefen eröffnen sich mir die Beziehungsschnüre zwischen den verschiedenen Personen. Ich sehe meinen Onkel Peter als kleines eigenwilliges Kind und meinen Vater als Heranwachsenden zwischen der Verantwortung, die er sucht und die doch noch zu viel für ihn ist. Und ich sehe meine Oma Luisl, wie sie sich zusehends die Rolle der Geschäftsfrau erobert und Opa Gustl, der wohl ein klassisches Familienoberhaupt war, aber jetzt, offensichtlich unter Schmerzen, nachgeben muss und sie machen lassen muss.

Traunstein, den 14.Juli
Sonntag 6 ½ halb abends

Liebste Luise!

Habe heute Deinen lieben Brief vom Samstag erhalten und habe mich gefreut, daß ich heute am Sonntag, wo ich schon gerechnet habe, einen Brief zu bekommen, auch einen erhielt. Denn das ist das Einzige, was mich heute erfreut. Ich war heute bis 3h in der Schreibstube und habe dann einige Stunden geschlafen und nun möchte ich Dir einige Zeilen schreiben. Meinen Brief brauchst Du nicht beantworten, ich wollte Dir nur mitteilen, wie es mir ums Herz steht und alles andere machen wir mündlich aus, das ist das Richtigste. Heute ist es mir schon schwer, daß ich ganz allein bin. Ich bin ganz allein im Zimmer, alle sind sie ausgegangen. Und nun möchte ich mich ganz Dir widmen um wenigstens im Gedanken bei Dir zu sein, wenn es nicht anders geht. Heute vor acht Tagen bin ich auch schon wieder abgefahren, so vergeht ein Tag und eine Woche wie die Andere. Am Freitag Abend hatten wir eine kleine Abwechslung, unser Feldwebel und ich waren eingeladen ins Lazarett zu einem Abschiedsabend, da das Lazarett aufgelöst würde. Es war wirklich schön dort. Es gab Wein, Bier, belegte Brote, Keks und Kaffee und dauerte bis 1h. Eine ganz erstklassige Streichmusik war da und alles war ganz vornehm. Hier werden 2 Lazarette aufgelöst und das bestärkt mich in meiner Meinung wieder sehr, daß es doch nicht mehr so lange dauern kann. Es war wirklich ein schöner Abend und auch der Herr Oberstabsarzt unterhielt sich mit uns persönlich, was mir nicht ganz sympathisch war aber er war sehr nett und freundlich. Ich muß jetzt meine andere Feder holen, da ich mit der garnicht schreiben kann.

Heute vormittag sitz ich allein in der Schreibstube und es klopft einer an und kommt herein, und lacht und sagt, kennst mich nicht mehr? Ich habe ihn nicht gekannt es war ein dicker schwammiger Mann mit dickem Kopf und einem mords Bauch und nun sagt er, er heißt Pilgram! Ich war ganz platt. Wir hatten schon vor einer Woche ein Schreiben bekommen, daß ein Pilgram von Mosburg nach hierher versetzt wird aber ich dachte nicht mehr daran und er hat sich zu seinem Vorteil verändert, wenigstens sieht er netter aus und freundlicher wie früher, wenn er auch sonst ganz erledigt aussieht denn er hat Ischias und kann kaum gehen, er wird wahrscheinlich vor uns entlassen. Das erste war natürlich, daß er an Konrad eine Karte sandte, wo ich unterschrieb. Er war bei den Polenkämpfen dabei und holte sich dort sein Ischias. Ebenso war ich gestern nachmittag im Cafe, um um 5h die Nachrichten zu hören, da kommt eine Dame an meinen Tisch und begrüßt mich und sagte, ob ich sie nicht mehr kenne, sie war vor 20 Jahren mit mir bei Mendelsohn und früher 6 Jahre bei Schneider, denn sie kennt auch Dich. Du kannst Dich vielleicht auch nicht mehr erinnern, denn ihren Vornamen weiß ich nicht, sonst hieß sie Frl. Flöschner, jetzt ist sie verheiratet und ist in Seon zur Erholung. Sie sagte sie sei mit ihrem Silbervogel hier und ich meinte was das für ein Auto sei, aber das war eine Täuschung, denn es war nur ein Fahrrad, das sie so heißt, weil es ganz vernickelt ist. Der Krieg machte ihr scheinbar garnichts aus, denn davon sagte sie überhaupt nichts, nur ob es in Traunstein schön sei und da könnte ich es wohl aushalten und ich sehe auch gut aus als Soldat und ich sei wohl gern Soldat, das sieht sie mir gleich an und ich sagte ja, so ist es und sie fuhr dann ab mit ihrem „Silbervogel“.

Ich hoffe, daß ich morgen von Dir einen Brief erhalte und freue mich heute schon darauf, auch hoffe ich, daß Du mir darin mitteilen wirst, wann du zu mir auf Besuch kommst, und daß es gar schon einige Tage sind, wenn du inzwischen schon Schritte unternommen hast, das Untermenzinger Geschäft vorübergehend zu schließen. Jetzt, wo ich wieder in Traunstein bin und so sehnsüchtig Deiner warte, erscheint es mir wieder gleichgültig, ob in Untermenzing auf ist, oder nicht, nur wenn ich in München bin, erwacht in mir gleich wieder der Geschäftsgeist und ich muß mich dann immer wieder beherrschen um die Lage zu überlegen und daran denken, daß Krieg ist und daß es garnicht so wichtig ist, wie es momentan ist mit dem Geschäft. Mein Liebling, schimpfe mich nur, wenn ich wieder bös bin und alles über das Geschäft vergesse, ich bin halt so dumm und meine immer, es muß immer am Schnürchen gehen. Ich dachte es mir heute wieder, was Du alles mitzumachen hast, und ich mach es Dir dann noch schwerer, anstatt, daß ich es Dir leichter zu machen versuche. Aber tue nur, wie ich Dir schon geschrieben habe und handle als allein verantwortlich, so ist es am Besten. Komme nur bald und ich nehm Dich in meine Arme und bin dann glücklich, sei denn sonst, was will. Noch etwas muß ich Dir mitteilen, was vielleicht sein kann und für uns beide immerhin etwas leichter sein würde, uns zu treffen. Ich habe munkeln gehört, daß wir nach Rosenheim kommen sollen, aber noch ganz unbestimmt aber es wäre vielleicht doch möglich, daß es etwas wird und wäre dann immerhin eine Erleichterung vor allem für Dich, Du bräuchtest nicht mehr so weit zu fahren und ich würde eher Sonntagsurlaub bekommen von dort als von hier aus. Hoffentlich ist etwas Wahres daran. Aber mache Dir keine zu frühe Hoffnung sonst wird’s nichts und sage niemand etwas davon, es soll jetzt noch geheim sein. Nun wollen wir hoffen, daß etwas Wahres daran ist. Besser wäre allerdings ganz entlassen, aber das scheint noch in weiter Ferne zu sein. Jetzt will ich meinen Brief noch zur Post zu bringen, daß Du ihn bald bekommst. Ich glaube, habe Dir alles geschrieben, was Dich, mein Liebling interessiert. Grüße mir alle recht herzlich und sei vor allen Dingen Du innigst geküßt und gegrüßt, bis auf ein recht baldiges frohes Wiedersehen von Seinem lieben Gustl.

Für Frau Dr. Hesse viel Glück und herzlichen Glückwunsch für den Stammhalter, nun ist er endlich da, der langersehnte

Daß Peter gesund ist, bin ich froh und zufrieden.

In Liebe Dein Gustl

Anbei einige Buttermarken.


