Das Reise-Lampenfieber hat Wochen, wenn ich ehrlich bin, sogar Monate vorher eingesetzt. Ob es klappen wird mit der Fahrt im VW-Camper in die Normandie und Bretagne, alleine (also erst mal alleine). Was ich mir alles vorgestellt hatte, was passieren könnte unterwegs. Pannen, Diebstähle, Unfälle, Handy tritt in Streik, Blasenentzündungen oder am Ende ein Scheitern an mir selbst, weil das sich Alleine-sein doch nicht so gut anfühlen könnte, wie ich es mir ausgemalt hatte. Diese Vorab-Ängste habe ich mir Stück für Stück, jede einzeln, zur Brust geführt und dann entweder behandelt, also zum Beispiel ein Ersatz-Handy organisiert oder im Wissen um ihre niedrige Relevanz ausgesessen. Die Furcht vor einem Diebstahl, wahlweise des Fahrrads oder des gleich des ganzen Campers, würde sich im Laufe der Reisetage von alleine legen, das war mir klar. Diese Sorte Ängste, das weiß ich auf einer Parallel-Ebene, die wie auf einem Gleis in immer gleichen Abstand zu den Ängsten auf der anderen Schiene läuft, die kann ich aushalten, stehen lassen und dann warten, bis sie sich von alleine trollen. Was nicht heißt, dass sie mich nicht immer wieder mal in die Nächte verfolgt hätten.
Das waren alles Sorgen vor dem, was mir unterwegs passieren könnte. Die Wochen, bevor ich dann ernsthaft losgefahren bin, waren bestimmt von den Ängsten, ob es überhaupt klappen würde: Würde ich nach B&B (Bestrahlungen und Borreliose-Behandlung) rechtzeitig wieder fit genug sein für so eine Unternehmung? Und dann der CT-Termin wenige Wochen zuvor, würde ich fahren können oder würden mir neue behandlungsbedürftige Metastasen einen Strich durch die Rechnung machen? Ich hoffe bei jedem Bericht aus der Radiologie auf das erlösende „stable disease“, dieses Mal war das Warten schwer zu ertragen, aber dann von Extra-Jubel begleitet.
Ich habe mir vorgestellt, am Ende der Reise, am Abend, bevor ich die Rückreise in Angriff nehme, im Licht der untergehenden Sonne am Strand zu sitzen und aus der in der Reisezeit gewonnenen Ruhe heraus meine Gedanken ins Tagebuch zu schreiben und danach zufrieden zu meinem kleinen Wohnmobil zu stapfen und mich einzukuscheln. Ihr ahnt es, so ist es nicht gewesen.
Was sich am nachhaltigsten einprägt, sind Momente. Das Reisegefühl – also abgesehen von den immer wieder ans Unerträgliche grenzenden Schmerzen wegen dieser saublöden wüsten Zerrung von Brust- und Rückenmuskulatur – war bald von einer Selbstverständlichkeit getragen, als wäre diese Art des Unterwegsseins für mich das Normalste der Welt. Ich habe mich dabei beobachtet, wie sich diese innere Ruhe, wie erwartet, in wenigen Tagen eingestellt hat. Wie ich aufgehört habe, mir über jeden nächsten Schritt Gedanken zu machen, wie ich dies und das bewerkstelligen könnte oder sollte; alles einmal gemacht und dann gewusst, es geht. Dieses Herauswachsen aus den kleinen, mickrigen, aber nagenden Kleinängsten, das habe ich gesucht und schnell gefunden. Nicht erwartet hatte ich die Wucht der Momente.

Als ich mein Fahrrad von dem unsäglich viel zu hohen Träger heruntergeholt hatte und mich trotz Regen (hoffentlich-erkälte-ich-mich-nicht-das-kann-ich-jetzt-ja-gar-nicht-brauchen) auf den Weg zur Kathedrale von Amiens gemacht habe, überfiel mich der erste dieser Momente. Wie kann ein Radweg so schön sein? Man kann einfach vom Campingplatz zur angeblich größten aller Kathedralen an einem stillen, mit zarten, grünen Algen bedeckten Kanal im Schutze einer Allee von uralten, weit überhängenden Bäumen radeln. Und wird dann auf breiten Fahrradwegen (hier haben uns die Franzosen ernsthaft mit dem Ausbau überholt) hinaufgeleitet. Ich biege um die Kurve und komme auf diese Allee und es jauchzt in mir, ich sehe es und hier spüre ich es auch direkt in der feucht-nassen Kühle. Ich öffne mich und dieser Moment dringt ein in mein verschlossenes Herz.

