Die Villa in Kusel

Mir ist eingefallen, dass wir ja noch ein Haus haben und ich fahre nach Kusel, um nach dem Rechten zu sehen. Es ist schon dunkel und ich laufe den Park hinauf, der zur Villa führt, neben mir in der Wiese laufen 3 junge Männer mit Bierflaschen in der Hand, einer raucht, sie unterhalten sich. Ich will sie fragen, was sie hier machen, erreiche sie aber irgendwie nicht.

Ich blicke nach oben zum Haus, es hat ein tiefgezogenes Dach mit lauter kleinen, ins Dach eingelassenen Fenstern, die fast ganz mit Kiefernnadeln bedeckt sind. Ich muss beim Weitergehen auf den Weg schauen, beim nächsten Blick nach oben kann ich das Haus kaum entdecken, nur eine Silhouette vor dem dunklen Himmel, der auch ein Hügel sein könnte. Erst beim nächsten Blick sehe ich die dunkelroten Fensterläden sich von der leuchtend hellgelben Fassade abhebend, die Villa in ihrer quadratischen Schönheit zwischen den Ästen aufblitzen.

Dann bin ich im Haus, ein Riesenraum mit vertäfelten Wänden und einem voluminösen Kronleuchter, überall junge Menschen, studentisch, die sich unterhalten, locker im Raum verteilt. Ich erwähne beiläufig, dass das mein Haus ist, müdes Interesse, das wissen alle und ist ja gut, dass ich mal vorbeischaue.

Dann entdecke ich einen Nebenraum, auch mit dunkel vertäfelten Wänden, die Einrichtung auf der Kippe zwischen möbliert und gestapelt. Ein kleines Tischchen mit 2 – 3 von meinen kleinen Schmuckbörsen aus bestickter chinesischer Seide, eine kleine hellgelbe Papiertüte mit einem altmodischen Goldarmband, das wohl die Vorbesitzer dagelassen haben. Über dem Kruscht ein paar Werbeblättchen – Thomas Philipps darunter, also hat auch Micha schon das Revier markiert.

In der Vertäfelung ist eine versteckte Schiebetüre zu einem geheimen Zimmer, das mich, kaum bin ich durch den Türrahmen getreten, mit großem Brimborium empfängt. Zu Jahrmarktgröße hochgepimpte mechanische Spieluhren, ein riesiger Clownskopf als Wackeldackel, ein Turm, an dem sich nummerierte Kugeln an Wollschnüren drehen und fliegen wie auf einem Kettenkarussell. Der Raum ist ansteigend und hat oben eine breite Glasfront, vor der sich weiteres Spielzeug gruppiert. Es ist lautes Getöse, Schellengeklepper, Beckengedöns, aber ich erschrecke nicht, es ist eine freudige Erinnerung an bekannte, vertraute Dinge, die vielleicht in der Größe ein bisschen aus dem Ruder gelaufen sind, aber ihr Gelärme ist unschuldige Wiedersehensfreude. Ich will das Spektakel den anderen zeigen und gehe zurück aus dem Raum, hinter mir fällt alles zurück in schweigendes Dunkel.

Ich sammle ein paar junge Frauen ein, achte darauf, dass es ihnen gefallen könnte (eine Vorsicht ähnlich der bei der Frage, wen ich mit meiner Tenorblockflöte beschallen könnte) und dann sitzen sie verteilt im dunklen, vom Sternenhimmel kaum beleuchteten Raum. Ein kleiner Moment, in dem ich zweifle, ob das Remmidemmi nochmal losgehen wird, da startet ein zartes, zauberhaftes Sternenglitzern im Raum, kleine leuchtend Saturnringe schweben herum und eine Musik setzt ein: Pan natürlich, die Oboe. Ich gebe meinen magischen Geheimraum an die nächste Generation weiter, erkenne ich schluchzend auf meinem Camping-Analyse-Stuhl. Dann lenkt Dr. Sigismund mich um in seine Praxis (oder war ich es selber? Egal) und ich komme mit dem Jungvolk, mein Sohn Max und seine Meli auch dabei, in seinen Raum, wir nehmen alle auf seinem dunkelroten Orientteppich Platz, im Schneidersitz, heben ab und fliegen davon. Da bleibt er hocken, der Sigismund, in seinem knarzenden Weiden-Sessel und ich bin weg.

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