Obermenzing ½ 10 Uhr [vor dem 15.07. 1940]
Mittwoch Vorm

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief bekommen der mich riesig freute. Habe mir schon immer den Kopf zerbrochen wie ich es machen kann dich zu besuchen. Aber es geht mit dem besten Willen noch nicht. Am Samstag kann ich noch nicht & am Sonntag erst hinfahren, da müßte ich gleich am Sonntag heimfahren, denn am Montag muß ich wieder in U.Menz. sein, das geht nicht, das Geschäft geht z. Zt. gut man spürt den 1. & ich strenge mich an, viel von dem Mist kann man sagen zu verkaufen & wenn ich es noch so oft sage Anbieten die Bezugscheinfo. Hausschuh und so was wenn man nicht dabei ist, wird es nicht gemacht. Habe gestern sehr viele in U.Menz. von den Kindersachen, wo ich so viel v. Ort. & Sch. hatte verkauft, denn ich glaube daß es schwer sein wird nächstes Jahr diese Artikel zu verkaufen. Holzschuhe habe ich nochmals 6 paar bekommen. sind schwer verkäuflich, da sie keine geteilte Holzsohle haben & nicht bunt sind. Habe daher den Rest abbestellt & verkaufe lieber unser Leinen & Riemchenschuhe, denn nächstes  Jahr hoffe ich, daß man wieder bessere Ware bekommt. Opa geht mir weiter nicht ab nur insofern, daß er manchmal mit hinüber ging & so muß ich jetzt alle Tage hinüber, denn allein lassen ist nichts. Mittags ist jetzt unendlich heiß der Weg, aber es geht schon & meine Gedanken sind doch immer bei dir. Jetzt schaue ich halt daß ich verkaufen kann was geht & mache vielleicht dann ab 15. Juli wenn möglich natürlich die Filiale zu & komm dann einige Tage, bevor ich Hilde in Urlaub schicke. Die Bestandsaufnahme muß am Samstag fertig sein & Herr Pfeiffer kommt am Samstag Nachmittag nach Untermenz. & macht die Listen fertig. Er hat sich erkundigt & die sagten die Listen seien mir zugeschickt worden & ich habe jedoch bis heute noch nichts bekommen. Nun schickt mir Herr Pfeiffer noch mal welche zu. Nachmitt. kann ich natürlich schriftl. nichts machen & so bleibt mir nur wieder der Abend & Vormitt. muß aber auch wieder was besorgen. Gestern war es fast 12 Uhr wieder als ich zu Bett ging.

Hoffe halt daß es nicht mehr lange dauert, daß du wieder ganz & für immer da sein kannst. Schicke dir ein Formular für Umsatzsteuer mit, wird dir aber nichts nutzen, müssen halt diesmal länger warten. Versicherung schicke ich auch mit. Es ist mir schon sehr arg, daß ich am Sonntag nicht kommen kann, aber die Pflicht ich hätte keine Ruhe, weil doch Opa auch nicht da ist. Es wäre herrlich wenn du kommen könntest, vielleicht ist es doch möglich, daß du kommen kannst. Bin gespannt ob Willi noch auf Besuch kommt, ich glaube ja nicht, bloß deine Mutter tut es so wichtig. War mir nicht angenehm daß seine Mutter am Sonntag mit Pfeiffers wegging, hat Ihnen den ganzen Lebenslauf von Ihren Buben erzählt von Willi alles & der gleiche, denn schließlich sind doch fremde Leute, aber da ist man machtlos oder es gibt Streit, wenn man es ihr vorhält. Es ist schrecklich mit ihr aber meine Liebe zu dir ist so groß, daß ich das Alles mit in den Kauf nehme & soll bestimmt kein Vorwurf sein & werde glücklich sein, wenn du wieder bei mir bist, dann nimmt man alles leichter & meine Nerven werden sich auch wieder beruhigen. Peter geht es gut, er hat nur noch einen Katharr & ist jetzt viel alleine da die Luiskinder in Urlaub in Tegernsee sind. Also wenn ich kommen kann, dann brächte ich Peter mit. Vielleicht in 14 Tagen. Bis dahin 1000 Küsse & Grüße von deiner Luise.

Entschuld. die Schrift aber es eilt.

Schreibe deiner Mutter nichts, sonst gibt es nur Verdruß, denn ändern kann man sie nicht.


Traunstein, den 17.7.40.
abends 9h

Mein geliebtes Luiserl!

Deinen lieben Brief und das Paket mit der Wäsche und den feinen Sachen habe ich gestern erhalten und sage Dir für Alles herzlichen Dank. Inzwischen wirst Du meinen letzten Brief auch erhalten haben. Wollte Dir gestern schon schreiben, aber da ging die ganze Blase ins Kino und da wollte ich auch kein Außenseiter sein, noch dazu, wo sie den Opernball gaben uns es hat mich wirklich nicht gereut, denn es war einmal wieder ein richtiger Film bei dem man einmal seine Sorgen auf einige Stunden vergißt. Du hast ihn ja auch schon gesehen und ich brauche Dir ja nichts mehr darüber erzählen und wir können uns ja noch darüber mündlich unterhalten. Ich freue mich schon auf unser nächstes Zusammenkommen und hoffe, daß ich vielleicht einen Nachmittag frei bekomme. Sonntag wirst du ja nicht vor Mittag kommen können. Ich hoffe, daß Du mir nochmals schreibst und mir noch Genaueres mitteilst. Sollte ich bis Samstag nichts erhalten, dann werde ich noch anrufen, nach Möglichkeit abends. Es kommt mir schon als eine ganze Unendlichkeit vor, seit ich bei Dir war und habe schon große Sehnsucht. Es ist gut so, daß Du diesen Sonntag kommst, denn nächsten Sonntag wird unser Umzug stattfinden. Aber leider nicht nach Rosenheim, sondern nach Tittmoning, das hart an der Grenze von Oesterreich liegt, aber auch nicht weiter wie Traunstein ist, nur wird die Eisenbahn-Verbindung schlechter sein. Es geht über Mühldorf. Aber immer ist es noch nicht ganz endgültig, ob es auch das wirkliche Ziel ist, aber es wird immer in dieser Nähe sein, da unser Battaillon hier bleibt, sonst hätte ich schon vermutet, ob es nicht gar weiter fort geht. Du kannst also unbesorgt sein. Wenn die Dietrich etwas unternehmen soll, dann schreibe es mir umgehend, dann muß man sie unbedingt zurechtweisen, denn alles braucht man sich auch nicht gefallen lassen. Wo bleibt denn da die Rücksicht für die Frauen, deren Männer eingezogen sind. Sie soll doch ihre Genossinnen aufsuchen, das ist in erster Linie wichtig, die haben mehr Zeit, wie Du, sie sollen dafür weniger Sitzungen abhalten. Sie soll ich den letzten Film ansehen, der zurzeit läuft, wo der Källner den Nachbarn verstecken will, weil der keine Hakenkreuzfahne heraushängt und er wird dann auf seine schmutzige Tat hingewiesen. Mein Liebling, Du tust mir leid, weil du immer alles aushalten mußt, von diesen Ludern, auch hast Du zuviel Arbeit. Vielleicht bekomme ich von unserem nächsten Standort aus wieder einmal Urlaub, dann kann ich vielleicht wieder einmal das Nötigste erledigen. Ich warte von Tag zu Tag ob es nicht doch einmal zu einem Ende geht, aber nichts rührt sich und wieder ist ein Monat vorüber. Wie es bei Euch zugeht ist ja schauderhaft, ständig Besuch, das geht Dir gerade noch ab und nun haben wir schon wieder ein Möbelhändler in unserer Bekanntschaft, da würde der Detmar Augen machen. Mit der Entlassung der Jahrgänge bis 1900 stimmt es schon, aber nur Landwirte und das ist erst eine Meldung, aber geheim, andauernd werde ich gestört und ich werde immer aufgehalten, heute sind sie fast alle daheim, trotzdem schönes Wetter ist, aber morgen ist schon um 5h aufbrechen. Und da geht alles früh ins Bett. Auch ist heute ein schönes Wiener Konzert und da kommen sie zum hören, auf die Nachrichten hören sie jetzt sowieso nicht zur Zeit. Alle masseln, weil es nicht Schluß wird und jeder möchte, daß Schluß wird. Wenn Du zu Ortner gehst, dann kaufe vor allen Dingen Müller Harta Ware, die er in Vertretung hat und nicht die teure Großistenware, ich glaube, daß wir diese Ware immer bekommen. Diese Woche war ich beim Zahnarzt, habe mir 3 Füllungen machen lassen, denn bis mich Millo wieder behandeln kann, wird es noch eine Zeit hergehen. Der Dentist fragte mich gleich, ob ich aus Straubing sei, da sei ein Brauereibesitzer, der Weidemann heißt, scheinbar wollte er wissen, ob ich Geld habe, weil er gleich eine Füllung  mehr machen mußte, die 5.- Mk. Kostete, und das Heer nur 2 Füllungen bezahlte. Heute bin ich fertig geworden. Jetzt muß ich mein Schreiben schließen, denn es ist schon 10h und mein Bett wartet schon auf mich, gestern habe ich auch schlecht geschlafen und in der Früh macht mir das Aufstehen garnichts aus. Jetzt giebts noch eine Praline und ich eß es ganz in Gedanken bei Dir und dann giebts noch ein süßes Abschiedsbusserl bis ich Dich wirklich bei mir habe und dieses süßes Busserl nachhole. Nun sei innigst geküßt und gegrüßt und auf baldiges frohes Wiedersehen hofft Dein Gustl.