Und kurz darauf sitze ich schluchzend in dieser Kirche, wie kann eine Architektur nur so gewaltig und gleichzeitig so vergeistigt sein? Ich habe so ein Glück, dass mir das noch passieren darf, ich kann noch unterwegs sein, ich kann noch so etwas Schönes sehen und erfahren, ich kann es noch erleben. Da muss sogar ich unreligiöses Wesen ausnahmsweise mal ein Kerzlein anzünden für meine Kolleginnen im metastasierten Brustkrebs. Später, als die Schluchzerwellen langsam abgeebbt sind, gehe ich um den Chor und studiere ganz kunsthistorisch die Reliefs, die irgendjemandes tragisches Martyrium erzählen. Vorbei ist es mit der strahlenden Vergeistigung der Architektur! Eine Folterszene neben der nächsten, in Ohnmacht fallende Frauen, auf Silbertellern servierte Köpfe und was noch. Ich fange an, mich nach Kreuzigungsszenen umzusehen, und entdecke, dass immerhin der Altar in seinem Zentrum, umgeben von mit Putti bevölkertem goldenem Barock-Gewölk, einen Vogel hat und keinen Christus am Kreuz. Das ist der heilige Geist, oder? Draußen dann die Portalfiguren und auch hier wieder ein oder zwei Geköpfte, die scheinen das Thema dieser Stadt zu sein.
Am nächsten Morgen begehe ich dann, weil, bis ich mit meiner Müsli-Zeremonie fertig bin, alle anderen schon abgefahren sind, den Fehler, der auf meine Reise leider einen Schatten legt, und hebe alleine mein sehr schweres E-Bike auf den viel zu hohen Fahrradträger. Ich schaffe es und freue mich noch, dass ich auch diese Hürde bewältigt habe (die andere war, ob ich es alleine hinbekomme, die sehr sperrige Rückbank zum unteren Bett und wieder zurück schieben zu können und mir damit den Zugang zu den Essensvorräten zu sichern). Aber schon als ich dann kurz darauf am Steuer sitze, bemerke ich den beginnenden Schmerz an der mittleren Brust, der sich zum begleitenden Leidens-Soundtrack auswachsen wird, die Filmmusik, die beständig im Hintergrund mitläuft und sich immer wieder mal mit Misstönen vordrängeln wird.

In Bayeux aufm Camping wollen sie mich nicht haben, also fahre ich gleich ans Meer, lande auf einem kleinen Camping Municipal in Asnelles. Gemeinde-Campingplätze habe ich mir rausgesucht, die fühlen sich vertraut an, weil unser Familientraditionsplatz am Etang de Hanau auch einer ist und ich suche bei der Entdeckung des Neuen kleine gewohnte Details, an denen ich andocken kann im großen Unbekannten, auf dass es nicht ganz so bodenlos fremd ist. Ich habe eine sehr unruhige Nacht, vertreibe mir ab 3 Uhr morgens die Zeit damit, live dabei zuzusehen, wie Kamala Harris mit Donald Trump umgeht. Sie betritt einfach das Studio, dringt in seine Sphäre ein, hält ihm ihre Hand so entschlossen hin, dass er nicht aus kann und stellt sich mit „Kamala Harris“ vor, als wäre er so blöd, dass er nicht wüsste, wer sie ist oder gar nicht weiß, wie man ihren Namen richtig ausspricht. Großartig.
Es ist die erwartete Dritte-Tags-Krise bei großen Umschwüngen, die mir den Schlaf raubt. Der Tag, an dem mein Körper und mein Geist die Kurve ins andere Leben kriegen müssen, weil für einen Ausnahmezustand dauert es dann doch zu lange. Als ich dann die besseren Duschen gefunden habe, also die, die nicht vom windig-kalten Draußen nur durch eine klapprige Holztüre geschützt sind, sondern so richtig in einem gemauerten Raum mit echten, winddichten Wänden, und frisch geduscht, mit gewaschenen und gefönten Haaren im aufgeräumten Camper sitze, bin ich obenauf.