Herzliche Grüße an Alle, Oma, Peterl & Otti, auch an Opa, wenn er schon da ist und Rosa besten Dank für die Wäsche, es war eine Wohltat, weil sie so schön frisch war und noch nach frischer Menzinger Luft roch.

Dein Gustl


Obermenzing 9 30  Abends [Juli 1940]

Liebster Gustl!

Habe heute Vormittag deinen lb. Brief bekommen von Sonntag. Er hat mich unendlich gefreut, sehe ich doch daraus daß du ebenso zeitlang nach mir wie ich nach dir habe. Gestern ist Opa gekommen gerade als ich von Unterm. kam. Er war wieder sehr aufgeregt und seit 7 Uhr Früh unterwegs. Er brachte Kirschen, Wurst, Kuchen mit. Dem Peter hat er einen Elefanten mitgebracht, das hat er sich gewünscht als er fortging. Fritz geht es ausgezeichnet beim Militär, er könnte es gar nicht besser haben & kann immer nach Haus kommen. Also wenn nichts außergewöhnliches dazwischen kommt dann komme ich am Sonntag Mittag & da können wir dann das Nähere besprechen. Luise ist seit heute krank. Heute hatte ich das erste Mal wieder Hilde hinübergeschickt da es sehr schlecht Wetter war & viel schriftl. Arbeiten. Habe nichts versäumt, denn es waren nur 3 Kunden da. Herüben den ganzen Tag 10 Kunden. Die Punkte fehlen halt und du kannst außer Sorge sein. Im August wird es noch ruhiger und ist bestimmt die beste Zeit ohne Nachteil zum zumachen. Es wäre schön, wenn es mit Rosenheim was werden würde. Morgen will ich mal zu Südstern gehen, haben wieder ein schriftl. Angebot geschickt. Auch zu Ortner muss ich nochmal hin. Habe heute 6 t Scheine (Arbeitersch. mit Ledersohle) vom Wirtsch.Amt zugeschickt bekommen müssen von Fa. Bata gezogen werden. Görner hat vorige Woche auch wieder eine Rechnung über 1.20 geschickt, ich dachte du hättest es erledigt. Nun überlege ich mir gerade ob nicht du das erledigen könntest mit den 6 Scheinen, damit wir auch wirklich mit Ledersohle welche bekommen, denn die letzten v. Bata kauft mit Bez.Sch. niemand. Schreib du Ihnen & bei der letzten Sendung hat auch 1p. gefehlt nur waren es 99 paar, da kann man heute zwar nimmer reklamieren deswegen bloß daß wir eben mit Ledersohle Arbeiterschuhe bekommen. Als sei bitte so gut und bestelle die Schuhe. Sonst weiß ich nichts Wichtiges mehr zu berichten. Mein Herz sehnt sich sehr nach dir & wenn es auch nur wenige Stunden sind so bin ich doch unendlich glücklich bei dir zu sein. Also auf recht baldiges Wiedersehen.

Deine Luise

Inzwischen wirst du schon das Wäschepaket erhalten haben. Sollte es mit Rosenh. etwas werden, so wäre es natürlich auch schön wenn du kommen könntest. Also nochmals bis auf baldiges Wiedersehen recht viele Küsse.


Feldpost
Gefreiter
August Weidemann
Landesschützenkom.3/510
in Traunstein i. Obb
Lager Haidforst

Obermenzing 18. VII. 40
Donnerstag 5 Uhr

Liebster Gustl!

Habe heute vorm. wie Nachmittag vergebens auf Nachricht von dir gewartet. Nun will ich schnell schreiben, daß ich vielleicht schon am Samstag wie sonst komme. Morgen denke ich werde ich bestimmt Nachricht von dir bekommen. Luise kommt glaube ich morgen wieder. Otti ist auch da & kann dann schon am Samstag kommen. Bis dahin sei recht herzlich gegrüßt & geküßt von Deiner Luise. Eben Feldpost v. Herrn Beck gekommen. ich bring sie mit. Sonst nichts Neues mehr. Freue mich unendlich aufs Wiedersehen


Obermenzing 10 Uhr Abends [direkt vor dem 20. 07. 1940]

Liebster Gustl!

Jetzt erst komme ich dazu dir einige Zeilen zu schreiben. Wie immer in letzter Zeit so ging es auch heute wieder ohne Besuche nicht ab. Deine Mutter war heute ausnahmsweise nicht da. Wollte mich gerade in den Liegestuhl etwas ausruhen als es schon leutete. Da kam Rosa ihre Kusine mit Tante. Sie hatte einen Bez.Schein für Straßenschuhe & hatte noch verschiedenes gekauft & so war der Nachmittag vorüber & schon gleich ½ 7 Uhr als sie gingen & ich konnte dann keine schriftlichen Arbeiten mehr machen. Als sie dann glücklich fort waren dann läutete es wieder & es kam Frau Weiß der Johanna ihre Schwägerin. Sie hat so verschiedenes noch von der Joh. erzählt wie sie gestorben ist & dergleichen. Gestern hat Oma ein Paket mit deiner Wäsche abgeschickt. Auch wegen des Zusperrens habe ich mir ausgedacht daß ich es noch verschiebe bis 15. August. Da ist es dann bestimmt am allerruhigsten, denn die Ferien beginnen am 20. Juli also kommenden Samstag & da wird sicher noch Geschäft gehen. Aber deswegen komme ich schon vorher, denn solange würde ich es nicht aushalten. Wahrscheinlich komme ich dann am Sonntag & bleibe bis Dienstag. Ich denke Opa wird Morgen schon kommen. Frau Dietrich war auch wieder da, wollte gerade davon laufen, da hat Hilde mich schon gerufen. Sie sagte ob ich ein Ferienkind nehme, die Kinder müssen untergebracht werden. Ich sagte ihr ich kann keines nehmen, da ich 2 Geschäfte habe & so weiter. Nun wird sie mich schon wieder hinhängen aber ich habe für den Peter keine Zeit erst dann für ein fremdes. Sie können das immer nicht begreifen oder wollen es nicht & man sollte halt mit allem was sie verlangen einverstanden sein. Wenn ich nur am Abend nicht schon immer so müde wär ich kann z. Zt. am Abend nichts mehr leisten, wenn ich v. Unterm. rüber komme. Diese Woche war Frl. Huber und ihr Vater bei mir. Er ist ein sehr gemütlicher Mann also das ist der Schwiegervater von Frl. Riederer die Decken haben sie auch schon mitgebracht. Sie sind wunderschön, jedoch ich habe erst Freude daran, wenn du wieder da sein kannst. Das Möbelgeschäft gehört seinem anderen Sohn & heißt Möbel Huber im Tal. Allen Leuten gefällt es bei uns und wollen wiederkommen. Am Samstag war ich mit Rosa im Kino, es war ausverkauft Donauschiffer es war ein sehr schönes Stück & kannst vielleicht anschauen, falls sie es in Traunstein geben. Habe nun noch schon öfters gehört, daß die Jahrgänge bis 1900 entlassen werden sollen, jedoch etwas genaueres weiß niemand. Hoffe nun noch daß sich dieser Monat noch etwas besonderes ereignet, das auf einen baldigen Frieden schließen läßt. Willi wird nun auch wieder fort sein. Von Anni ist am Samstag eine Karte gekommen und sie schreibt. Es geht uns gut, heim wollen wir überhaupt nimmer, außer unser Page kommt mit. Ja ich wollt ich könnte auch immer in deiner Nähe weilen aber bei dir ist dies nicht möglich. Nun ich hoffe daß die Trennung nur mehr von kurzer Dauer sein wird. Nun muß ich Schluß machen denn mir fallen die Augen schon zu & hoffentlich kann ich auch einschlafen, denn gestern hat es 1 Uhr geschlagen & ich hatte noch nicht geschlafen. Auch habe ich vereinzelt Schüsse gehört & konnte vor Angst nicht einschlafen ich weiß nicht, was es war vielleicht eine Übung. Auch der Hund winselt immer noch stark & wenn er auskommt geht er fort. In der Früh hat Rosa kein Licht gemacht & ist mit beiden Füssen sie war in Strümpfen in einen Haufen hineingetreten den der Rolfi hingemacht hat da frißt er wahrscheinlich allerhand wenn er fort ist. Nun also wirklich Schluß und auf recht baldiges Wiedersehen freut sich deine Luise

Morgen muß ich zu Ortner, das tue ich nicht gerne. Habe inzwischen schon wieder allerhand so Zeug verkauft Riemchenschuhe & dergleichen

Da ist er, der Rolfi, unschuldig dreinschauend

Obermenzing 26. VII. 40
Freitag vorm.

Liebster Gustl!

Eben deinen Brief von deiner Ankunft erhalten & bin froh daß du gut angekommen bist. Eben ist mit deiner Post vom Wehramt zum ausfüllen was gekommen. Jetzt bist du schon fast 1 Jahr eingezogen & die sind immer noch nicht unterrichtet, denn sonst könnte doch nicht schon zum 2. Mal eine Aufforderung kommen. Ob du da wohl wieder herfahren darfst? Ich glaube leider nicht. Habe z.Zt. wie schon weißt unendlich viel zum Auszeichen die Rechnung v. Hunius 8 Seiten, war wieder bis 1/2 12 Uhr auf, damit ich einigermaßen nachkomme. Heute ist Luise wieder gekommen, Mama hatte heute Namenstag. Bin z. Zeit sehr nervös kann fast nicht schreiben habe gerade meine Zeit. Nun ist der 24. Juli auch vorbei gegangen und wurden wieder einmal sehr enttäuscht mit Frieden. Gestern hat Frau Hanisch erzählt daß 2 miteinander um 1000 Mark gewettet haben der eine daß der Krieg im August zu Ende sei und der andere daß er nicht gar wird. Der Eine der sagt, daß der Krieg im August zu Ende geht erhöht seine Wette jederzeit um einige tausend Mark. Auf jeden Fall muß er viel Geld haben. Für mich ist es wieder ein Hoffnungsschimmer, das immer so kurze Wiedersehen macht mich ganz krank. Freue mich schon sehr wenn ich mit den Kindern 8 Tage bei dir sein kann. Also sei bitte so gut & fülle die Karte gleich aus, scheinbar wollen sie vom Personal jemand nehmen, weiß nicht was man bei zuständiger Stelle hinschreiben muß. Eben ist auch vom Konrad eine Gratulationskarte zu Mamas Namenstag gekommen. Otti spanne ich ein er muß mir beim Aufzeichnen helfen. Er sieht auch nicht gut aus, er freut sich natürlich sehr aufs fortfahren hoffentlich kommt nichts mehr dazwischen, es wird die schönste Zeit sein, mit dem Kriege. Nun muß ich schließen, da ich so viel zum schreiben hab & noch schnell den Umsatz ausrechnen für die Karte. Also bleibe gesund inzwischen & freue dich auf unser Wiedersehen In Sehnsucht & Liebe Deine Luise

Frau Hüpperts hat heute deine Adresse verlangt & wirst du wohl einen schönen Brief von ihr bekommen.


Obermenzing Mittwoch vorm [nach dem 12. 07. 1940]

Mein liebster Gustl!

Nachdem ich dich am Sonntag nicht besuchen kann sollst du wenigstens ein kleines Paket von mir erhalten. Auch die gewünschten Hosenträger sind dabei und von der Rosa selbstgebackene Kekse. Laß sie dir recht gut schmecken. Gestern hatte ich den Film gesehen von Otti & Peter Oma & Lürtzing und ich war ganz begeistert. Wir mußten unendlich lachen wie Oma ihre Schürze hinschmiß und Peter ist ganz goldig. Nur ein Stück davon ist nichts geworden. Schade daß du nicht mit darauf bist. Wenn ich denke daß bald Friede sein soll, dann könnte ich vor lauter Glück weinen. Freue mich auf deinen nächsten Film vielleicht eine Aufnahme wenn wir alle beisammen sitzen & Frieden feiern könnten. Zu Peter sagte ich die Kekse schicke ich jetzt dem Papa der mags gern und ich auch sagte er aber nicht viel schicken. Heute hatte er zur Oma schon mal gefragt: Der Papa ist brav. Meine Halsentzündung habe ich immer noch & muß mir Salbei besorgen vielleicht bring ich es damit los. Gestern habe ich Herrn Pfeiffer angerufen wegen Punkte und ihm erzählt daß ich zu Herrn Dr. Bauderer mußte wegen Schließung der Filiale in der Urlaubszeit. Nun will er die Sache übernehmen, ich glaube er kennt ihn persönlich & ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin, denn du weißt ja wie mich in solchen Sachen meine Nerven im Stich lassen. Wegen der Bestandsaufn. erkundigte er sich auch gleich noch, von seinen Kunden weiß er noch nichts, daß sie welche gemacht hätten. Vielleicht lade ich ihn für Sonntag Morgen ein, da er sich wirklich sehr um alles annimmt. Auch mache ich es nicht wegen mir allein daß ich drüben in der Zeit zulasse, denn Mama könnte es unmöglich herrüben allein machen und wenn dann wirklich für mich 8 Tage herausschauen wäre es auch nicht fürs Vergnügen sondern ich spüre es besonders wenn es heiß ist, daß ich wirklich einmal ausschauen muß. Also nun will ich mir aber keine zu große Hoffnungen machen und hoffe auf baldigen Frieden. Nun bleibe gesund inzwischen und schreibe mir recht bald & oft und viele Grüße von allen Deine Luise 1000 Küsse

Habe noch vergessen was muß ich der Maria an Krankenkasse abziehen im 3. Jahr? Schreibe es gleich, damit ich es noch weiß vor dem 1.Juli. Schicke dir den W.B. mit, da er äusserst interessant ist. Nochmals viele Grüße & Küsse

Deine Luise

Wenn du die Lebensv. bezahlt hast schreib es, damit ich buchen kann.


Traunstein, den 28. Juli 1940:
Sonntag vormittag 10h

Liebste Luise!

Endlich heute vormittag einige Zeit für mich über. Hatte gestern noch fest zu tun und nun ist alles erledigt. Wir haben schon alles eingepackt und morgen früh um ½ 4h ist Wecken und um ½ 6 h Abmarsch. Leider habe ich noch keine genaue Adresse, aber wenn Du etwas wichtiges mitzuteilen hast, schreibe wie folgt:

La-Schü, Komp. 3/510 Tittmoning. Ich glaube, daß unsere nächste Adresse so lauten wird. Ich habe leider auch das ganze Briefpapier, was ich noch hatte, auch mit eingepackt und nun muß ich notgedrungen irgendeinen Fetzen hernehmen.

Als ich am Freitag abends Deinen Brief bekam, erschreckte ich schon, weil er per Eilbote kam. An so etwas dachte ich schon garnicht. Es wäre schön gewesen, wenn ich wieder in Urlaub fahren hätte können, aber das kommt bei uns jetzt sehr oft vor, daß einer so einen Wisch bekommt und das wird immer von der Kompanie erledigt.