Der nächste Schluchzer-Moment wartet auf mich: Das Meer. Als wäre ich zum ersten Mal nach dem Beginn meiner diversen Erkrankungen an den Wellen, bricht es aus mir heraus. Dass-ich-das-noch-einmal-erleben-darf. Wir waren schon an der Nordsee, als ich grade mal ein halbes Jahr mit dem Krebs am diskutieren war, ich erinnere mich an diese Mischung aus tiefer Freude darüber, wieder am Meer sein zu können und großer Traurigkeit darüber, wieviel Zerstörung in mir wohnte, körperlich und psychisch. 5 Jahre später schäle ich mich mit den Schluchzern aus dem Kokon von Angst und Depression, der mich immer wieder einhüllen will. Ich gehe an den auslaufenden Wellen entlang, tief genug im Wasser, um seine erfrischende Kälte zu spüren, aber nah genug am Ufer, dass meine kurzen Hosen nicht nass werden; das klappt natürlich nur so semi. Es hat Jahre der Therapie gedauert, diese Wand zu durchbrechen, die alle Eindrücke von außen zu bloßen trockenen, zweidimensionalen Bildern gemacht hatte und jetzt durchstoßen diese Momente einfach mit einer großen Wucht die kleinen Gipskartonwände, die sich heimlich, still und leise wieder zwischen mich und meine Umwelt geschoben hatten. Wähm!

Auf dem Rückweg zum Camping sehe ich am gemauerten Kai eine kleine Bank stehen, die wie geschaffen ist für mich und mein Saxophon. Kein Schluchzer, ein Jauchzer!
Der Wind bläst immer noch viel zu stark, als dass ich Noten oder das IPad mitnehmen könnte und so lande ich mit meinem Saxophon, das ja eine Französin ist und sich deswegen voll zu Hause fühlt, ohne jegliches Zubehör auf dem Bänkchen. Ich muss meinen Fuß auf den Koffer stellen, damit er nicht wegfliegt (ist ja auch ein Leichtkoffer 😉) und dann spiele ich die wenigen Lieder, die ich auswendig kann: Amazing Grace und Auld Lang Syne, vergnüge mich mit meinem L. A. Lunch-Blues und bereue es sehr, nicht mehr im By-Heart-Repertoire zu haben. Ich versuche, auf die Wellen zu lauschen und ihnen zu antworten – Call and Response sozusagen -, und für wenige Töne gelingt es mir. Ein kurzer Augenblick nur, aber der löst etwas aus, von dem ich nicht weiß, wo es hinführt, aber es fällt ein Lichtstrahl durch den Spalt einer Tür, die bisher geschlossen war.

Die Initialzündung für die ganze Idee mit dieser Reise mit dem Wohnmobil und überhaupt in die Normandie und Bretagne war der Teppich von Bayeux. Auf der Normannen-Ausstellung im rem war er mir wieder ins Gedächtnis gerückt und dann hat Micha mir letztes Jahr zum Geburtstag einen schönen Bildband davon geschenkt und daraus erwuchs dieser Löffellisten-Gedanke. Den Begriff „bucket list“ kennt jeder, aber der klingt mir zu sehr nach abzuhakenden Punkten einer „task list“ auf der Arbeit und die Liste der Dinge, die man machen oder sehen möchte, bevor man den Löffel abgibt, ist dann freundlicher und bodenständiger. Ich wollte den Teppich von Bayeux einmal im Leben in wirklich gesehen haben und dazu musste ich weiter fahren als für einen unserer typischen 2-bis-3-Tage-Trips angemessen war. Und ich wollte schon immer mal mit einem Wohnmobil reisen. Und für Micha war diese Reise zu lange, und dann habe ich gemerkt, dass ich auch schon immer mal alleine unterwegs sein wollte; eigentlich schon damals, als ich mit 17 Jahren die letzten Ferien vor dem Abitur mit Interrail unterwegs war. – Damals habe ich mich nicht getraut, aber jetzt könnte ich ja?
Aus den intensivsten Zeiten meiner Psycho-Analyse stammt eine Traum-Sequenz:
Ich bin dabei, mich mit Eva Schwesterherz zu unterhalten, wohl über Tod und Sterben, aber dann sind meine Jungs in der Nähe und ich versuche, mich zwischen sie und Eva zu stellen, weil ich sie vor dem Gespräch schützen möchte.
Und plötzlich stehen wir an der Fähre nach Cres, dort wo ich als 12-jährige mit Eva und meinen Eltern im Käfer auf die Überfahrt gewartet habe und 38 Jahre später nochmal mit meinem jüngeren Sohn dabei, als der 12 Jahre alt war. Eva ist schon auf der Fähre und meine Jungs sind mit Micha im Auto in der Warteschlange, wohlgeborgen. Ich schultere einen Tragerucksack, in dem meine Tochter sitzt, ihre nackigen Beinchen baumeln unten raus. Ich bin in kurzen Hosen, lange, braungebrannte Beine und Wandersandalen und mache mich an der Autoschlange vorbei auf den Weg. So ein Gefühl wie nach 2 Wochen Rucksackurlaub, kräftig, sonnenverbrannt und ans Abenteuer gewöhnt; dieses Vertrauen, das man dort in sich und in das Leben in kürzester Zeit entwickelt. Zum Heulen schön. Ich weiß meine Jungs gut versorgt, lasse Eva hinter mir und kann das Abenteuer beginnen und das Abenteuer ist natürlich die Reise zu mir selbst. – Und mein jüngeres heiles Ich habe ich dabei, geborgen auf meinen Schultern.
Das war der Traum zu dieser Reise.
Um nach Bayeux zu radeln, ist das Wetter zu englisch-unbeständig, und so rangiere ich mit dem Camper durch die Gassen, bis ich einen schönen Parkplatz gefunden habe und dann stehe ich wirklich und wahrhaftig vor dem ellenlangen Teppich. Der sich hinter einer dicken Glasscheibe vor dem Zugriff meiner Hände – und der von Hunderter anderer Touristen – entzieht. Ich vermisse das Haptische schmerzlich. Nach erster Ablehnung lasse ich mir dann doch vom Audioguide die kriegerische Geschichte erzählen, die ich ja eigentlich schon kenne. Dort, wo ich einen Schluchzer-Moment am meisten erwartet hätte, stellt er sich nicht ein. Es ist mehr als das einfache Häkchen-setzen auf der Liste, aber das entfaltet sich erst hinterher. Zum Beispiel, als ich in einem kleinen Lädchen stehe, die entgegen meiner ersten Vermutung keine à la Teppich von Bayeux bestickten Kissenbezüge, sondern nur nackigen Stoff mit den farblich passenden Garnen und einer Stickanleitung verkaufen, und ich in einem hellen Moment sofort weiß, dass ich das nicht machen würde aus Geduldsmangel-Gründen; aber ich fühle eines der Musterkissen und weiß, das ist es, was mir gefehlt hat: Ich wollte ihn mit den Händen spüren. Da weiß ich natürlich noch nicht, dass ich nach meiner Heimkehr zum Geburtstag ein Stück Bayeux-Teppich geschenkt bekommen werde, genau ein Jahr, nachdem ich auf Instagram verkündet habe, dass ich ihn im Original sehen muss. Da wird sich ein schöner Kreis schließen.

Ja, und dann kommt die Überraschung. Ich fahre nach St. Malo, habe noch ein bisschen Zeit, bis der Zug kommt und parke Intra Muros und bin schockverliebt in diese morbide, ehemals mondäne Strandszenerie, die sich da vor mir auftut. Und sogar öffentliche Toiletten, das weiß ich grade besonders zu schätzen. Aber ich muss an den Bahnhof und da steigt aus dem TGV, der aus Paris kommt, – à l’heure, weil wir ja nicht in Deutschland sind -, die beste Freundin von allen. Als wäre es das Normalste auf der Welt. Und sofort ist es genau wie früher, als wir zusammen gereist sind, mit dem Käfer nach Dänemark (eigentlich wollten wir damals nach Schweden, aber es war schon in Tondern zu nass), mit Syrian Arab Airlines von Ost-Berlin nach Griechenland und was noch alles. Gleichzeitig ist es aber genau gegenwärtig wie heute und wir kehren zurück an den Strand von St. Malo und freuen uns daran, wie die Jahrzehnte ineinander fallen.