Nachmittags 3h

Habe jetzt meine Post ausgeteilt, da unsere Ordonnanz Besuch hat, und zu Mittag gegessen. Wir hatten heute wieder Festessen mit Pudding als Nachspeise. Mußte bis jetzt warten mit dem Schreiben, weil es andauern in unserem Zimmer aus und ein geht und der Dillschneider seine Frau da hat, die saß bis jetzt am Tisch und …. und tat so, als sei sie hier zuhause. Nun sind sie alle fort und ich bin ganz bei dir im Gedanken. Ich hoffe, daß du nächsten Sonntag schon bei mir bist und ich freue mich schon so darauf und wir wollen dann zusammen in den Wald gehen. Heute morgen sind einige Kameraden schon im Wald gewesen und haben erzählt, daß es Erdbeeren und Himbeeren in Hülle gibt und haben sich ganz vollgegessen, solche werden wir auch in Tittmoning bekommen. Die Wette ist gut, von der Du mir schreibst, es wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber es wäre jetzt schon einmal Zeit, daß Schluß wird. Gestern waren wir abends noch im Kino, da wir früher fertig waren, als wir meinten „der rettende Engel“ war aber nicht besonders. Pilgram hatte 2 Rollen in dem Stück, er war ganz originell. Heute muß alles schon um 9h im Bett sein. Gehe jetzt noch etwas spazieren nach Haidforst und Du sollst mich begleiten. Die Karte vom Wirtschaftsamt habe ich ausgefüllt, und Deine Angaben sind richtig, Rosa braucht nicht angegeben werden. Überhaupt hoffe ich, daß wir nicht zuviel beschäftigt haben, ich habe auch noch angegeben, daß wir zwei Geschäfte haben. Heute vor acht Tagen, waren wir gerade im Garten beim Kaffee und es ist schon wieder ein Traum. Ich hoffe, daß ich von Tittmoning aus, einmal wieder Urlaub bekomme, da ich schon so etwas Ähnliches gehört habe, dort soll es auch weniger Arbeit geben, da die Bahnwachen wegfallen. Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt bis auf ein baldiges, frohes Wiedersehen. Viele Grüße an Alle. Hoffentlich hast Du diese Woche nicht mehr soviel Arbeit, und kannst Dich etwas erholen und hoffentlich haben wir Glück mit dem Wetter, wenn Du zu mir auf Besuch kommst. Sei nochmals geküßt und gegrüßt Dein Gustl


Obermenzing 13. Juli 40

Liebster Gustl!

Habe gestern deinen 2. & heute deinen 3. Brief erhalten. Leider war es mir nicht möglich, gestern noch zu schreiben, da ich Vorm. in die Stadt mußte und dann U.Menz. da war ich so müde, daß es einfach nicht mehr ging. Auch heute muß ich nur kurz schreiben da Samst. Vorm. ist und habe vor einigen Tagen 5 Pakete bekommen, die ich alle ausrechnen muß am Abend geht es immer nicht mehr. Dein Brief hat mich sehr gefreut und kann ihn nicht so beantworten wie ich möchte, erstens fehlt mir die Zeit & zweitens das kann ich nur mündlich mit dir ganz allein. Hoffentlich kommt Morgen kein Bescheid, damit ich einigerm. nachkomme, denn am Montag muß ich zu Ortner & die Winterhausschuhe bestellen, sonst ist es zu spät sagt er. Wir sind Fa. Ortner zugeteilt durch die Trennung der Firmen. Opa ist noch nicht da, er will am Montag kommen. Deine Wäsche hängt noch am Strick, da immer kein Wetter zum trocknen war. Werde früh noch ein Paket abschicken. Also Morgen mehr. Fr. Dr. Hesse hat gestern einem Jungen das Leben geschenkt. Also sei nicht böse muß immer wieder in den Laden. Viel Grüße & Küsse in Liebe

Deine Luise.

Otti geht nun wieder z. Schule. Er freut sich schon sehr auf die Ferien. Peter geht es wieder gut.

31.7.40. [1. Brief aus Tittmoning]
Mittwoch abends 9h

Liebste Luise!

Habe heute Deinen lieben Brief erhalten und war froh, daß ich einmal wieder einige Zeilen erhielt. Ich war überrascht, daß Du schon die neue Adresse geschrieben hattest und es ist alles in Pünktlichkeit eingetroffen. Freue mich schon auf Dein Kommen am Sonntag und werde Dich am Samstag abends (nach Möglichkeit) anrufen. Morgen will ich ein Zimmer für uns bestellen. Alles ist bis jetzt reizend hier und bis jetzt haben sich nur Vorteile gezeigt, nur daß es noch viel kleiner ist wie in Traunstein aber eine richtige alte Kleinstadt und eine Gemütlichkeit schon ganz Oesterreichisch. In 5 Minuten ist man in Oesterreich. Hoffentlich ist ein besseres Wetter wie zur Zeit denn es regnet gerade zur Zeit in Strömen. Kino giebt es allerdings keines nur alle 14 Tage kommt die Gaufilmstelle. Ich hoffe, daß zuhause alles glatt geht und daß es keinen Zwischenfall gibt daß Deine Abfahrt nicht verzögert wird, zu meiner Mutter habe ich nichts geschrieben und Du brauchst also vorher noch nichts sagen. Wir sind zur Zeit das Tagesgespräch von Tittmoning, unsere Appelle werden am Stadtplatz abgehalten und die ganze Tittmoninger Kinderschar hat der Feldwebel am Rockzipfel. Die ganzen Leute sind in allen Häusern untergebracht und des Morgens kommen sie von allen Ecken und Winkeln heraus. Hoffentlich weißt du, wie Du fahren kannst. Du mußt nach Mühldorf fahren und dort umsteigen nach Strecke Freilassing aber schon in Wiesmühl aussteigen, von dort geht eine Kreisbahn nach Tittmoning und ich werde am Bahnhof sein. War gestern nachmittag schnell einen Sprung am Bahnhof, konnte aber nicht erfahren, wie der Anschluß ist, da vom Personal niemand da war. Ich glaube, daß es Dir hier wirklich auch so gut gefällt und daß Du Dich etwas erholen kannst. Alles andere mündlich, da können wir uns dann über alles noch unterhalten und ich freue mich heute schon darauf, wenn Du da bist. Sei nun recht herzlich gegrüßt & geküßt

Dein Gustl

Leider bin ich nicht dazu gekommen, Deiner Mutter zu gratulieren, sage Ihr, daß ich Ihr recht herzlich gratuliere und alles Gute wünsche und noch das Versäumte nachholen werde. Auch unseren Hochzeitstag wollen wir nachträglich feiern, ich habe nicht vergessen, aber es gab wirklich so viel Arbeit und ich habe wenig Zeit für mich über.

Bis aufs Wiedersehen nochmals herzliche Grüße und Küße Dein Gustl


Obermenzing 15.8.40 [Pappkarte]
½ 11 Uhr Vorm.

Liebster Gustl!

Bevor ich mit meiner Arbeit beginne will ich dir kurz mitteilen, daß wir gut in Oberm. um ½ 10 Uhr angekommen sind. In Traunstein mußten wir nochmal umsteigen der Zug stand schon da. Peter ist schon ganz daheim. Nur ich war in der Früh schlecht beisammen. Habe Durchfall und Brechen müssen & bin noch ganz schwindlig. Aber jetzt geht es schon wieder besser. Otti hat einen rechten Katharr. Morgen geht Rosa in Urlaub und ist doch gut, daß ich da bin. Luise ist auch ab heut ein Urlaub. Hilde geht dann ab Montag. Nun heißts anfangen mit der Arbeit. Bestellscheine sind wieder gekommen 10 p. & Scheine mit Bedarf nur einzulösen bei Rottal Schuhf. 5 p. b. Edelmann Fürth i. Wald mit Kautschuksohle & 5 p. mit Holzsohle bei Louis Straßner. Ich weiß nicht ob wir die eigentlich bestellen sollen mit Holzsohle & schicke dir die Scheine nur die 10 p. an Rottaler Schuhf. Hartlieb R. G. Eggenf. Ndb. Schicke ich gleich weg. Jetzt wäre es halt recht wenn du Urlaub bekämst, damit die Buchführung wieder in Ordnung käme. Also erledige es bitte, denn ich weiß nicht bei wem ich die mit Kautschuksohle & bei wem ich die mit Holzsohle und ob wir die nehmen mit Holzsohle. Es heißt bis 15 Aug. & werden wohl noch gelten. Also sonst weiß ich nichts mehr, sei recht herzlichst gegrüßt von Deiner Luise. Richte bitte an Alle deine Kam. die ich kennengelernt Grüße aus besonders Stabsfeldw. Heindl mit seiner Familie. Wünsche daß du näher nach München herkommst & verbleibe Deine Luise

Peter hat auch einen Katharr.


Tittmoning, den 18. August 1940. [getippt]

Liebste Luise!

Habe heute vormittag Deinen lieben Brief erhalten und bin froh, daß es Dir wieder besser geht. Leider muß ich Dich mit dem Urlaub enttäuschen da es zur Zeit nicht möglich ist wegzukommen. Aber ich hoffe, wenn die Ernteurlauber zurückkommen, daß wir dann an die Reihe kommen. Wollen wir überhaupt hoffen, daß es doch bald zu Ende geht mit dem Krieg und ich würde dann gerne noch eine Zeitlang aushalten. Vielleicht kannst Du nachdem die Mädels wieder zurück sind noch auf einige Tage hierher kommen, aber allein, dann glaube ich, daß Du Dich bestimmt auch etwas erholen könntest. Für eine Erholung war der jetzige Aufenthalt wirklich nicht angetan, denn mit dem Peterl, so nett wie er ist, kannst Du Dich nicht erholen, denn er regt zu stark auf. Gestern Abend waren wir noch einmal zusammen mit Familie Heindl und Fäustle, da ging es hoch her zwischen den beiden Damen, die können sich scheinbar gegenseitig nicht vertragen, denn sie hatten andauernd Meinungsverschiedenheiten und unserem Herrn Feldwebel war es nicht angenehm daß seine Frau so lebhaft wurde und zum Teil immer Sachen erzählte, die sie nicht sagen sollte. Heute war ich bis jetzt in der Schreibstube ½ 3h Uhr nachmittag und jetzt muß ich noch schnell diesen Brief fertig schreiben, damit er noch zur Post kommt. Die Bilder sind reizend aber leider zum Teil recht undeutliche Aufnahmen. Hoffentlich ist es bei Euch mit den Flugzeugen weiterhin ruhig, sonst regst Du Dich noch mehr auf und anstatt daß es besser wird, ist das Gegenteil der Fall. Ich habe mich zur Zeit wieder ganz gut erholt, nur in der Früh habe ich noch immer einen starken Auswurf, aber sonst ist alles wieder in Ordnung. Die Scheine habe ich abgeschickt und bin neugierig was kommt. Ich habe allerdings die Scheine für den Furter Fabrikanten auch zu Straßner geschickt, denn ich kenne die Fabrik in Furt garnicht. Vielleicht nimmt er die Scheine an und liefert dafür eine anständige Ware. Nun muß ich meinen Brief schließen, sonst kommt er nicht mehr mit dem Zug der jetzt um 3 19 abgeht mit, und Du mußt wieder einen Tag mehr warten, bis Du Post von mir bekommst. Also, mein Liebling, halte noch aus, bis es endlich einmal anders wird und dann wird alles wieder gut werden.

Sei recht herzlich gegrüßt und tausend Küsse Dein Gustl.

Auch von allen Bekannten viele Grüße.

Ich bin noch nicht dazugekommen, Frau Heindl zu sagen, wegen den Söckchen.

Ich habe zur Zeit keine Wünsche, schicke also das Paket ab.

Nochmals Grüße an alle Dein Gustl!


Tittmoning, den 21. August 1940
Mittwoch mittag

Liebste Luise!

Habe heute vormittag Deinen lieben Brief und zugleich das Paket mit Schreiben erhalten und sage Dir herzlichen Dank für Alles. Frau Heindl ist allerdings schon am Montag heimgefahren und sie hat mir noch Grüße für Dich aufgetragen. Auch Frau Tärstle ist gestern weg und läßt Dich auch nochmals grüßen. Jetzt zu Deinen Fragen. Die Feuerversicherung wie die Krankenversicherung erledige ich. Dann die Schuhrechnung mit den Verpackungsbetrag ist nicht berechtigt, da Verpackung immer frei ist und nicht bezahlt wurde, zieh aber die Verpackung ab, beim regulieren der Rechnung. Das Porto mußt Du bezahlen, darfst es aber bei Kalkulation nicht miteinrechnen. Nimm einen Grundpreis von 7.- Mark an und rechnest 40% darauf, also 7.- Mark und 2,80 = 9.70 plus 1.35 =11.15 Verkaufspreis. Was die Verkäuferin anbetrifft, kenne ich sie nicht, aber wenn Du zu Hilde kommst, dann kannst Du ja beiläufig fragen, ob sie jemand mit dem Namen kennen. Schreibe ihr vorläufig ab, da wir momentan niemand brauchen aber vielleicht später. Sollte heute eines von Euch beiden krank sein, dann wäre es schon gut, wenn noch eine Aushilfe da wäre, die Hilde könnte dann drüben sein und die Aushilfe herüben. Wir wollen es nicht hoffen, aber man muß damit rechnen. Sage aber nach Möglichkeit bei Niggl nicht, wer es ist, daß es sich um eine Verkäuferin handelt, denn die wollen wahrscheinlich haben, daß das Geschäft möglichst immer auf ist und sagen schon deshalb ja Du sollst sie nehmen. Wenn wir nur wo anders hinkämen, dann könnte ich wenigstens einmal in Sonntagsurlaub fahren, aber so ist es nicht möglich, weil für 2 Tage die Fahrt nicht möglich ist. Bis jetzt ist alles noch beim Alten. Die Leute sind fort und immer ist noch nichts bekannt, wann und ob sie wiederkommen. Es vergeht ein Tag um den anderen und nichts rührt sich. Wir haben wieder viel Arbeit mit dem Nachschicken der Post und jetzt müssen wir noch Pakete machen und Wäsche und so weiter nachschicken, da die Leute nur ein Hemd dabei haben. Es kommen ganz verzweifelte Briefe, was denn ist, ob sie abgelöst werden, oder immer noch bleiben müssen. Ich habe immer noch die Hoffnung, daß es doch bald aus sein wird, da wir schon Bestimmungen bekommen haben, was die Leute, bei geschlossener Entlassung und Auflösung von Truppenteilen, erhalten und was zu tun ist, um sie der Wirtschaft wieder zuzuführen. (Ist aber geheim und darf niemand etwas erfahren.) Das ist schon ein Lichtblick. Ich glaube, daß es mit England nicht mehr lange dauert und in den nächsten Wochen sollen auch die Jahrgänge 1901/02/03 eingezogen werden, vielleicht um uns abzulösen. Außerdem bekomme ich auch Urlaub, wie die Leute zurecht kommen. Unser Feldwebel sagte, daß der Hauptmann sich darüber geäußert hätte, daß auch einmal die anderen (nicht nur die Landwirte) Urlaub bekommen. Vielleicht allerdings erst im September. Wieviel, weiß ich allerdings noch nicht. Daß es bei Euch mit den Fliegern ruhig ist, bin ich froh und ich hoffe, daß es weiterhin so bleibt. Liebe Luise, schreibe mir bitte, was die Armblätter, Faden und Gummi ausmacht, das Du für Frau Heindl bestelltest, sie möchte es genau wissen. Heute vor einem Jahr sind wie nach Berchtesgaden gefahren und ich denke noch mit Wehmut daran, wann wir wieder einmal allein und so glücklich fortfahren können, oder auch daheim sein können, ich würde mich heute schon darauf freuen, nur kann man es sich garnicht mehr vorstellen, daß es wieder einmal so wird. Zur Zeit ist das Wetter ganz schlecht, gestern war ein Schnürlregen, der den ganzen Tag nicht nachließ. Wir waren gestern abend in der Fischküche, da fleischloser Tag war, als die Nachrichten kamen, sagte die Wirtin, daß bei den 5h Nachrichten eine Meldung kam, wonach die Engländer in London nicht mehr auf die Regierung hören brauchen, oder so ähnlich, aber um 8h sagten sie nichts ähnliches und es war wieder das gleiche wir sonst, mit Versenkung u. s. w. Hast Du schon wegen einem Feuerzeug etwas gehört? Der Feldwebel plagt mich immer, was er schuldig ist, ich soll es ihm sagen, weil er das meine behalten will. Ich muß aber keines haben, da ich mir hier ein billiges gekauft habe. Nur weiß ich nicht, was ich verlangen soll, geschenkt nimmt er es nicht an. Ich möchte gerne wieder einmal bei Dir sein, und wenn Du es nochmals möglich machen kannst, dann komme noch einmal her, ich hoffe, daß ich diesesmal ein schöneres Zimmer bekomme. Vielleicht haben wir mit dem Wetter mehr Glück. Und können dann vielleicht einen Ausflug nach Salzburg machen. Nun geht es auf 2h und ich muß meinen Brief schließen. Auch glaube ich, habe ich alles, was wichtig ist und was mich bewegt, geschrieben und alles andere kann ich nur mündlich mit Dir ausmachen. Hoffentlich sehen wir uns recht bald und bleibe gesund. Peterl & Otti werden schon wieder ihren Katharr los sein, auch ich bin wieder am Damm, nur du mein Liebling gehst mir ab.