Auf der vergeblichen Verfolgungsjagd nach der Fata Morgana namens Mont Saint-Michel (man muss der GoogleMaps-Dame gemäß das „Saint“ englisch und den „Michel“ deutsch aussprechen) ruiniert die beste Freundin von allen sich den Rücken (mit diesem gelben Fahrrad, übrigens) und so plagen wir beide uns mit dem Rumgekraxel im Camper, der nicht für unsereins geschaffen ist, also für Frauen, bei denen jede Drehung und Wendung schmerzbehaftet ist. Aber da ist auch das leckere bretonische Essen mit Terrine und Muscheln und angeblich bayerischem Schokoladenkuchen von der Madame du Camping, das uns entschädigt. Und eine Freundin, die beglückt auf den Fahrersitz rutscht. Wenn sie fährt, ist immer Geborgenheit.

Bei den Menhiren von Carnac, einem weiteren von den Momenten, die ich auf dem Löffelplan hatte, war es die Verbindung zu früher, die ich gesucht hatte. Diese Steinreihen hatte ich auf der Interrail-Reise gesehen, damals, bevor es in die 13. Klasse ging und ich wollte ihnen und vielleicht damit der Steffi von damals wieder begegnen. Die war dort aber nicht, und das hat es auch gar nicht gebraucht. Wir sitzen lange genug auf einer Natur-Wiesen-Terrasse, um den Atem der Geschichte zu spüren und wir beide gegenwärtige Freundinnen sind vollauf genug.

Und der Moment am Strand, der genau so ein Strand ist, nach dem ich mich gesehnt habe, dort wo sich der spezielle Pinienduft mit dem sandigen Gefühl an den Füßen mischt, dieser Moment füllt sich mit einer Sehnsucht, erst der des Dableiben-Wollens und dann drehen sich die Momente in die Zukunft und die Sehnsucht gilt dem Wiederkommen-Wollen. Und im Hintergrund läuft Hermann van Veen und singt Saison.
Ich bringe die beste Freundin von allen zum Zug – na ja, zum Uber, das sie zum Zug bringt, um genau zu sein -, nach einem Aperol-orange leuchtenden Abend und mache mich auf den Weg in ein Hotel, auf dass ich mich in Zeitlupe seitlich in ein Bett legen kann und kein 3-aktiges Drama mit sukzessiver Reduktion des Kissenberges aufführen muss (das war die Prozedur, mit der ich mich im Camper in die Waagrechte schaffen musste). Und sofort ist es eine andere Reise, eine sehr angenehme, der dafür der Geruch des Draußen-seins abhanden gekommen ist. Letzteres war es nämlich, wonach ich mich gesehnt hatte für diese Reise.
Und die Momente, die sich jetzt aufaddieren, sind nach vorne gerichtet. Ich fahre ein bisschen am Meer entlang von Cancale Richtung St. Malo und sehe die steil abfallende Küste und kann nicht genug davon bekommen, die Zeit, die ich jetzt noch übrig habe, reicht nicht aus. Ich möchte wiederkommen, ich möchte diese Blicke nicht kurz auf knapp sehen, sondern einsickern lassen können, ich möchte an den Austernbänken von Cancale am Marktstand Austern essen, noch einmal auf der Kaimauer sitzen und den Blick genießen, wenn grade mal nix weh tut. Ich will das Ende der Bretagne sehen. Ich will nochmal hierher. So viel zum Abarbeiten von Löffellisten 😉
Und jetzt am Ende ist es doch ein bisschen so, wie ich es mir ausgemalt hatte: Ich sitze da und schreibe (okay, diesen Blog am Kamin daheim und kein Tagebuch am Strand) und kehre danach zurück in eine wohlige Geborgenheit, die ist auch hier daheim und nicht in der Camper-Schuhschachtel. Es hat halt ein paar Tage länger gedauert.

Und wenn dich wieder die Bretagnesucht packt: sag Bescheid.
Ich bin seit vielen Jahren süchtig nach dieser Welt aus Wellen und kleinen Steinhäusern. Und immer wieder dort anzutreffen. Auf ein Glas Rotwein?
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Ich nehme dann einen Ricard 😉
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Falls es dich wieder packt: sag Bescheid. Man könnte sich zwischen Möwen und Steinhäusern auf ein Glas Rotwein treffen…..
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