Herzliche Grüße & Küsse

Dein Gustl

Viele Grüße an Alle


26.8.40 [Postkarte aus dem Berchtesgadener Land]

Liebster Gustl!

Bin gut angekommen & die Überraschung war groß bei Konrad & Anni, denn ich bin unangemeldet gekommen. War am Königssee & habe sie gesucht jedoch erst am Abend getroffen. Es ist einfach herrlich hier & ich wollte Du könntest auch herkommen. Hier könnte man sich wirklich erholen & es ist mir arg, daß ich nicht noch da bleiben kann. Werde am Donnerstag nach Tittmoning kommen & sei nicht böse daß ich erst am Donnerstag komme. Bis dann herzliche Grüße Luise

Herzliche Grüße sendet Anny
Gruß Konrad, du mußt unbedingt kommen.


Obermenzing 4.9.
 1/2 9 Uhr Vormitt. Mittwoch

Liebster Gustl!

Eben deinen lb. Brief erhalten. Habe schon gestern gehofft einen Brief zu erhalten, war in Sorge wegen dir & bin beruhigt daß die Sache dir nicht gesundheitlich geschadet hat. Was mich anbetrifft so kenne ich deine Mutter schon so gut und finde mich damit ab. Nun wurde eine neue Ladengeschäftszeit festgesetzt, ab 5. X. Sie lautet 8 – 1 Uhr ½ 4 – 7 Uhr sie ist gesetzlich und wird bestraft bei Nichteinhaltung. Lieber wäre mir ein früherer Ladenschluß schon allein wegen der Verdunkelung, aber andererseits bin ich froh, daß es einheitlich geregelt wurde, denn die Leute haben uns manchmal die Türe fast eingeschlagen.  Es heißt an der Ladentüre muß eine Luftschleuse angelegt werden. Lürtzing meint es sei dies eine 2. Türe oder 1 Vorhang und will eine Stange mit Vorhang machen, damit kein Lichtschein hinausdringt.

beigelegter Zeitungsausschnitt

Politisch weiß auch ich noch nichts neues. Mit den Kassenberichten komme ich nun auch zurecht. Ich glaube daß sie so stimmen und wäre froh dir wieder eine kleine Arbeit abzunehmen, denn ich habe eine Probe gemacht mit dem Geld es stimmt auf den Pfennig. Otti ist wieder besser beisammen & ging gestern Dienstag wieder zur Schule. Eben kommt Peter zur Türe vom Garten herein und sagt wieder: nei macht, nicht Pritsch geben gar net Speicher nauf. Müssen halt noch ein bisserl Geduld mit ihm haben er wird es auch mal lernen. Auch habe ich eine Liste über die neue Kalkulation für Textilwaren in Händen. Sie ist wesentlich einfacher & die % Aufschl. sind 30 – 70 %. Je teurer der Artikel im Einkauf, desto höher die Kalkul. Nur bei Schuhwaren weiß ich noch nichts denn in Schuh & Leder sind Beispiele von Textilw. angegeben. Hätte gerne eine Textilwarenzeitung so wie Schuh & Leder. Vielleicht weißt du wo man sie bestellen muß. Bin zur Zeit nicht wohl, aber es geht wieder vorüber, du verstehst es wohl. hoffentlich darfst du am Sonntag wieder bei uns sein und nun schließe ich in der Hoffnung auf einen baldigen & endgültigen Frieden. Nochmals herzliche Grüße & Küsse von seiner dichliebenden Frau.

Die Adresse von Konrad

Soldat
Konrad Kiesl
01894
Deutsche Dienstpoststelle
Postleitstelle Prag

Schreibe recht bald wieder wenn du Zeit hast
Hoffentlich ist dien Dienst nicht zu streng damit du keinen Anfall bekommst.
Freue mich unendlich aufs Wiedersehen
Wenn nur schon Sonntag wäre

Die erfolgreiche Geschäftsfrau studiert die „Mode und Heim“. Die Haare hochmodisch mit einer „Wasserwelle“ onduliert, sitzt sie auf ihrem Mantel in der Frühlingswiese, vermutlich irgendwo im Chiemgau bei einem Besuch bei ihrem Soldaten-Gatten.


Freitag abends ½ 9 h
Tittmoning, den 6 Sept. 40.

Mein liebes Luiserl!

Habe schon mit Sehnsucht auf Deinen Brief gewartet und nun heute abend bin ich selbst noch auf die Post gegangen in der Hoffnung, von Dir den langersehnten Brief zu erhalten und er war auch dabei. Du hast recht gehabt, daß Du noch einen Tag länger geblieben bis, nur tut es mir leid, daß Du nochmals krank geworden bist. Schau nur sobald wie möglich, daß Du zur Ärztin gehst vielleicht ist es doch am richtigsten, als zum Naturheilkundigen. Lieder muß ich Dich nun wieder enttäuschen und Dir mitteilen, daß ich am Samstag noch nicht fahren kann, denn es geht wieder ganz gegen den Strich. Der lange Keiner von der Schreibstube hat einen wehrwirtschaftlichen Betrieb und hat auf Grund einer amtlichen Bestätigung nochmals Arbeitsurlaub bekommen und zwar bis 15. September. Der Feldwebel Heindl kommt aber am Montag vom Urlaub zurück und ich hoffe, daß ich wenigstens dann gehen kann. Allerdings werde ich erst voraussichtlich am Mittwoch fahren können, wenn nicht bis dahin etwas anderes dazwischen kommt.

Die vergangene Nacht von Donnerstag auf Freitag hatten wir auch Fliegeralarm und ich konnte auch vor morgens nicht mehr einschlafen. Allerdings sahen und hörten wir nichts von Fliegern, trotzdem heute morgen verschiedene erzählten, daß alles hell erleuchtet war und daß über der Salzach am anderen Ufer Flack geschossen hat. Ich bin für Dich froh, daß es in München immer noch ruhig abgegangen ist. Heute abend kam eben noch eine Frau von unserem Kameraden Uber von München auf Besuch und die erzählte, daß die vergangene Nacht in München wieder Alarm war und fest geschossen wurde. Das ist allerdings in Sendling, vielleicht waren sie also nicht in Allach und sonstwo in der Gegend. Nun wären wir schon glücklich, wenn endlich einmal Schluß wär mit allem und man könnte einmal wieder daheim sein in Ruhe und Frieden. Laß die Schreibereien nur liegen, bis ich komm, damit Du nicht soviel zu machen hast, vielleicht wird es doch besser, wenn Du Dich etwas schonen kannst. Konrad wird froh sein, daß er endlich wieder daheim bleiben kann, aber ob er wohl froh ist, daß sie andauernd bei ihm ist, das glaube ich nicht. Denn wenn er schon überall gleich mit Familie ankommt, das ist auch nicht richtig. Die Hauptsache ist doch, daß er nicht mehr fort braucht. Da könnte sie auch einmal wieder heim fahren. Fürs Kind wäre es auch besser und mehr Ordnung hätten sie auch. Nun freue ich mich heute schon und alles andere machen wir dann mündlich aus. Ich bin schon so müde heute und bin froh wenn ich ins Bett komme. Vielleicht ist heute Nacht wieder Alarm, dann kommt man sowieso nicht zum schlafen. Gestern haben wir um 3h nachts noch gelesen. In den Keller ist hier niemand gegangen. Die meisten Häuser haben auch keinen Keller hier. Nun halte noch einige Tage aus und werde nicht krank, daß wir uns wenigstens für die paar Tage haben können und froh sein können.

Herzliche Grüße & Küsse Dein Gustl.

Ich gehe jetzt noch auf die Post, damit Du meinen Brief möglichst schnell bekommst. Ich habe noch ein altes Kuvert ohne Stempel aber noch Marken, dann geht es auch.

Es ist schon ½ 10 h.

Nochmals innige Grüße mein Liebling und ein baldiges Wiedersehen daheim. Dein Gustl


Tittmoning, den 23.9.40
Montag abends 8 h

Liebste Luise!

Gestern Abends gut angekommen und zugleich dem Stabsfeldwebel in Wiesmühl getroffen, da er auch in Urlaub war (Sonntagsurlaub). Habe ihm gleich gesagt, daß Du krank bist und daß Du ein Gesuch gemacht hast. Er hofft auch daß es schon Erfolg haben wird. Eingetroffen ist bis jetzt noch nichts und ich bin schon so gespannt, wann etwas kommt, wie es ausfällt. Holzbauer und Baas (Ordonnanz) sind heute auf 14 Tage in Urlaub gefahren und es ist mir schon gesagt worden, daß ich auf jeden Fall noch solange, wie die beiden in Urlaub sind, bleiben muß, wenn das Gesuch überhaupt genehmigt wird. Die einen sagen, ja, das wird genehmigt, die anderen sind wieder der Meinung, daß zur Zeit wieder nichts genehmigt wird. Es bleibt mir halt nichts über als abzuwarten, hoffentlich werde ich nicht gar zu lange auf die Folter gespannt. Sollte morgen schon etwas kommen, dann werde ich es Dir gleich mitteilen, denn ich weiß ja, daß Du auch schon mit Sehnsucht auf einen guten Bescheid wartest. Gestern im Zug habe ich noch einen alten faulen Kunden getroffen. Er heißt Täschner und ist rothaarig. Wenn er kommen sollte, gebe ihm auf keinen Fall etwas. Er weiß nämlich, daß wir in Obermenzing ein Geschäft haben, da er einmal vorbeigefahren ist. Sonst ist in der Kompanie alles beim Alten. Hoffentlich ist Dir der Abschied gestern nicht so schwer gefallen und hat Dir der Film gut gefallen. Ich bin leicht gegangen, weil ich in der festen Hoffnung bin, daß ich bald heimkommen werde und dann ganz bei Dir sein werde. Dann wollen wir zufrieden sein und hoffen, daß es überhaupt bald Schluß wird. Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Gustl. Hoffentlich ist Otti nicht ernstlich erkrankt und geht es ihm gut. Dein Gustl


Tittmoning, den 28. September 1940
Samstag nachmittag.

Liebste Luise!

Erst gestern habe ich Dir einen Brief geschrieben, aber ich muß Dir heute gleich nochmal einen schreiben, denn ich kann es nicht glauben, aber es ist wahr, heute vormittag kam mit der Post die Genehmigung meiner UK Stellung [UK = unabkömmlich] vom Wehrbez. Kommando München. Mir klopfte das Herz zum zerspringen als der Feldwebel den Brief öffnete und zu lachen anfing und ich noch nicht wußte warum er lacht, ob das Gesuch genehmigt worden ist, oder ob es abgelehnt wurde. Aber er spannte mich nicht lange auf die Folter und sagte es mir gleich, obwohl ich es nicht glauben wollte, aber Gott sei Dank, es war so und ich hoffe, daß es nun endlich Schluß sein wird mit dem Soldatenspielen. Das W.B.K. hat folgende Begründung für die Entlassung hineingeschrieben:

W. ist Betriebsführer eines Schuh- und Textilwarengeschäftes. Die Ehefrau kann wegen Krankheit unmöglich den Betrieb noch weiterführen, sodaß mit der Schließung desselben gerechnet werden muß. Da ein geeigneter Ersatz nicht zur Verfügung steht, ist seine Anwesenheit aus volkswirtschaftlichen Gründen dringend notwendig.

Die UK.Stellung ist „bis auf Weiteres“ und hoffentlich holen sie mich nicht gleich wieder, nach meiner Entlassung. Der Hauptmann ist heute und morgen allerdings nicht da, der Antrag wird also am Montag nach Traunstein zum Bataillon gehen und von dort zum Regiment, aber der St. Feldwebel sagt, daß mir von dort keine Schwierigkeiten entstehen werden, wenn, dann nur von der Kompanie, die Einspruch erheben könnte, wegen dringendem Bedarf, was aber seiner Meinung nach der Hauptmann auf keinen Fall macht. Es ist also 100 prozentig genehmigt und ich habe keine Bedenken mehr. Daß der Hauptmann nicht da ist, macht ja weiter nichts aus, denn ich muß ja sowieso solange hierbleiben, bis der Holzbauer wieder kommt, was noch 10 Tage dauert. Meine Entlassung darf ich selbst nicht durchführen und man kann ungefähr noch mit zwei bis drei Tagen rechnen, bis eine Entlassung durchgeführt ist. Das unangenehmste ist mir auf jeden Fall wieder die ärztliche Untersuchung. Heute habe ich einen zur Entlassung fertiggemacht und zum Arzt geschickt. Er war g.v.H [garnisonsverwendungsfähig-Heimat] und der Lümmel hat ihn dann wieder k.v. [kriegsverwendungsfähig] gemacht. Aber es wird schon nicht so schlimm werden. Es werden also noch 14 Tage vergehen, bis ich bei Dir daheim sein werde. Aber solange warte ich noch gerne, denn ich habe ja jetzt die Hoffnung, daß es endlich einmal zu Ende sein wird. Laß nur jetzt die schriftlichen Arbeiten gehen, die kann ich dann leicht nachtragen, das ist nicht so schlimm. Ich kanns immer noch garnicht glauben und lese es heute schon zum fünften mal durch, ob es auch wirklich so heißt und ob ich mich nicht irre. Die Adressen für die Zivilkleidung schicke ich Dir im Laufe der Woche, ich habe gerade keine Anhänge Adressen da, die am wichtigsten sind. Es regnet heute schon den ganzen Tag unaufhörlich und jetzt gießt es. Ich bin schon den ganzen Nachmittag allein in der Schreibstube, da ich noch viel Arbeit habe. Endlich bin ich einigermaßen durch mit dem ganzen Mist und gehe dann auf die Post, damit du den Brief vielleicht noch morgen bekommst. Der lange Keiner hat sein Gesuch immer noch nicht zurück bekommen und war heute schon ganz nervös, weil das meine gekommen ist und das seine nicht. Stoker reicht auch gleich nochmal ein Gesuch ein, nachdem das meine so schnell bewilligt worden ist. Ich habe ihm genau sagen müssen, wie ich es gemacht habe, damit er es genau so macht, daß es ja richtig wird. Eben war der Feldwebel da und hat mich eingeladen für heute abend, zu einer Beförderungsfeier. Feldwebel Fäustle ist Oberfeldwebel geworden, ein Gefreiter wurde Unteroff. Und ein Uffz. wurde Feldwebel, da wird wieder gesoffen, bis sie alle blöd sind. Gestern abend war eine Hochzeit von einem Kameraden, da ist es auch 2 Uhr geworden und ich wäre heute gerne ins Bett gegangen, aber da wäre er beleidigt, wenn ich nicht hinginge. Auch der Gefr. wo Uffz. geworden ist hat mich extra noch eingeladen, jetzt muß ich halt hingehen, morgen kann ich sowieso bis 9 Uhr schlafen, da wir erst um 10 Uhr anfangen. Jetzt muß ich Schluß machen, denn es ist 6 Uhr vorbei und um 7 Uhr geht noch ein Zug, dann kann der Brief noch mitkommen.

Sei nun innigst von Deinem glücklichen Gustl gegrüßt und geküßt und bleibe gesund und freu Dich mit mir. Sage bitte vorerst noch niemand etwas, wenn Du kannst, ich meine natürlich im Geschäft, auch meiner Mutter noch nicht, das hat noch Zeit und alle sehen es noch früh genug, wenn ich da bin. Vielleicht kannst Du jetzt besser schlafen, wenn Du weißt, daß ich bald bei Dir bin und ich glaube, für immer. Nochmals Gruß und Kuß und grüße alle herzlichst von mir

Dein Gustl.

Das war’s mit dem „Soldatenspielen“.

Luise und Gustl wiedervereint

Das könnte ein Bild aus dieser Zeit sein. Vielleicht ist das der neue Anzug? Diese Beinlänge schien damals ja Mode gewesen zu sein, Ottis erster Anzug hat auch einen solchen Schnitt. Gustl ist mindestens so cool wie Humphrey Bogart, Luise strahlt in ihrem schicken Pelzmantel, rechts steht etwas bedäppert der Hund Rolfi und im Geäst hängt die Verdunkelung.

Ich wollte sagen, dass ich sehr stolz bin, sie zu meinen Großeltern zu haben – gehabt zu haben? – aber das trifft es nicht. Ich bin dankbar und glücklich darüber.

Und jetzt zum Schluß das vermutlich letzte Bild, das die beiden gemeinsam zeigt, leider sehr unscharf. Und rechts Oma Luisl mit mir dabei am selben Tag. Das war ihr 70. Geburtstag am 5. August 1971.

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